Wir brauchen mehr Beamte – wirklich?

vor etwa 12 Stunden

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Frage: Ist es fair, eine Kolumne über Beamte mit Beamtenwitzen zu beginnen? Antwort: Fair nicht, aber lustig.

Zum Beispiel dieser: „Treffen sich zwei Beamte auf dem Gang, fragt der eine den anderen: Und, kannst du auch nicht schlafen?“

Oder: Fragt ein Beamter den anderen: „Wieso meckern die Leute eigentlich immerzu über uns, wir tun doch gar nichts?“

Die meisten Beamtenwitze kannte Peter Heesen, von 2003 bis 2012 Bundesvorsitzender des gewerkschaftlichen Dachverbandes dbb beamten & Tarif Union. Er konnte herzlich über Beamtenwitze lachen – nur über einen Scherz mit seinem Namen nicht. Der war recht naheliegend und lautete: „Außer Heesen nichts gewesen.“

Beamtenwitze kommen nicht aus der Mode.

Warum ich das erzähle? Volker Geyer, aktueller Bundesvorsitzender des Deutschen Bundes (DBB) geht davon aus, dass dem Staat derzeit 600.000 Beschäftigte fehlen, um seine Aufgaben erledigen zu können. Das sagte er in einem Interview mit der FAZ. Die Zahl ist das Ergebnis der jährlichen Abfrage des Verbandes bei seinen 41 Mitgliedsgewerkschaften.

Der DBB-Vorsitzende wehrte sich auch gegen Vorschläge der Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), die Menschen müssten länger arbeiten: „Der Vorschlag geht komplett an der Lebenswirklichkeit und den Anforderungen der Arbeitswelt vorbei. Wir haben schon heute eine extreme Zunahme an psychischen Erkrankungen. Die Leute können nicht mehr. Für die Bundesbeamten fordern wir übrigens das Gegenteil: die Rücknahme der vor über zwanzig Jahren vorübergehend auf 41 Stunden erhöhten Wochenarbeitszeit. Das wird uns seit Jahren versprochen.“

Laut Wirtschaftsministerin Reiche müssen die Menschen länger arbeiten.

Über die Anforderungen der Arbeitswelt gibt es überaus konträre Meinungen. Um die Altersversorgung in Deutschland gerechter zu machen, müssten Beamte laut dem Vorschlag des Forschungsinstitutes Pestel im niedersächsischen Sarstedt künftig fünfeinhalb Jahre länger arbeiten als Arbeiter. Es begründete diesen Schritt mit der „überdurchschnittlich langen Lebenserwartung“ von Beamten. „Wenn wir über eine längere Lebensarbeitszeit reden, dann sollten vor allem die Menschen länger arbeiten, die eine höhere Lebenserwartung aufweisen“, heißt es in der Studie. Das seien statistisch gesehen Beamte, die zudem über einen deutlich längeren Zeitraum Pensionen bezögen als Arbeiter Rente.

Eine konträre Diskussion. Denn Beamte sind im Gegensatz zu den eingangs erzählten Beamtenwitzen auch Polizisten, Feuerwehrleute, Zollbeamte, dazu Beamte im Gesundheitswesen und bestimme Posten bei der Bundeswehr.

Mein gesunder Menschenverstand sagt mir: Gut, dass es Beamte gibt in Deutschland. Aber 600.000 neue Beamte machen das Land nicht besser.

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