Neubauzahlen brechen ein – Wohnungsnot verschärft sich weiter

vor 21 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Der Bau neuer Wohnungen in Deutschland ist seit 2024 noch einmal dramatisch eingebrochen, wie neue Daten zeigen. Ursache für diesen Rückgang seien gestiegene Zinsen und höhere Baukosten. Im Jahr 2024 wurden nur 251.900 neue Wohnungen fertiggestellt – ein Rückgang von über 14 Prozent gegenüber 2023, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Es ist noch einmal ein deutlicher Rückgang seit dem „Höchststand“ von 306.400 neuen Einheiten im Jahr 2020. Zwischen 2021 und 2023 wurden jährlich etwas weniger, rund 294.000 Wohnungen, gebaut. Den bisherigen Tiefpunkt gab es 2009 mit nur 159.000 fertiggestellten Einheiten.

Bereits seit Beginn der Migrationskrise 2015 war klar, dass mindestens 400..000 neue Wohnungen pro Jahr hätten gebaut werden müssen, um das Thema Wohnraumkrise einigermaßen beherrschbar zu machen. Dieses jahrzehntelange Versäumnis rächt sich an allen Ecken und Enden und läuft für den tatsächlichen Bedarf komplett aus dem Ruder.

Die Zahlen umfassen sowohl Wohnungen in neu errichteten Gebäuden als auch neue Wohneinheiten in bestehenden Gebäuden – etwa, wenn Büros in Wohnraum umgewandelt werden. Am stärksten war der Rückgang bei Einfamilien- und Doppelhäusern, die um 22 beziehungsweise 26 Prozent zurückgingen. Solche Häuser werden überwiegend von Privatpersonen gebaut, nicht von gewerblichen Investoren.

Inflation und wirtschaftliche Stagnation treffen daher vor allem private Bauherren besonders hart. Die durchschnittliche Dauer von der Baugenehmigung bis zur Fertigstellung stieg weiter an – von 20 Monaten im Jahr 2020 auf nun 26 Monate.

Der Einbruch beim Neubau verstärkt die Sorge vor einem sich weiter verschärfenden Wohnungsmangel in Deutschland. Schon jetzt fehlen im Land mehrere Hunderttausend Wohnungen – besonders angespannt ist die Lage in den größeren Städten. Die frühere Koalition aus SPD, Grünen und FDP hatte das Ziel ausgegeben, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu errichten – dieses Ziel wurde jedoch verfehlt. Im Januar 2025 erreichte die Zahl neu erteilter Baugenehmigungen den niedrigsten Stand seit 14 Jahren, wie das Statistische Bundesamt berichtete.

Am 15. Mai kündigte die neue Bauministerin Verena Hubertz (SPD) für ihre ersten 100 Tage im Amt einen „Bauturbo“ an, mit dem Kommunen Bauprojekte schneller umsetzen sollen. Beobachter zeigen sich skeptisch. In der Welt kritisierte Journalist Michael Fabricius, Hubertz fehle es an der nötigen Erfahrung für das Amt. Hubertz befürwortet zudem das  Mietkontrollsystem, das die neue Regierungskoalition fortführen und verschärfen will.

Sie will Indexmieten blockieren, die an die Inflationsrate gekoppelt sind, sowie die Mietpreisbremse verlängern und auf Neubauten ausweiten. Das kann zwar einzelne Mietpreiserhöhungen für Bestandsmieter reduzieren, aber blockiert den Neubau und Investitionen, da deren Risiko steigt und Unwirtschaftlichkeit die Folge ist. Ihre Vorgängerin sprach von Umsiedlungen aus den Gr0ßstädten und forderte Ältere auf, ihre Wohnungen aufzugeben zu Gunsten von jüngeren Familien. Damit zeigt sich, dass die SPD in der Koalition statt marktwirtschaftlicher Lösungen auf Zwangsmaßnahmen, Verteilungskonflikte und staatliche Kontrolle setzt.

Fachleute machen jedoch bereits heute das strenge Mietrecht für den Wohnungsmangel in Deutschland verantwortlich. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln aus dem Jahr 2024 zeigte, dass Mietpreisbremsen das Angebot an Mietwohnungen stark verringert haben. Diesen Trend will offensichtlich die Regierung Friedrich Merz fortsetzen.

Dieser übersetzte und erweiterte Beitrag ist zuerst bei Brussels Signal erschienen.

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