Wie lange dürfen staatliche Schulen noch versagen, bis wir mehr Bildungsfreiheit wagen?

vor 4 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Wir würden niemals ein paar Politiker und Bürokraten darüber entscheiden lassen, welche Kleidung unsere Kinder anzuziehen haben und welche Frisur sie tragen dürfen. Vor allem nicht, wenn das Ergebnis grauenhaft ist. Warum lassen wir dann ein paar Politiker und Bürokraten darüber entscheiden, welches Schulsystem bis zu 13 Jahre lang am besten für unsere Kinder ist?

„Die jüngste PISA-Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) ergab, dass Neuntklässler so schlecht wie nie abschnitten, vor allem in den Fächern Mathe, Naturwissenschaften und Lesefähigkeit.“ Das berichtete die Deutsche Welle Ende 2023. Bei IGLU und TIMMS, den zwei Leistungsvergleichen für den internationalen Grundschulbereich, nehmen die Kompetenzen im Lesen seit 2011 ab und die Kompetenzen in Mathematik gehen seit 2015 zurück.

Ein Schüler beim Fernunterricht während der Coronakrise.

Ich möchte niemanden zu lange mit Bildungsstudien quälen, das Ganze lässt sich abkürzen. Es gibt viele Statistiken über das deutsche Schulsystem, viele internationale Vergleiche, viele Daten, fast alle mit einer Gemeinsamkeit: Es sieht schlecht aus und es wird immer schlechter. Die Schüler können immer weniger lesen, rechnen, schreiben. Es gibt immer mehr leistungsschwache Schüler, immer weniger Stoff wird erfolgreich vermittelt.

Das deutsche Schulsystem ist bankrott. Am Geld liegt es nicht. Der Anteil des BIP, der für Bildung ausgegeben wird, steigt seit 30 Jahren leicht. Von 4 Prozent im Jahr 1995 auf 4,5 Prozent im Jahr von „kaputtgespart“ kann logischerweise keine Rede sein.

Auch an der Migration liegt es nicht alleine. Das sagt zumindest Marcel Helbig, Bildungsexperte am Leibniz-Institut, der betont: „Die Leistung an Gymnasien sind auch sehr stark zurückgegangen, wo Migranten kaum zu finden sind. Es ist mehr als nur ein migrationsspezifisches Problem, mit dem wir hier zu tun haben.“

Ebenso hat die Coronapolitik den Schülern sicherlich nicht geholfen, die Negativentwicklung war aber lange vorher da. Die Leistungen der Schüler zeigen immer schwächere Leistungen. Das ist die Bilanz staatlicher Bildungspolitik in Deutschland. Und das seit Jahrzehnten und unbestreitbar. Eine Statistik belegt dieses Scheitern besonders eindrucksvoll. Seit 1992 hat sich die Zahl der Privatschulen in Deutschland um stolze 80 Prozent erhöht.

Mittlerweile besucht fast jeder zehnte Schüler so eine private Bildungseinrichtung. Der Instinkt vieler Eltern passt zu den offiziellen Fakten: Auf einer staatlichen Schule bekommt mein Kind nicht die Bildung, die es verdient hat. Eine recht schlimme Bestandsaufnahme. Sie spiegelt die Realität aber gar nicht hinreichend wider. In Wahrheit sieht es noch dramatischer aus. Denn die ganze private Initiative, die nötig ist, um das nicht in der Schule vermittelte Wissen auszugleichen, wird nie berücksichtigt.

Der langjährige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Dieter Meidinger, gibt dem deutschen Bildungssystem im Gespräch mit NIUS-Politikchef Ralf Schuler eine erschütternde Bewertung:

Es scheint in Deutschland irgendwie als eine Selbstverständlichkeit wahrgenommen zu werden, dass Schüler aus der Schule kommen und dann die Eltern oder der Nachhilfelehrer oder die Lernapp oder alles zusammen aktiviert werden, um den Kindern das beizubringen, was sie eigentlich durch bloßes Mitmachen in der Schule und mit Hausaufgaben hätten lernen sollen.

Man muss sich bewusst werden, was das eigentlich bedeutet. Berufstätige Eltern, die ohnehin schon mehr als das halbe Jahr für den Staat arbeiten, schicken ihre Kinder von morgens bis abends in von ihnen finanzierte, staatliche Schulen. Fünf Tage in der Woche. In der Hoffnung oder dem Vertrauen, dass sie dort alles Notwendige lernen. Nun stellen sie aber fest, dass ihre Kinder eben nicht hinreichend viel lernen und müssen das Verpasste nachholen. Indem sie selbst ihren Kindern Stoff erklären, indem sie private Nachhilfe zahlen oder indem sie im Internet nach Möglichkeiten suchen, effektiv das Schulmaterial nachzuholen. Es gibt mittlerweile eine ganze Industrie von Online-Nachhilfe-Angeboten und Erklärvideos.

