Zahl der Privatinsolvenzen explodiert

vor etwa 2 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Die aktuellen Zahlen aus dem Bereich der privaten Haushalte in Deutschland sind alarmierend. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg im August die Zahl der Verbraucherinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,5 Prozent. Damit summieren sich die Insolvenzen im ersten Halbjahr 2025 auf 38.016 Fälle. Dieses Signal verdeutlicht, dass die finanzielle Stabilität vieler Haushalte zunehmend gefährdet ist.

Besonders betroffen sind Haushalte mit geringem Einkommen, Alleinverdiener und Rentner, die kaum noch in der Lage sind, die Folgen der Wirtschaftskrise – steigende Arbeitslosigkeit, wachsende Lebenshaltungskosten und die Folgen der expansiven Geldpolitik – auszugleichen. Die wirtschaftliche Krise durchdringt damit sämtliche Ebenen der Ökonomie und hat längst auch die Mittelschicht erreicht.

Zu den bekannten Phänomenen tritt in Deutschland die generell hohe regulatorische Dichte sowie die übermäßige Belastung der Steuerzahler – allesamt Produkte des Irrglaubens an eine staatliche Vollversorgung mit offenen Pforten. Nun brechen buchstäblich die Dämme: Die Reserven der Mittelschicht neigen sich dem Ende zu, während der Staat in seiner Finanznot ausgerechnet denen immer tiefer in die Taschen langt, die bislang diesen Laden noch am Laufen gehalten haben.

Die aktuellen Insolvenzzahlen sowie das chronische Defizit der Staatskassen deuten – neben bekannten Phänomenen wie der erzeugten Migrationskrise – auf eine grundlegende Produktivitätsschwäche der deutschen Wirtschaft hin.

Über zu lange Zeit herrschte die Überzeugung, ökonomische Prozesse zentral planen und wirtschaftliches Verhalten steuern zu können. Dabei wurde vergessen, dass nur Ressourcen, die über einen freien Kapitalmarkt gelenkt werden, Innovation und wirtschaftlichen Erfolg hervorbringen können. Dies zeigt sich besonders deutlich im gewerblichen Mittelstand.

Der August stellte sich auch dort, am Ort der Wertschöpfung in kleinen und mittleren Unternehmen, als katastrophal heraus. Am Freitag wurde das Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal von  minus 0,1  auf minus 0,3 Prozent nach unten revidiert. Bereinigt man die staatliche Statistik um den nichtproduktiven Teil des Staates, der etwa die Hälfte der Berechnung ausmacht, schrumpfte die Privatwirtschaft in diesem Zeitraum real um rund 4,5 Prozent.

Dieses Bild spiegelt sich auch in den Unternehmensinsolvenzen wider. Für August meldete das Statistische Bundesamt einen Anstieg der Regelinsolvenzen um 11,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Auffällig ist, dass das Forderungsvolumen der Gläubiger im gesamten ersten Halbjahr 2025 von 32,4 auf 28,2 Milliarden Euro gesunken ist.

Dies deutet darauf hin, dass sich die Insolvenzwelle zunehmend auf kleinere und mittlere Unternehmen verlagert. Die Dauerrezession hat damit auch den gewerblichen Bereich der Mittelschicht erreicht. In ihrem Konjunkturbrief vom August weist die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) auf die anhaltenden Probleme im Mittelstand hin.

Eine leicht steigende Inflation gesellt sich zu den wachsenden Insolvenzzahlen und der Dauerrezession. Gleichzeitig vernimmt die MIT jedoch zunehmenden Optimismus: In zahlreichen Branchen füllen sich die Auftragsbücher, und auch das Exportgeschäft stabilisiert sich spürbar. Auf den ersten Blick scheint dies kaum mit den katastrophalen Meldungen aus der Realwirtschaft zu harmonieren.

Was sich allerdings mit den Erfahrungen der letzten Monate deckt, ist die Lage unter Selbstständigen, Freiberuflern und Kleinstunternehmern. Sie sind unter enormen wirtschaftlichen Druck geraten. Diese Einschätzung wird durch aktuelle Daten des ifo-Instituts untermauert. Der „Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex“ für Selbstständige und Kleinstunternehmen ist im Juli 2025 auf minus 16,9 Punkte gesunken, nach minus 15,7 Punkten im Juni. Zudem gaben 43,6 Prozent der Befragten an, zu wenige Aufträge zu haben – ein Wert, der deutlich über dem der Gesamtwirtschaft liegt (36,7 Prozent).

Während die deutsche Mittelschicht in Gewerbe und Privathaushalten ökonomisch zerbröselt, plant die Politik in Berlin parteiübergreifend den nächsten finanziellen Schlag – direkt gegen jene, die bislang den Laden noch am Laufen gehalten haben.

Nachdem die Sozialdemokraten unter Federführung von Finanzminister Lars Klingbeil bereits über Wochen eine Erbschaftssteuerkampagne im handelsüblichen Neidduktus entfacht hatten, griff am Freitag auch CDU-Fraktionschef Jens Spahn diese Steilvorlage auf. Er betonte, dass vor allem Vermögende in den vergangenen Jahren überproportional vom Anstieg der Vermögenspreise profitiert hätten – kein Wort über die eigentliche Ursache: die inflationäre Geldpolitik der Europäischen Zentralbank.

Und auch die letzten längst sturmreif geschossenen Mauerreste bürgerlicher Resistance in den Reihen der Union werden nichts an dem Befund ändern, dass Bundeskanzler Friedrich Merz als Umfallerkönig auch seinem sozialdemokratischen Partner aus Koalitionsraison heraus den roten Teppich ausrollen und sich mit oberflächlicher Phraseologie der Erbschaftssteuerneiddebatte unterwerfen wird.

In ihrer Not scheut die Politik also nicht davor zurück, der produktiven Mittelschicht noch tiefer in die Taschen zu greifen und an ihrer Substanz zu sägen. Das sind alles andere als gute Nachrichten für ein Land, das in einer schweren ökonomischen Depression steckt und unter dem Regulierungsregime Brüssels und Berlins buchstäblich in die Knie gegangen ist.

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