Der Hass zum Sonntag: Wenn die evangelische Kirche hetzt

vor etwa 2 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

In jedem Beruf existiert eine Déformation professionelle, eine Berufskrankheit. Es scheint, dass Pastoren besonders gefährdet sind durch das Pharisäertum, anderen zu unterstellen, was sie selbst betreiben. Die Psychologen nennen das Projektion, wenn jemand, der aus tiefster Seele hasst, dem der Hass die Seele zerfrisst, diesen Hass überall und bei allen anderen zu erkennen meint, wo er selbst doch nur in der Spiegelung seiner Seele gefangen ist.

Die Pastorin Annette Behnken sollte gestern das Wort zum Sonntag sprechen und herauskam eine grüne Parteitagsrede, eine Rede, in der sie nicht über den Hass sprach, sondern vom Hass, der sich in ihrer Seele ausbreitet, „bis in den Alltag rein“. Für eine Pastorin eigentlich erstaunlich, dass sie zwei der zehn Gebote brach, nämlich das zweite und das achte.

Ein Mensch wurde ermordet. Dass Gott im fünften Gebot klar fordert: „Du sollst nicht töten“, interessiert die Pastorin nicht, denn sie schickt dem Toten noch das Anathema, den Bannfluch hinterher, wenn sie tatsächlich sagt: „Und das Gift wirkt weiter, wo ein rechtsradikaler Rassist verharmlost wird als ein Konservativer, der die Jugend begeistert habe.“

Womit die Pastorin das achte Gebot bricht: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Denn die Behauptung, dass der gläubige Christ Charlie Kirk ein „rechtsradikaler Rassist“ war, kann sie nicht nur nicht belegen, sondern es stellte sich als eine von den Helden des öffentlich finanzierten, grünen Rundfunks, von Theveßen und Hayali verbreitete Falschbehauptung heraus – bei den beiden Propaganda-Helden übrigens nicht die erste. „Though this be madness there is method in’t“ – Ist das schon Tollheit, so hat es doch System, könnte man mit Shakespeare leicht paraphrasierend sagen, öffentlich-rechtliches System eben.

Doch wer will schon mit Annette Behnken tauschen, deren Seele ganz von Hass vergiftet ist, die überall nur Hass sieht, 24 Stunden, 7 Tage lang. Wenn sie „in der S-Bahn“ sitzt „und zur Arbeit“ fährt, wenn sie sich mit ihren „Freundinnen in der Stadt auf ’nen Kaffee“ trifft, „im Kino, beim Spazierengehen“ spürt sie das „Gift. Das sich ausbreitet. Bis in den Alltag rein.“ „Das Gift heißt Hass. Und Hetze. Und Lüge.“

Den Vogel auf dem Zweig, der tiriliert, hört sie nicht vor lauter Hass, das Lächeln des Kindes, das sich über einen Luftballon freut, der in den blauen Himmel aufsteigt, sieht sie nicht. Den Mann, der mit Blumen in seiner Hand nach Hause eilt, froh, dass er in letzter Sekunde doch noch an den Hochzeitstag dachte, bemerkt sie vor lauter Hass nicht, auch nicht den Gesang einer Schulklasse, der aus den geöffneten Fenstern eines Klassenzimmers dringt: „Donna nobis pacem“ oder „Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium“. In ihrer Welt kommt alles nur aus dem Inferno, nichts jedoch aus dem Elysium.

Und wo ihr die Sinne in ihrem Hass schwinden, fragt sie sich: „Wie bleib ich bei Sinnen, wenn so viel Irrsinn passiert?“ Man muss kein Therapeut sein, um der armen von Hass bewegten Pastorin zu antworten: einfach aufhören zu hassen. Den anderen Menschen als Menschen wahrnehmen. Ins Leben schauen und nicht in die Propaganda, nicht in die Hysterien tauchen, die vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk und von den Social-Media-Beauftragten der NGOs verbreitet werden. Aus den Worten der Pastorin Behnken spricht der pure Hass auf Andersdenkende – und sie ruft nach „Strategien“, vor allem nach „Strukturen“. Nach Meldestellen? Nach einer Stasi-NGO?

Aber hatten wir diese Strukturen, zumindest in Ostdeutschland, nicht schon einmal? Hatten nicht auch Pastoren, auch Superintendenten den Strukturen, dem Staatssicherheitsdienst als Inoffizielle Mitarbeiter gedient? In der Arbeit am neuen Buch stieß ich auf einen Superintendenten der evangelischen Kirche, der 1960 einen seiner Gemeindekirchenräte an die Stasi verpfiff, weil der Mann, von Beruf Bauer, lieber „republikflüchtig“ wurde, als in die LPG einzutreten. Der Superintendent reiste dem Bauern nach Westberlin hinterher, überredete ihn zur Rückkehr, die der Kirchenmann sogleich den Strukturen meldete, woraufhin die Verhaftung des Bauern erfolgte.

Man kennt die Forderungen, die hier unter dem Talar erhoben werden, man kennt sie zu Genüge.

