
Die Krise in der deutschen Automobilbranche verschärft sich weiter, immer mehr Zulieferer rutschen in die Insolvenz. Nun hat es die AE Group getroffen, einen Produzenten von Aluminium-Druckgussteilen. Der wichtigste Kunde des mittelständischen Unternehmens war mit ZF Friedrichshafen einer der größten Zulieferkonzerne Deutschlands. Gegründet 1980 im thüringischen Gerstungen, belieferte die AE Group den Stiftungskonzern unter anderem mit vorgefertigten Leichtmetallkomponenten für Steuergeräte, Leistungselektronik und Achsantriebe.
Nun ist die Abwicklung jedoch besiegelt: Insgesamt 683 Beschäftigte verlieren ihre Arbeitsplätze. Die Gruppe unterhält aktuell mehrere Fertigungsstätten, darunter in Gerstungen (Thüringen), Nentershausen (Hessen) sowie im polnischen Strzelce Krajeńskie.
Um die sozialen Folgen abzufedern, haben Insolvenzverwalterin Romy Metzger, Geschäftsführung, Betriebsrat und IG Metall einen Interessenausgleich samt Sozialplan verabschiedet. Vorgesehen ist, eine Transfergesellschaft zu schaffen, die für bis zu sechs Monate Gehälter übernimmt, Qualifizierungsmaßnahmen anbietet und beim Übergang in neue Beschäftigung unterstützt. Auch die Kunden sollen vorerst weiter beliefert werden – zumindest bis zum Jahresende. Für die Gründung der Transfergesellschaft und für die Aufrechterhaltung der Produktion würden Kunden der AE Group finanzielle Mittel bereitstellen, erklärte Metzger.
Die Probleme des Unternehmens reichen weit zurück. Schon im August 2024 leitete die AE Group ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ein. Ziel war es damals, Investoren für eine Fortführung des Betriebs zu gewinnen. Zwar wurden nach Angaben des Unternehmens weltweit fast 150 potenzielle Interessenten angesprochen, doch ohne Ergebnis. Ende Juli dieses Jahres hob das zuständige Amtsgericht dann die Eigenverwaltung auf und eröffnete ein Regelinsolvenzverfahren für die AE Group.
Der letzte Hoffnungsschimmer ist, Stand September 2025, erloschen. Ein letzter verbliebener Bieter konnte laut Metzger keine Finanzierung für den Kauf und die Fortführung des Betriebs vorlegen. Damit ist nun das endgültige Aus besiegelt.
Warum sich kein Investor fand, erklärt Metzger mit den Rahmenbedingungen der Branche: „Dass es keine Sanierungslösung gab, lag nicht am technischen Stand der AE Group und schon gar nicht an den wirklich hervorragenden Mitarbeitern.“ Ausschlaggebend seien vielmehr die anhaltende Unsicherheit im internationalen Automotive-Sektor sowie ein insgesamt wenig attraktives Investitionsumfeld in Deutschland.
Der deutsche Automobilsektor befindet sich seit einiger Zeit in einer massiven Krise. Besonders kleine und mittelständische Zulieferbetriebe trifft es hart. Vor allem der durch die EU erzwungene Umstieg auf die Elektromobilität in Verbindung mit dem internationalen Konkurrenzdruck setzt die Unternehmen stark unter Druck.
Deutsche Hersteller setzen sowohl im Inland als auch weltweit weniger Elektroautos ab als die internationale Konkurrenz – allen voran weniger als die dominanten Produzenten aus China. Hauptgrund sind die deutlich höheren Produktions- und Lohnkosten hierzulande, die den Endpreis verteuern und Verbraucher abschrecken. In der Folge brechen Gewinne und Umsätze massiv ein. Wie drastisch die Lage ist, zeigt das Beispiel Porsche: Der Gewinn des Konzerns stürzte im zweiten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 91 Prozent ab.
Zulieferer wie die AE Group, die direkt von den Aufträgen der Autobauer abhängig sind, geraten dadurch ebenfalls in Bedrängnis: Sinkende Absatzzahlen der Hersteller führen zu geringerer Auslastung der Zulieferer – was die Profitabilität erheblich schmälert.
Wie angespannt die Lage in der deutschen Automobilindustrie derzeit ist, verdeutlichen auch die aktuellen Arbeitsmarktdaten. Innerhalb eines Jahres sind rund 51.500 Arbeitsplätze verloren gegangen, was etwa sieben Prozent aller Jobs in diesem Bereich entspricht. Das geht aus einer Analyse der Beratungsfirma EY hervor, die sich auf Daten des Statistischen Bundesamtes stützt.
Auch der AE Group nahestehende Zulieferkonzern ZF aus dem schwäbischen Friedrichshafen musste zuletzt massive Einschnitte hinnehmen. Im ersten Halbjahr 2025 ging der Umsatz um 10,3 Prozent auf 19,7 Milliarden Euro zurück, zudem schrieb das Unternehmen mit einem Verlust von 195 Millionen Euro rote Zahlen. Seit Längerem läuft das Geschäft nicht mehr rund. Um gegenzusteuern, hatte ZF bereits Ende des vergangenen Jahres einen umfassenden Sparkurs angekündigt.
Bis Ende 2028 sollen rund 14.000 Stellen in Deutschland gestrichen werden – das entspricht etwa jedem vierten Arbeitsplatz im Land. Seit Anfang 2024 wurden bereits 5.700 Stellen in Deutschland und insgesamt 11.200 weltweit abgebaut. ZF ist derzeit noch an mehr als 160 Produktionsstandorten in 31 Ländern vertreten.