
Auf der Suche nach etwa 220 Bewerbern versucht die Polizei Brandenburg, mit einem Rap-Video zu punkten. Vordergründig kommt der Polizistenjob cool rüber, aber die Idee, ihn von einem Kriminellen empfehlen zu lassen, ist eher, nun ja: cringe.
Um „die Vielseitigkeit des Berufs zu zeigen und Interessierte zu motivieren, sich bei der Polizei Brandenburg zu bewerben“, so die Polizei Brandenburg bei Instagram, hat sie ein Rap-Video produziert. Konzipiert und umgesetzt von Präsidium und der Hochschule der Landespolizei und dem Brandenburger Ministerium des Innern und für Kommunales.
Im Video fordert ausgerechnet ein gerade von zwei Polizistinnen fixierter und festgenommener junger Mann dazu auf, sich bei den Gesetzeshütern zu bewerben:„Du hast ‘ne Brille oder Tattoos, ist doch heute normalUnd ob das wirklich ein Problem ist, hey, das schauen wir dann malWir hätten dich so gern im Team, also bereit’ dich gut vorDu siehst sicher ziemlich fresh aus in ‘ner blauen Uniform“
Für die Zielgruppe müsse man sich „am Puls der Zeit orientieren“, heißt es. Und die soll sich durch reichlich gezeigte Muskeln, Tattoos und knackige Hintern angesprochen fühlen. Der Text, der laut Polizei „u.a. von einem Kollegen“ stammt, holpert ziemlich daher („Denn mit dem richtigen Knowhow machst du Brandenburg sicher / Und wenn Berlin nichts für dich ist, gefällt dir Brandenburg sicher“). Noch dazu vorgetragen im Talahon-Duktus, also genau der Sprache, die von der Kundschaft der Polizei großteils verwendet wird. Refrain:
„Bewirb dich! Du bist unser fehlendes PuzzleteilBewirb dich! Bei der Brandenburger PolizeiBewirb dich! Und wenn du alles meisterstBist du in zweieinhalb Jahren Obermeister
Oder Obermeisterin, hier sind die Geschlechter egalAlles worauf es bei uns ankommt das ist die Moral…“
„Oder Obermeisterin, hier sind die Geschlechter egal...“
Moral – sicher ein großes Thema für die Konsumenten von Hiphop-Videos, steht doch Rap seit jeher für Gewalt, Kriminalität, Banden und Frauenfeindlichkeit. Auch dieser Widerspruch darf aber wohl keine Rolle spielen, wenn man sich für die junge Zielgruppe „am Puls der Zeit orientieren“ will. Waffen, Einsatzfahrzeuge, ein cruisendes Boot der Wasserschutzpolizei, ein tätowierter Muskelmann beim Training, all das soll den Beruf des Polizisten cool erscheinen lassen.
Auf der Suche nach Bewerbern, die sich den harten Job bei der Polizei zumuten wollen, ist man nicht mehr allzu wählerisch: „Wir versuchen gezielt, Migranten und Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen für die Polizei zu gewinnen“, heißt es etwa bei der Polizei NRW. Auch wer Vorstrafen hat, kann sich bei der Polizei bewerben, die Bewerber sind nur verpflichtet, diese anzugeben. Insofern erscheint der Appell des Kriminellen im Video, zur Polizei zu gehen, dann doch gar nicht mehr so widersinnig.