Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik fordert höhere Steuern auf Fleisch und empfiehlt eine digitale Analyse von Kaufprozessen

vor 5 Tagen

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Sojaschnitzel für alle! Überspitzt ist das die Grundaussage des neuen Berichts „Alternativprodukte zu tierischen Lebensmitteln als Beitrag zu einer nachhaltigeren Ernährung“ des wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik beim Umweltministerium, der im Juli veröffentlicht wurde. Konkret fordert der Beirat, Fleisch zu verteuern und die Steuern auf pflanzliche Alternativprodukte zu senken. Außerdem sollen digitale Daten gesammelt werden, um die Ernährungsgewohnheiten der Menschen zu analysieren.

„Pflanzliche Alternativprodukte“ werden als Lebensmittel definiert, die sensorisch und geruchlich an Fleisch erinnern sollen. Also zum Beispiel Sojaschnitzel oder Ersatzprodukte aus Erbsenprotein oder Weizen. In dem Bericht wird empfohlen, dass Restaurants und Lebensmittelhändler sowie Konsumenten die „3-R Strategie“ anwenden sollen: „reduce“ (tierische Produkte reduzieren), „remix“ (tierische und Alternativprodukte mischen), „replace“ (Fleisch durch Alternativprodukte oder Gemüse ersetzen).

Fleisch soll in kleineren Portionsgrößen verkauft werden, wohingegen Fleischersatzprodukte vielfältig angeboten und alltagstauglich sein sollen. Die Mehrwertsteuer für Ersatzprodukte soll von 19 Prozent auf sieben Prozent gesenkt werden, zugleich wird „eine schrittweise, moderate Erhöhung der Mehrwertsteuer auf tierische Lebensmittel“ empfohlen. Außerdem wird die Einführung eines Klimalabels empfohlen, das die „Klimawirkung“ darstellen soll.

Der Bericht erwähnt, dass Ersatzprodukte für Käse, Fleisch und Milch vielfach schlechtere Nährstoffprofile haben als die tierischen Originalprodukte. Milchersatzprodukte haben „deutlich weniger Calcium, Jod, Vitamin D, Vitamin B12 und Vitamin B2“. Die Ernährungswerte von Käsealternativen seien „vielfach ungünstiger“ als die von Käse. Dennoch werden die Ersatzprodukte empfohlen, weil sie angeblich für das Klima besser seien.

Deutschland ist laut dem Bericht in Europa „der größte Markt für pflanzenbasierte Alternativprodukte“. Es werden drei Szenarien durchgespielt, wie der Marktanteil von Ersatzprodukten erhöht werden kann. Bei dem „Trendszenario“ entwickele sich der Konsum „bis 2045 geometrisch“, was den Fleischkonsum betreffe, und „linear“, was Milchprodukte betreffe. Bei dem Szenario wird insgesamt mit einem Fleischrückgang gerechnet, der vor allem auf einen Rückgang von Schweinefleisch zurückzuführen sei, während der Konsum von Geflügel ansteigen würde.

Außerdem gibt es das Szenario eines „beschleunigten Wandels“ und eines „stark beschleunigten Wandels“, bei denen jeweils mit einem schnelleren Rückgang des Konsums tierischer Produkte gerechnet wird. Während beim „Trendszenario“ von 40 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr und 23 Kilogramm an Alternativprodukten ausgegangen wird, wird beim „stark beschleunigten Wandel“ von lediglich 20 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr und 93 Kilogramm an Ersatzprodukten ausgegangen.

„Durch die kontinuierliche Erhebung realer Verhaltensdaten – etwa über digitale Kaufprozesse, Mobilitätsmuster oder Interaktionen im Raum – wird es möglich, Ernährung nicht nur punktuell, sondern in ihrer zeitlichen Dynamik und im Kontext vielschichtiger Einflussfaktoren zu analysieren“, heißt es im Bericht. Die Analyse digitaler Datenräume erlaube es, „Prozesse, die ‚vor dem Mund‘ stattfinden“, zu untersuchen. Es könnte also festgestellt werden, wie Verfügbarkeit von Produkten oder Routinen die Ernährungsgewohnheiten beeinflussen.

Die Empfehlungen des wissenschaftlichen Beirats sind nicht bindend, allerdings wurden sie in der Vergangenheit von der Landwirtschaftsministerin durchaus berücksichtigt. So setzte Özdemir die Empfehlung des Beirats um und führte eine Kennzeichnungspflicht ein, die angeben soll, in welcher Form von Stall Tiere gehalten werden.

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