
In einer Stellungnahme attackierte das Auswärtige Amt unter dem neuen Außenminister Johann Wadephul am Samstag Israel. Der Beginn einer neuerlichen Bodenoffensive der israelischen Armee in Gaza sei „Grund zu tiefer Sorge“, heißt es etwa darin. Die Begründung dafür ist verblüffend: „Das aktuelle Vorgehen könnte das Leben der verbliebenen Geiseln gefährden, darunter auch der deutschen“.
Gleichzeitig kritisiert das Auswärtige Amt „die katastrophale humanitäre Lage der Bevölkerung in Gaza und die Lage der verbliebenen Geiseln“ und befürchtet eine Verschlechterung dessen im Zuge der Bodenoffensive. Weiter merkt man an, dass so „die Aussicht auf einen dringend notwendigen langfristigen Waffenstillstand in die Ferne rückt.“
Die Stellungnahme deutet wieder eine Distanzierung der neuen Regierung von Israel an, nachdem Außenminister Johann Wadephul (CDU) anfangs betont die Nähe, auch zur israelischen Regierung, gesucht hatte: Als eine seiner ersten Reisen als Außenminister war der 62-Jährige am Ende der vergangenen Woche nach Israel gereist und hatte dort immer wieder seine Unterstützung für das Land geäußert. Dabei lud er etwa auch den israelischen Außenminister Gideon Saar zu einem Besuch nach Deutschland ein.
Nun, nur wenige Tage später, rief Wadephul, wie es in der Stellungnahme des Auswärtigen Amts heißt, bei Saar an – offenbar um ihm ins Gewissen zu reden. Bereits weniger als zwei Wochen nach dem Amtsantritt der neuen Regierung kritisiert man den Verbündeten Israel öffentlich aufs Schärfste – ausgerechnet mit dem Argument deutscher Geiseln. Das ist bemerkenswert, wurde ihr Schicksal in den Händen der Hamas in den letzten Jahren vom Auswärtigen Amt nur selten erwähnt, wenn es um Kritik an der Terrorgruppe ging – jetzt bei Kritik an Israel hingegen ist es schnell zur Hand.
Der Anlass für die Kritik am Vorgehen Israels ist die erneute Bodenoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen: Unter dem Codenamen „Gideos Streitwagen“ hat am Freitag ein neuer Versuch begonnen, die Terrormiliz Hamas endgültig zu zerschlagen und die restlichen israelischen Geiseln, die sich nach dem Massaker am 7. Oktober in der Hand der Islamisten befinden, zu befreien. Bereits vor einigen Wochen hatte das israelische Kabinett eine vollständige und dauerhafte Besetzung Gazas als militärisches Ziel ausgerufen.