
Zwei Messerattacken durch Kinder binnen acht Stunden. Die Täter: Jungs mit Migrationshintergrund. Die Opfer: Gleichaltrige – zum Teil lebensgefährlich verletzt. Die Fälle ereigneten sich in Berlin-Spandau und im nordrhein-westfälischen Remscheid. Ein beunruhigender Trend setzt sich fort: Immer häufiger stechen in Deutschland nicht Jugendliche oder Erwachsene zu – sondern Kinder.
Donnerstagvormittag, Berlin-Spandau: Ein 12-jähriger Schüler wird blutüberströmt mit einer Halsverletzung in der Umkleidekabine der Sporthalle entdeckt. Der mutmaßliche Täter: ein 13-jähriger Mitschüler, arabisch- oder kurdischstämmig, mit deutschem Pass. Erst am nächsten Tag konnte er von der Polizei geschnappt werden – strafrechtliche Konsequenzen wird es wohl keine geben. Der Angreifer ist zu jung, um belangt zu werden.
Wolfgang Büscher arbeitet in der landesweit bekannten Einrichtung „Die Arche“, in der Kinder Essen, Hausaufgabenhilfe und soziale Unterstützung bekommen.
Donnerstagnachmittag, Remscheid (NRW): Nur acht Stunden später: Ein elfjähriger Junge aus dem Irak sticht in der Innenstadt auf einen 13-jährigen deutschen Schüler ein. Das Messer trifft das Bein des Opfers zweimal. Der Junge wird schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Laut Polizei waren beide zu einer Prügelei verabredet – es ging um einen Streit aus der Schule. Der Angreifer flieht zunächst mit einem weiteren Jungen, wird später nahe seiner Wohnung gefasst. Zwei Attacken. Zwei Kinder mit Messern. Zwei Opfer.
Wolfgang Büscher vom Kinder- und Jugendprojekt „Die Arche“ in Berlin warnt schon lange vor der wachsenden Gewaltbereitschaft unter Kindern – besonders in sozial belasteten Vierteln. Im Gespräch mit NIUS sagt er: „Wir füllen prekäre Viertel auf mit Geflüchteten. Wir bringen die Menschen, die zu uns kommen, in Gebiete, wo schon sehr viele Menschen unter schwierigen Bedingungen leben.“
Das Ergebnis seien völlig überlastete Schulen – mit Migrationsquoten von bis zu 90 Prozent. Büscher: „Wenn wir Menschen aus dem Ausland holen, dann müssen wir uns auch kümmern. Ansonsten müssen wir den Mut haben zu sagen: Stopp, es geht nicht mehr weiter.“
Die Arche betreut Kinder aus genau solchen Milieus – oft unter extremen Bedingungen. „Teilweise brauchen wir eine Eins-zu-Eins-Betreuung, um Kinder von der schiefen Bahn fernzuhalten.“ Doch seine Appelle an die Politik verhallen ungehört. „Die Botschaft kommt definitiv nicht an. Egal ob Altkanzler Scholz, Ricarda Lang oder andere Politiker – sie nicken mit dem Kopf, dann verschwinden sie spurlos.“
Arche-Leiter Wolfgang Büscher bei NIUS Live
Besonders verärgert zeigt sich Büscher über den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner: „Er war bei uns in der Arche, wir haben ihm die katastrophale Lage geschildert. Und was macht er? Statt die Brennpunktschulen abzuschaffen, redet er kurz darauf öffentlich davon, sie stärker zu fördern. Das ist Realitätsverweigerung.“
Büscher spricht von einem besorgniserregenden Trend: Kinder und Jugendliche, die Messer mit sich tragen – aus Angst, selbst Opfer zu werden. „Viele haben ihr Messer in der Tasche wie ein Handy. Wenn man fragt, warum, sagen sie: ,Die anderen haben ja auch eins. Ich muss mich schützen‘.“ Ein Phänomen, das auch die Polizei kennt – unter dem Begriff „Schutzbewaffnung“.
Die Arche versucht zu reagieren – soweit das möglich ist. „Wenn wir ein Messer bei einem Kind finden, wird es konfisziert. Die Kinder dürfen dann ein paar Tage nicht mehr zu uns kommen. Das wirkt – meistens. Aber es bleibt ein Kampf.“
Büscher ist sicher: „Wer ein Messer in der Tasche hat, wird es irgendwann auch einsetzen. Und diese Fälle werden intensiver und häufiger.“
Das ganze Gespräch mit Wolfgang Büscher finden Sie hier: