
Während Deutschland weiter mit wirtschaftlichen Herausforderungen kämpft, fordern führende Vertreter der bayerischen Wirtschaft nun einen drastischen Schritt: Die Streichung mindestens eines gesetzlichen Feiertags. Drei Tage stehen dabei auf der Streichliste: Ostermontag, Pfingstmontag und der zweite Weihnachtsfeiertag.
Die Forderung beruht auf der Überzeugung, dass Deutschland im europäischen Vergleich zu viele freie Tage und zu wenig Arbeitsstunden habe. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), sagte gegenüber Bild: „Ostermontag, Pfingstmontag, 2. Weihnachtsfeiertag – da sind meine Kollegen aus Frankreich und Italien regelmäßig verblüfft, dass wir da freihaben.“
Sein Vorschlag: Mindestens einen dieser Feiertage abschaffen, um die Produktivität zu steigern. Das müsse kein dramatischer Einschnitt sein, so Brossardt:
„Einen Tag da wegzunehmen, das würde der deutschen Wirtschaft viel bringen und würde die Arbeitnehmer nicht stark belasten.“ Der Präsident der vbw, Wolfram Hatz, begründet die Forderung mit alarmierenden Zahlen: Zwischen Januar und April dieses Jahres hätten allein in Bayern 11.000 Menschen ihren Arbeitsplatz verloren. Als Ursachen nennt er unter anderem internationale Handelshürden, Investitionszurückhaltung – und eben zu viele Feiertage. Sein Fazit: „Unser Weißbierglas ist nach wie vor zu wenig gefüllt.“
Die vbw verweist auch auf internationale Vergleiche: Ein deutscher Arbeitnehmer komme im Schnitt auf 1343 Arbeitsstunden pro Jahr – das seien
Für Brossardt ist vor allem der Pfingstmontag entbehrlich. Auch Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), hatte jüngst vorgeschlagen, angesichts der angespannten Lage ein bis zwei Feiertage zu streichen, um die gesamtwirtschaftliche Leistung zu erhöhen.
Der Vorschlag sorgt jedoch für breiten Widerstand. Kirchliche Vertreter und Gewerkschaften weisen darauf hin, dass Feiertage nicht nur ökonomisch betrachtet werden dürften. Sie seien Teil der kulturellen Identität, sozialer Rhythmen – und für viele auch spirituell bedeutsam.
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellte sich zuletzt deutlich gegen eine Streichung: Feiertage seien „wertvolle Ruheinseln“ im Alltag der Menschen. Laut aktuellen Umfragen lehnt zudem eine Mehrheit der Bevölkerung den Verzicht auf gesetzliche Feiertage ab.
Die Debatte wird in Zeiten der Krise noch eskalieren: Wie viel Freizeit ist gesellschaftlich tragbar, wie viel Arbeitszeit wirtschaftlich notwendig? Und wie viel ist die Erholung der Menschen im Vergleich zur Wachstumslogik wert?
Fest steht: In Zeiten von wirtschaftlichem Gegenwind und wachsender globaler Konkurrenz wächst der Druck auf den Standort Deutschland. Doch die Frage bleibt, ob mehr Arbeit automatisch die bessere Lösung ist – oder ob nicht vielmehr strukturelle Reformen, Innovation und Effizienzgewinne entscheidend sind.