Und es bleibt bei der alten Weisheit, dass man auf beiden Seiten vom Pferd fallen kann. Aus Angst vor einer rechten Diktatur, die grünfromm an die Kirchenwand gemalt wird, hilft die Kirche bei der Errichtung einer linken Diktatur, doch Diktatur bleibt Diktatur. Der Pastorin ist jedenfalls Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, wenn schon nicht unbekannt, so doch vor lauter Hass unverständlich. Als Luthers Zwei-Regimenten-Lehre im Studium besprochen wurde, dürfte sie gefehlt oder sich den Schwingen des Hasses hingegeben haben.

Annette Behnken dilettiert im Historischen und zitiert einen Satz, den die Bekennende Kirche 1945 formulierte: „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“ Bleiben wir im Jahr 1945. In seinen Erinnerungen schrieb Heinz Brandt, der Kommunist, den die Nazis 1934 erst im Zuchthaus Luckau, dann Brandenburg, danach in die KZs Sachsenhausen, Auschwitz und Buchenwald eingekerkert hatten, den die Kommunisten schließlich 1960 nach Ostberlin entführten, um ihn in Stasihaft zu „entsorgen“, nachdem ihn die Öffentlichkeit nach drei Jahren Stasihaft befreite:

„Es gibt wenige Lager, die sich selbst befreiten. Es gibt kein Lager, das sich so organisiert befreite wie Buchenwald. Der ‚Buchenwaldschwur‘ wird zum Symbol, zum Befreiungsgelöbnis schlechthin. Wir stehen da oben, fahlhäutige Skelette, auf dem Appellplatz, die dürren Arme emporgestreckt, die spitzen Finger stechen den Eid in den Himmel. Wir sind zusammengeströmt, Eidgenossen, nicht angetreten, nicht aufmarschiert, nicht ausgerichtet. Gestern noch waren wir Sklaven, kommandiert zum Appell: Moribundi – zum ‚Block‘ geordnet, todesstarr formiert in ‚Reih und Glied‘. Heute stehen wir in der lebendigen Ordnung der Freiheit und appellieren an die Welt. Wir haben wieder eine Gegenwart. Unser Schwur – in die Zukunft gerichtet, beschwört die Vergangenheit. Was hinter uns liegt, bindet uns, so meinen wir, für immer. Trunken verweilen wir im Augenblick. Und so fragen wir uns nicht, was eigentlich nie wiederkehren soll. Auschwitz? Unbewusst verstehen wir dies ‚Nie Wieder‘ allumfassend, so total wie das, was uns in den vergangenen zwölf Jahren begegnete. Alles scheint einfach heute. Morgen schon wird alles fraglich sein. Niemand von uns ahnt das Entsetzliche. In wenigen Monaten schon wird die Bombe auf Hiroshima fallen; wie bald wird Workuta in aller Munde sein; wenige Jahre nur, dann hängen Rajk, Kostoff und Slansky, ereignet sich die Tragödie des 17. Juni, wird die ungarische Revolution im Blut erstickt, brennen die Dörfer Vietnams – entlaubte Wälder, geflutete Felder. Heute eint uns der gemeinsame Abscheu vor den Verbrechen der Vergangenheit. Morgen wird uns die unterschiedliche Beurteilung der neuen Verbrechen trennen.“

Was mich warnt, ist, dass sie wiederkehrt, die Sprache des Stalinismus. All das, was Victor Klemperer im Herbst 1945, als er die ersten Erfahrungen mit der noch sorgsam verborgenen kommunistischen Diktatur, für die unter den Begriffen „antifaschistisch-demokratische Grundordnung“ und „unsere Demokratie“ und „demokratische Presse“ für Parteipresse die Grundlagen geschaffen wurden, unter dem Terminus Lingua Quartii Imperii zusammenfasste.

Die evangelische Kirche ist zu einer Spielfläche rotgrünen Totalitarismus geworden. Er ist wieder da, der Hass. Vor einigen Jahren verstieg sich der Kulturbeauftragte der evangelischen Kirche, der Pfarrer Johann Hinrich Claussen, in christlicher Liebe sogar dazu, eine Theologie des Feindes zu schaffen, die zu einer Theologie des Hasses wurde. Claussen schrieb: „Der Feind aber ist mehr und etwas anderes als ein Gegner: Er hasst uns und unsere politische Kultur, teilt unsere Grundvorstellungen nicht, will ein anderes System … Deshalb muss man mit ihm anders streiten als mit dem Gegner: Er darf keinen noch so kleinen Anteil an der Macht erhalten, sein Sieg ist unter allen Umständen zu verhindern, Kompromisse sind mit ihm nicht erlaubt. Es darf kein Appeasement geben.“

Pardon wird nicht gegeben. Ist es nicht die evangelische Kirche, die „Hass und Spaltung“ verbreitet? Lautet das zweite Gebot, das Behnken ebenfalls bricht, nicht: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen“? Gibt es nicht viele Beispiele aus der evangelischen Kirche, die zeigen, wie „verdreht, gelogen, inszeniert und instrumentalisiert wird“? Doch was ist, wenn Carl Schmitt recht hat, wenn der Feind die eigene Frage als Gestalt ist? Sind es nicht die Rotgrünen und in ihrem Gefolge nicht auch die Kirchen und Staatsanwälte, die die „Gesellschaft zu einer lenkbaren Masse“ formen wollen?

Jesus Christus hat sich abgewandt von der Kirche des Hasses, es ist nicht mehr seine Kirche. Auch ein neuer Luther könnte es nicht mehr richten.

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