Zwischen Terrorfurcht und Sicherheitsauflagen: Ein Kinderfest wird abgesagt

vor etwa 6 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

In Zorneding sollte am Samstag ein fröhliches Kinderfest auf dem Herzogplatz stattfinden, wie seit Jahrzehnten üblich. Doch wo sonst Kinder lachen, herrscht dieses Jahr Stille: Die Veranstaltung wurde kurzfristig gestrichen. Strenge Sicherheitsvorgaben und akuter Personalmangel machten dem Fest in diesem Jahr nun schlußendlich den Garaus.

Der kleine Verein Arbeitskreis Jugend Zorneding-Pöring sah sich mit einer Flut an Auflagen konfrontiert. Besonders die Vorschriften zur „Terrorabwehr“ und zum Schutz vor sogenannten Überfahrtaten stellten sich als kaum zu bewältigende Hürde heraus. Die Botschaft der Behörden war klar: Maximale Vorsicht geht vor gemeinsames Feiern.

Sechs mögliche Zufahrten gibt es am Herzogplatz. Drei davon sollten durch schwere Betonblöcke gesichert werden, die restlichen drei galten als Rettungswege. Diese müssten jederzeit für Einsatzfahrzeuge passierbar bleiben — eine Forderung, die mobile Sperren oder ständig besetzte Fahrzeuge nötig gemacht hätte.

Der Verein wollte ursprünglich mit privaten Autos improvisieren, die im Ernstfall schnell weggefahren werden könnten. Doch die Rettungsleitstelle lehnte das ab. Zu unsicher, lautete das Urteil. Stattdessen wurde verlangt, dass die Sperrfahrzeuge während der gesamten Festdauer von morgens bis Mitternacht permanent besetzt bleiben. Für den kleinen Kreis an Freiwilligen war diese Forderung schlicht nicht umsetzbar. Von 9 Uhr bis 24 Uhr, ohne Pause, und das bei einer Veranstaltung, die ohnehin auf die Unterstützung ehrenamtlicher Helfer angewiesen ist eine unlösbare Aufgabe.

Ein Ausweichen auf einen anderen Ort kam für den Verein aus Prinzip nicht infrage. Die Tradition am Herzogplatz sollte erhalten bleiben, auch wenn genau diese Verbundenheit mit dem Platz jetzt ihr Schicksal besiegelte. Bürgermeister Piet Mayr bedauert die Absage, hält die Entscheidung aber für notwendig. Angesichts einer immer unberechenbareren Welt und der Sichtbarkeit solcher Veranstaltungen im Internet sei kein Ort mehr wirklich sicher, erklärt er. Die Verantwortung sieht er dabei auch beim Verein: Dieser habe sich erst wenige Tage vor dem Fest an die Gemeinde gewandt.

Mayr betont, dass ein rechtzeitiger Austausch vieles erleichtert hätte. Die Feuerwehr hätte beispielsweise helfen können, doch genau an diesem Wochenende war sie durch Großübungen blockiert. Dass sich Sicherheit nicht in wenigen Tagen organisieren lasse, müsse allen klar sein, so der Bürgermeister. Die Polizei in Poing verweist darauf, dass letztlich immer die Veranstalter für die Sicherheit zuständig seien. Sie müssten Konzepte erarbeiten und vorlegen, über die dann die Gemeinde entscheide. Die Polizei selbst stehe beratend zur Seite — mit dem Hinweis, dass jede Veranstaltung individuell zu bewerten sei.

Für die kommenden Jahre kündigte Mayr an, alle Vereine in Zorneding frühzeitig über die Anforderungen aufzuklären. Sechs Wochen Vorlauf sollen künftig Standard werden, um gemeinsam ein tragfähiges Sicherheitskonzept zu entwickeln. Mobile Sperren anzuschaffen, stehe nun ebenfalls zur Debatte. Der Bürgermeister zeigt sich trotz allem zuversichtlich: Im nächsten Jahr solle das Kinderfest wieder stattfinden können. Der Verein hofft ebenfalls, dass die Behördenauflagen dann wieder in einem Rahmen bleiben, den Ehrenamtliche auch stemmen können.

Über all dem lastet die bittere Erkenntnis. Ein Land, das nicht in der Lage war und ist, seine eigenen Grenzen wirksam zu schützen, zieht stattdessen Mauern um alle Feste hoch incl. denen für unserer Kleinsten. Was früher komplett unbeschwert möglich war, muss heute unter Terrorabwehrbedingungen geplant oder immer öfter und nun wie hier gleich ganz abgesagt werden.

Diese Absage ist damit mehr als ein logistisches Scheitern. Sie ist ein brüllend lautes Eingeständnis politischer Kapitulation.

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