
Wer dachte, Huawei sei ein verstecktes chinesisches Spionageunternehmen und deshalb vom europäischen Markt verschwunden, der irrt ...
Beim Autosalon in Shanghai zeigte sich, dass Huawei das Gehirn der „Smartphones auf Rädern“ liefert. Das von den USA sanktionierte Unternehmen hat seinen Einfluss in der chinesischen Autoindustrie ausgeweitet, berichtet das Handelsblatt. Und das gilt nicht nur für chinesische Autos.
Der Konzern kooperiert inzwischen mit mehr als zehn Autoherstellern und 600 Partnern in der Industrie. Auch deutsche Konzerne wie Audi und BMW setzen auf Huawei-Technologie, um auf dem schwierigen chinesischen Markt mitzuhalten. Dass die deutschen Autobauer mit Huawei zusammenarbeiten, ist auch vor dem Hintergrund des eskalierenden Handelsstreits zwischen China und den USA bemerkenswert. Noch vor zwei Jahren hatte der damals bei Huawei für das Autogeschäft verantwortliche Manager Richard Yu betont, dass es aufgrund der US-Sanktionen für amerikanische, europäische und japanische Unternehmen schwierig sei, Huawei als Partner für intelligente Lösungen zu wählen.
Die „neue Klasse“ von BMW auf einem Messestand. Auch deutsche Konzerne wie Audi und BMW setzen auf Huawei-Technologie.
Inzwischen ist Huawei einer der führenden IT-Ausrüster der chinesischen Autoindustrie. Noch ist das Geschäft „intelligente Automobil-Lösungen“ die kleinste Sparte, doch die Wachstumsraten sind enorm. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um 474 Prozent auf 26, 4 Milliarden Renminbi, umgerechnet 3,2 Milliarden Euro.
Die Wiedergeburt von Huawei – ein großes Thema auf dem Autosalon in Shanghai. Das andere ist KI im Auto. Was für einige Europäer wie eine Zukunftsversion klingt, ist für Chinesen gar nicht weit weg. Der Weg ist klar: Moderne Autos müssen digital sein. Cockpit-Intelligenz ist kein Luxus mehr, sondern zunehmend Standard. Wer will, bestellt sich zum Beispiel einen Kaffee ins Auto – wo immer man will per Boten des Lieferdienstes Ele.me.
Ein Audi Q6L e-tron auf dem Huawei Messestand. Der deutsche Autobauer setzt neuerdings auf das Fahrassistenzsystem von Huawei.
Auch ausländische Unternehmen greifen auf die Dienste chinesischer Anbieter zurück. Der deutsche Zulieferer Bosch hat nach eigenen Angaben einen ersten Kundenauftrag für ein Cockpit mit Künstlicher Intelligenz erhalten. Auch Konkurrent ZF baut mit seiner Software Cubix und dem System Chassis 2.0 auf den Trend zur integrierten Fahrassistenz für intelligente Autos. Der deutsche Autobauer Audi setzt neuerdings auf das Fahrassistenzsystem von Huawei. Auch BMW kooperiert mit dem Unternehmen aus Shenzhen.
Fast still und heimlich ist es geschehen – Huawei hat die Autowelt erobert.
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