
Deutschland bekommt einen neuen Kulturstaatsminister. Der Nachfolger von Claudia Roth ist männlich, konservativ und gebildet. Der Publizist und Verleger Wolfram Weimer ist insofern der personifizierte Gegensatz zur grünen Politikerin aus Schwaben.
Roth stand für einen ideologisch hochgerüsteten Kulturbegriff. Sie nahm die schönen Künste als Werkzeug linker Gesellschaftspolitik in die Verantwortung. Von Weimer, dessen Etat rund zwei Milliarden Euro umfasst, sind solche Engführungen nicht zu erwarten. Darum ist er eine gute Wahl.
Der gemeinsame Aufschrei der linken Süddeutschen Zeitung (SZ) und des nach links gerückten FAZ-Feuilletons spricht für, nicht gegen Weimer. Mit Weimer könnte Kultur – für die der Bund nur in engen Grenzen zuständig ist – wieder zu dem werden, was der 1964 geborene Hesse in seinem Buch „Das konservative Manifest: Zehn Gebote der neuen Bürgerlichkeit“ so formulierte: zur „tiefen Melodie“ einer Gesellschaft.
Weimers Werk „Das konservative Manifest: Zehn Gebote der neuen Bürgerlichkeit“.
Weimer plädiert für „die langen Linien von Herkunft und Zusammenhang.“ Und er ist im Gegensatz zu Roth religiös musikalisch. Erst am zurückliegenden Sonntag würdigte er auf seinem Debattenportal „The European“ Papst Franziskus. Dieser habe die „Demut aus dem tiefen Brunnen christlicher Identität heraufgeholt und sie in einer besonderen Weise zu seinem Selbst gemacht.“
Demut, so Weimer, sei „eine unmodische Haltung. Denn schon die Aufklärung entriss den Menschen der himmlischen Hand Gottes und damit seiner existenziellen Hinwendung zu einer Demut vor Gott.“ Schon im „Konservativen Manifest“ schrieb er, „unsere Kultur“ sage uns, „dass religiöse Werte wie Demut, Würde und Nächstenliebe mehr sein sollten als niedliche Accessoires einer Welt, in der das Eigentliche immer nur das Machbare und Moralfreie zu sein hat.“
Weimer würdigte auf seinem Debattenportal „The European“ den gerade verstorbenen Papst Franziskus.
Darum ist es uninformiert oder böswillig, wenn die SZ nun Weimer vorwirft: „Die Kultur war nie sein Thema.“ Das stimmt nicht. Oder wenn die FAZ in Gestalt ihres für das Feuilleton zuständigen Herausgebers Jürgen Kaube sich zur ehrabschneidenden These versteigt: „Weimer ein Interesse an irgendeiner Kunst oder Geist zu unterstellen, wäre spekulativ.“ Deutlich spekulativer wäre es, dem Kommentator Kaube ein Interesse an Wahrheit oder Fairness zu unterstellen.
FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube behauptet: „Weimer ein Interesse an irgendeiner Kunst oder Geist zu unterstellen, wäre spekulativ.“
Weimer war der erste Chefredakteur des Monatsmagazins Cicero, für das auch der Autor dieser Zeilen schrieb. Der Cicero ist ein „Magazin für politische Kultur“. Auch als Chefredakteur des Focus Magazins (wo der Autor dieser Zeilen ebenfalls beschäftigt war) oder der Welt dachte Weimer Politik und Kultur zusammen.
Eine traditionell linke Kulturszene wird noch viel an Weimer auszusetzen haben – und vielleicht wird er auch so manche konservative Hoffnung enttäuschen. Eines aber steht fest: Diese Personalie markiert tatsächlich einen Kurswechsel hin zum Bürgerlichen.
Weimer beruft sich zustimmend auf den Philosophen Odo Marquard und dessen Leitspruch, „keine Zukunft ohne Herkunft“. Claudia Roth hingegen lobte „das bunte wir Alle“ und genderte. Beides ist von Weimer nicht zu befürchten.
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