Das ZDF framed: Kirk ist selbst schuld – und Hayali das eigentliche Opfer

vor etwa 2 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Der Mord an Charlie Kirk und die Reaktionen darauf wirken wie ein Kontrastmittel, das die ideologischen Konturen des politisch-medialen Milieus stärker hervortreten lässt. Bekanntlich rief das Attentat von Utah bei vielen deutschen Medien und Politikern keine Empörung hervor, sondern sehr viel Rechtfertigungseifer, bei manchen sogar eine gar nicht so klammheimliche Freude. „Tod eines Brandstifters“, titelte der „Tagesspiegel“; die „Berliner Morgenpost“ urteilt: „Es sind Kirk und Trump, die mit scharfen Parolen die amerikanische Gesellschaft polarisieren – und nun selbst zur Zielscheibe wurden.“

Im ZDF behauptete Dunja Hayali noch am Tag des Mordes, Kirks Ansichten seien „sexistisch, rassistisch“ und „menschenfeindlich“ gewesen. Belege: keine. Auf die Bitte des Autors, zu jedem Vorwurf zumindest ein entsprechendes Originalzitat Kirks zu liefern, reagierte das ZDF nicht. Der von dem Sender als US-Experte ausgewiesene Elmar Theveßen rief dem Mordopfer bei „Lanz“ hinterher, er habe die Steinigung von Homosexuellen gefordert. Damit plapperte Theveßen eine zu diesem Zeitpunkt schon längst widerlegte Lüge nach, die sich auf ein manipulativ zusammengeschnittenes Video stützt.

Zwei andere Vorgänge versetzen das dem Mord gegenüber außerordentlich verständnisvolle Juste milieu allerdings in helle Aufregung: erstens die Forderung des früheren amerikanischen Botschafters in Deutschland Richard Grenell, Theveßen das US-Visum zu entziehen – und zweitens die Reaktion auf Hayalis Tirade. Unter den Mails an sie gibt es zweifellos eine Reihe primitiver Beschimpfungen und Drohungen. Das Framing, das Hayali und das ZDF verbreiten, lautet: Es gibt Mails, die Hayali bedrohen – und damit erledigt sich auch jede sachliche Kritik und jede Notwendigkeit zur Selbstkorrektur der Anstalt. Die Grünen-Politikerin Katrin Göring Eckardt schwang sich in einer Video-Botschaft sogar zu der Aussage auf: „Was nicht geht, ist, dass die von ihnen (Hayali, Theveßen) vorgenommene Einordnung (von Charlie Kirk) grundsätzlich in Frage gestellt wird.“

Ach nein? Kommt jetzt als nächstes eine Meldestelle für Infragestellung von ZDF-Propaganda?

In den Altmedien erheben sich gegen diese Selbstgerechtigkeit nur ganz vereinzelte Stimmen. Eine davon gehört dem ZEIT-Autor Jochen Bittner, der sich auf X eine ganz vorsichtige Infragestellung erlaubt. Und die zeigt das Problem der Gleichtaktmedien überdeutlich.

„Gegen die Ausweisungsdrohung und den Hass, der Elmar Theveßen und Dunja Hayali jetzt entgegenschwappt, muss sich jeder freiheitlich denkende Mensch solidarisch mit den beiden zeigen“, beginnt Bittner in einem längeren Text auf X. Er fordert also erst einmal von allen, mit einem Bekenntnis ein Eintrittsbillet zur Debatte zu lösen. Dann fährt er fort:

„Das ändert nur leider nichts daran, dass die beiden vor einem Millionenpublikum schwerwiegende Falschbehauptungen über den ermordeten Charlie Kirk verbreitet haben und das ZDF dies bis heute nicht berichtigt hat. Das ist gerade jetzt besonders fatal. Ein Gegenrezept gegen den Trumpismus hätte spätestens ab 2016 lauten müssen: Make Institutions Great Again! Und das hätte auch für uns Medien als Institution gelten müssen. Stattdessen erleben wir ausgerechnet an diesem sehr heiklen Punkt des Vibe Shifts, der auch Europa erfasst, dass wichtige Medien ihre ohnehin angeschlagene Glaubwürdigkeit weiter beschädigen. Egal, was man von Charlie Kirks Positionen hält (u.a. diejenigen zur Abtreibung, zum 6. Januar, zum ‚Great Replacement‘ finde ich persönlich bizarr), er war in erster Linie ein Debattierer, der eine Hand ausstreckte über den immer größer werdenden Spalt zwischen den politischen Lagern und damit das Gegenteil eines Brandstifters. Redet mit mir!war sein Angebot, vor allem auf College-Campussen, auf denen es viele immer unerträglicher finden, anderen Meinungen überhaupt zuzuhören. ‚Beweis mir, dass ich Unrecht habe‘ und ‚da wo aufgehört wird zu reden, beginnt Gewalt‘ ist als Programm nicht extremistisch, sondern anti-extremistisch… Charlie Kirk ging mitten hinein in diese enorme Spannung. Ihn als monstermäßigen Extremisten zu framen ist deswegen so übel, weil es die Frage aufwirft: Welcher Raum für Debatten bleibt denn dann bitte noch? Ich habe seit Freitagvormittag 3 x beim ZDF angefragt, ob es eine Richtigstellung der Falschbehauptungen geben würde. Bis gestern Abend bekam ich zwei ausweichende Antworten. Fehler sind verzeihlich. Aber wenn eine Institution wie das ZDF nicht die Größe aufbringt, sie zu korrigieren, beschädigt sie damit nicht nur sich, sondern den Journalismus als solchen.“

Nein, der Sender beschädigt mit seinem Verhalten nicht „den Journalismus als solchen“. Warum sollte das Verhalten des ZDF den Journalismus von TE, der NZZ oder des „Telegraph“ beschädigen? Das ZDF beschädigt das ZDF, indem es selbst Gutwilligen die letzte Begründung dafür raubt, weiter 18,36 Euro im Monat zu überweisen.

Einige selbstverständlich unakzeptable Drohungen und Beschimpfungen gegen Hayali und Theveßen neutralisieren die völlig zutreffenden Vorwürfe gegen Hayali, Theveßen und den Sender nicht. Genau diese Taktik verfolgen die beiden und der Sender aber: Kirks Ermordung propagandistisch als selbstverschuldet deuten, sich selbst anschließend nach der erwartbaren Reaktion zum eigentlichen Opfer erklären – und deshalb jeden Hauch von Selbstkritik vermeiden. Die Tatsache, dass jemand unter der Gürtellinie beschimpft wird, rechtfertigt ihn nicht. Niemand muss sich erst einmal mit Hayali und Theveßen „solidarisch“ zeigen, um dann erst Kritik vorbringen zu dürfen. Nicht Kritiker müssen eine Vorleistung erbringen, sondern das ZDF muss sich daran erinnern – oder eben mit Nachdruck von außen daran erinnert werden –, dass es Gebührenzahler braucht. Bei aller Machtvollkommenheit, die man auf dem Lerchenberg in Mainz zu spüren glaubt: Akzeptanz lässt sich nun einmal nicht befehlen. Weder durch Katrin Göring-Eckardt noch den Intendanten Norbert Himmler.

Am 1. Oktober beginnt vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig ein Verfahren, das die Frage klären soll, ob Bürger die Zahlung des Rundfunkbeitrags mit Verweis auf den Verstoß der Sender gegen den Rundfunkstaatsvertrag teilweise mindern oder ganz auf Null setzen können. Den Komplex Theveßen, Hayali und ZDF nehmen die Kläger mit Sicherheit zu den Akten.

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