ZDF plant eigenes gebührenfinanziertes Soziales Netzwerk aufzubauen

vor 14 Tagen

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Ein neues Gutachten empfiehlt dem ZDF den Aufbau eines digitalen Netzwerks. Die Studie schlägt vor, einen „Digital Open Public Space“ (DOPS) zu entwickeln, der als Gegenmodell zu kommerziellen Plattformen wie Instagram oder TikTok dienen soll. Der ZDF-Verwaltungsrat hatte die Studie in Auftrag gegeben. Verfasst wurde sie von fünf Wissenschaftlern der Universitäten Dortmund, Berlin und Erfurt.

Die Vorsitzende des ZDF-Verwaltungsrats und ehemalige Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, erklärte am Freitag in Berlin, die Verständigung auf Basis von Fakten und demokratischen Grundwerten werde immer „massiver angegriffen und sogar zerstört“. Aus diesem Grund solle das ZDF einen digitalen Raum für unabhängige Meinungsbildung schaffen.

Dreyer betonte, es gehe nicht ausschließlich darum, ein eigenes soziales Netzwerk der Öffentlich-Rechtlichen zu entwickeln. Vielmehr sollten diese „einen Impuls für eine Alternative geben“. Für die Entwicklung eines solchen Netzwerks brauche es „viele verschiedene Partner“.

Laut einer der Autoren der Studie gehe das ZDF bereits erste Schritte in Richtung eines solchen Netzwerks. So plant man in diesem Jahr unter anderem, in der ZDF-Mediathek eine Möglichkeit zu schaffen, durch die die Zuschauer über die jeweiligen Sendungen diskutieren könnten.

ZDF-Intendant Norbert Himmler betonte, es fehle derzeit ein „geschützter Raum für einen Dialog der Bürgerinnen und Bürger über gesellschaftlich-politische Fragen“, der nicht von internationalen Plattformen, unbekannten Algorithmen sowie Hass und Desinformation geprägt sei. Das Gutachten verstehe er als „Ermutigung“ nicht nur an das ZDF, sondern auch an die Gesellschaft, einen solchen Raum zu entwickeln.

Der Auftrag des ZDF und des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sei es, „geschützte Diskussionsräume zu schaffen“, damit „Menschen sich austauschen können“ und Inhalte „auch in geschützten Räumen miteinander teilen können“, so Himmler weiter. So etwas gebe es „nicht bei den großen kommerziellen Plattformen, deshalb sollten wir dafür sorgen“, erklärte der Intendant. Es brauche „digitale Räume, in denen es nicht ums Gegeneinander, sondern ums Miteinander geht, ums Mitreden“.

Das Gutachten spricht sich konkret für den Aufbau eines DOPS aus. Der Aufbau von diesem soll in mehreren Phasen erfolgen. Kurzfristig könnten auf bestehenden ZDF-Plattformen Kommentar- und Feedback-Funktionen eingeführt werden, um erste Erfahrungen mit Nutzerinteraktion zu sammeln. Mittelfristig sei eine Ausweitung dieser Funktionen „auf alle Inhalte“ und deren Vernetzung über offene Protokolle denkbar, sodass Interaktionen auch plattformübergreifend möglich würden.

Langfristig könne eine vollständig offene, dezentrale Infrastruktur entstehen. Diese solle laut Gutachten „insbesondere auch anderen Gemeinwohl orientierten Akteuren“ zur Verfügung stehen. Damit solle ein Gegengewicht zu Plattformen entstehen, die laut Studie Desinformation und Polarisierung begünstigen würden.

Inwiefern der Aufbau von digitalen Plattform-Diensten im Rahmen des Rundfunkstaatsvertrages zum Auftrag des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk gehört, dürfte zumindest hoch zweifelhaft sein. In den vergangenen Jahren bauten die Sender eigeninitiativ ihre Zuständigkeit weiter aus – man entwickelte gar Games und tritt über Nachrichten-Websites in direkte Konkurrenz mit der Presse. Diese vom Gesetzgeber nicht vorgesehene Selbstermächtigung wurde in der Vergangenheit zunehmend scharf kritisiert, u.a. auch im Hinblick auf unfairen Wettbewerb.

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