Wissenschaftliche Stimmanalyse und Hausbesuch bei den Eltern: So jagte Böhmermann den YouTuber „Clownswelt“

vor etwa 2 Monaten

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Bildquelle: Apollo News

Am Freitag veröffentlichten das ZDF Magazin Royale gemeinsam mit der Zeit die persönlichen Informationen des bis dahin anonymen rechten YouTubers „Clownswelt“. Dafür wandte die gebührenfinanzierte Sendung gemeinsam mit der Zeit massive Ressourcen auf: Man machte sein komplettes Umfeld, seinen Namen und seinen Wohnort ausfindig. Die Öffentlichkeit soll über den YouTuber alles erfahren.

Moderator Jan Böhmermann beschreibt in seiner Sendung ZDF Magazin Royale, wie man die Identität von „Clownswelt“ gefunden habe: Anhand eines Fotos, das der YouTuber von seinem Arm auf Telegram geteilt hat, sei man ihm auf die Schliche gekommen. Zu sehen war dort nämlich auch ein goldenes Gitarrenplektrum und ein T-Shirt von einer Metal-Band. Dann, so Böhmermann, habe man „alle verfügbaren Fotos von allen deutschen Metalbands (…) nach einem Gitarristen durchsucht“, wobei man dann auf Bilder von „Clownswelt“ mit eben jenem Gitarrenplektrum gestoßen sei und so seinen Namen herausgefunden habe.

Doch allein der Name reichte dem ZDF und der Zeit offenbar nicht. In einer augenscheinlich äußerst aufwendigen Arbeit suchten die Journalisten „Bekannte, Familienmitglieder und auch Professoren“ von „Clownswelt“ auf, um diese nicht nur über die Identität von ihm zu befragen, sondern auch über sein bisheriges Leben. Sie veröffentlichten diese privaten Informationen breit – offenbar ohne die Einwilligung von „Clownswelt“ – vor einem Millionenpublikum.

So wird über die früheren Liebesbeziehungen des YouTubers oder seine Schul- und Studienlaufbahn berichtet. Nach Ansicht der Zeit und des ZDF überwiegt selbst bei solchen äußerst persönlichen Informationen das öffentliche Interesse. Weil „Clownswelt“ ein, wie Böhmermann ihn nennt, „rechtsextremer Internetpropagandist“ sei und dabei Hunderttausende Menschen erreicht, ist die öffentliche Bloßstellung aus Sicht von ZDF und der Zeit gerechtfertigt.

Die Ressourcen, die für diese Untersuchung aufgewendet wurden, müssen enorm sein: Um die Stimme aus den YouTube-Videos mit anderen Tonaufnahmen abzugleichen, haben Zeit und ZDF etwa nach eigenen Angaben eine „wissenschaftliche Stimmanalyse“ durchführen lassen. Das Meisterstück der Journalisten ist es, ein ganzes Reporterteam zu den Eltern von „Clownswelt“ zu schicken. Auch sie fragt man über den YouTuber aus – und hinterlässt sie, nach eigenen Angaben, „überrascht und aufgebracht“.

Auch „Clownswelt“ persönlich versucht man immer wieder zur Rede zu stellen: Die Zeit schreibt davon, dass man „wochenlang versucht“ habe, den YouTuber zu kontaktieren – das versuchte man dabei sowohl auf telefonischem Wege als auch über WhatsApp. Trotz der Tatsache, dass „Clownswelt“ ein Gespräch offensichtlich ablehnte, versuchte man es weiter.

Angesichts dieses massiven Aufwands stellt sich auch die Frage, wie viel Geld aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in die Suche nach „Clownswelt“ geflossen ist. Ob die Verwendung der Gelder für das Doxxing einer Person überhaupt zweckmäßig ist, drängt sich dabei noch mehr auf.

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