Die Eltern müssen also das staatliche Versagen in den Schulen mit privatem Geld oder privater Arbeitszeit ausgleichen. Sie werden selbst zu Teilzeit-Lehrern, leider zu unbezahlten Teilzeit-Lehrern. In letzter Konsequenz ist das Schulversagen also nichts anderes als eine weitere Besteuerung, eine weitere Belastung der fleißigen Menschen im Land, die dem Staat so viel geben und so wenig zurückbekommen.

Ohne privaten Einsatz würden all diese Statistiken noch viel miserabler aussehen, ohne ihn wäre das staatliche Schulsystem schon längst kollabiert. Haben wir dem Staat nicht genug Wahlkämpfe Zeit gegeben, um die Bildung zu verbessern? Gab es nicht genug Reformversuche? In der Qualität sind in all den Jahren doch nur die privaten Lernangebote besser geworden, nicht die staatlichen.

Wenn Private dieses kaputte System am Laufen halten, warum dann nicht die Realität akzeptieren und mehr private Elemente in der Bildung ermöglichen? Was haben wir zu verlieren? Es braucht mehr Freiheit und daraus folgend mehr Wettbewerb in der Bildungspolitik. Im Moment muss beides mit der Lupe gesucht werden. In der Theorie stehen die 16 Bundesländer zwar im gegenseitigen Bildungswettbewerb, in der Praxis ist den Bremern aber egal, was die Sachsen machen.

Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Kultusministerin Anna Stolz besuchen eine Tablet-Klasse der Mittelschule an der Elisabeth-Kohn-Straße in München.

Eine populäre Antwort auf diesen nicht funktionierenden Föderalismus ist, ihn einfach ganz abzuschaffen und die Schulpolitik dem Bund zu überlassen. Auch die sich liberal nennende FDP vertritt dieses Konzept. Das ist die genau falsche Schlussfolgerung. Statt noch weniger Wettbewerb und noch mehr Einheitssystem für alle braucht es viel mehr Wettbewerb und viele verschiedene Konzepte. Jede einzelne Schule muss eine Art Privatschule werden dürfen, mit gigantischer Autonomie.

Ich habe keine Ahnung, wie das beste Schulsystem aussieht. Kein Bildungsminister hat eine Ahnung, wie das beste Schulsystem aussieht. Keine Bürokraten und keine Staatssekretäre am grünen Tisch wissen, wie das beste Schulsystem aussieht. Die Idee, dass wenige Menschen für Millionen Menschen ein System entwickeln und dieses System dann gut funktioniert, ist eine sozialistische Idee des Irrsinns. Und die Idee, dass das bestmögliche System in seinen Grundzügen im vorletzten Jahrhundert gefunden wurde, ist eine Idee des totalen Wahnsinns.

Nur mit einem freien Markt der Ideen kann sich herausfinden lassen, welches von dutzenden denkbaren Schulsystemen sich am besten eignet. Je mehr Freiheit einzelne Schulen haben, desto besser. Das hätte auch für die Eltern enorme Vorteile, schließlich dürfte kaum jemand für ein leicht besseres Schulsystem das Bundesland wechseln.

Aber den Landkreis oder die Stadt für ein sehr viel besseres Schulsystem wechseln? Wesentlich realistischer. Endlich wären Familien nicht mehr den Launen irgendwelcher Bürokraten in den Landeshauptstädten ausgesetzt. Endlich hätten sie echte Auswahl. Auch die Möglichkeit, seine eigenen Kinder zuhause zu unterrichten, muss endlich erlaubt werden.

Es muss die Chance geben, sich dem staatlichen Zwangssystem zu entziehen, wie es in anderen Ländern schon lange Realität ist. Die Schulpflicht muss durch eine Bildungspflicht ersetzt werden. Wer seine Kinder daheim gut unterrichten und das beweisen kann, hat jedes Recht dazu. In den USA werden etwa 3 Millionen Kinder fernab von Schulen unterrichtet und schneiden laut 78 Prozent der zu diesem Thema publizierten Studien in Tests signifikant besser ab als ihre Konkurrenz in institutionellen Schulen.

Die meisten Eltern in diesem Land können ihren Kindern 50 verschiedene Chipstüten kaufen, sie aber nur in ein Schulsystem schicken. Das ist Schul-Sozialismus. Sozialismus scheitert immer. Die Frage ist lediglich, wie lange wir diesen Schul-Sozialismus noch scheitern lassen, bevor er zum Wohle aller Kinder und Eltern endlich abgeschafft und durch Freiheit und Wettbewerb ersetzt wird.

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