Wieder ein grüner Traum geplatzt: Der stille Tod des Wasserstoffautos

vor etwa 1 Monat

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Überall in Deutschland werden zurzeit Wasserstofftankstellen geschlossen. Allein von Januar bis Ende Juli werden es 22 sein, berichtet der Tagesspiegel. Von einst fast 100 Tankstellen sind nur noch 69 in Betrieb, jederzeit kann eine weitere für immer gesperrt werden. Das Verschwinden der Tankstellen ist wie in Symbol – der stille Tod des Wasserstoffautos.

Für viele Deutsche war der Wasserstoff-Antrieb der Weg in die technologische Zukunft. Das Wasserstoffauto galt als Alternative zum batteriegetriebenen Auto. Getankt wird in wenigen Minuten, die Reichweite taugt auch für lange Strecken. Aus einem unsichtbaren Gas wird sauberer Strom gemacht – mehr geht nicht.

Die Industrie propagierte das Thema massiv. 2011 läutete der damalige Mercedes-Chef Dieter Zetsche das „Jahrhundert des Wasserstoffs“ ein. Fast 200 Millionen an Fördermitteln sind seither in den Aufbau von Tankstellen geflossen. „Aber das große Rennen ist gelaufen“, sagt ein Ex-Manager aus der Branche heute. Der Traum vom massentauglichen Wasserstoffauto ist ausgeträumt.

In Deutschland sind gerade mal 1802 H2-betriebene Pkw laut Kraftfahrt-Bundesamt registriert. Innerhalb der vergangenen zwei Jahren wurde die Zahl immer kleiner – und zwar weltweit. 2024 sei der Absatz um 22 Prozent eingebrochen, meldet das Marktforschungsunternehmen SNE. Ende April hat der österreichische Energiekonzern OMV als einziger Anbieter von Wasserstofftankstellen verkündet, alle Anlagen im Land vom Netz zu nehmen. Trotz früher Investitionen sei die Nachfrage hinter den Erwartungen zurückgeblieben, begründete das Unternehmen seine Entscheidung. Im vergangenen Jahr hatte sich schon der einzige Anbieter in Dänemark vom Markt verabschiedet. Und in Großbritannien hat der Ölkonzern Shell bereits 2022 alle H2-Tankstellen geschlossen.

Einer der Gründe für den Wasserstoff-Flop: Die seltenen Tankstellen.

Von den knapp 49 Millionen Pkw in Deutschland fahren heute 3,5 Prozent mit Batterie. Dagegen kommen Wasserstoffautos gerade mal auf 0,003 Prozent. Warum hat der eine Antrieb gewonnen, der andere verloren, obwohl es Ähnlichkeiten gibt? Beide sind Elektroautos, beide fahren mit Strom. Im „Elektroauto“ wird die Batterie direkt genutzt, das Wasserstoffauto arbeitet mit einer Brennstoffzelle. Dafür wird Wasserstoff in einem Drucktank gespeichert und anschließend in einer Brennstoffzelle in elektrische Energie umgewandelt, die dann den Elektromotor antreibt.

Die Verfechter der Batterie warnten vor einem drohenden Milliardengrab, doch viele Autobosse hielten dagegen: „Während man die Batterie für ein E-Auto lädt, kann man Tolstois Krieg und Frieden lesen. Das Befüllen eines Wasserstoffautos reicht dagegen gerade mal, um kurz zu twittern“, sagt Daimler-Chef Zetsche auf der Internationalen Automobil Ausstellung 2011. Die B-Klasse Fuel Cell (englisch für Brennstoffzelle) sollte bis 2014 in Serienfertigung gehen. Dazu kam es nie. 2019 stieg Mercedes nach 30 Jahren Entwicklung aus dem Brennstoffzellengeschäft aus. Das einst gelobte „Jahrhundert“ für den Wasserstoff war dann doch recht kurz.

Mercedes, Volkswagen, Ford oder BMW – alle großen Autobauer hatten in der Euphorie Wasserstoffautos angekündigt. Bis heut ist kein einziges auf dem Markt.

Wieder ist ein grüner Traum geplatzt – der stille Tod des Wasserstoffautos.

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