
Die Eltern der 15-jährigen Roqia M. wurden am Freitag vom Landgericht Mainz zu lebenslanger Haft verurteilt. Denn sie wurden des Mordes schuldig gesprochen. Sie töteten ihre Tochter, weil ihre zu westliche Lebensweise aus Sicht der Eltern „eine Gefahr für das Familienleben“ darstelle, wie die Staatsanwaltschaft im März gegenüber Focus sagte. Der Vorsitzende Richter Matthias Weidemann sprach bei der Urteilsverkündung von einem „eiskalten Mord an einer unbequemen Heranwachsenden.“
Er stellte bei Hasan und Maryam M. eine besondere Schwere der Schuld fest und ging damit über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus. Die 15-Jährige soll Drogen genommen haben und wegen „Männersachen“, wie es Bekannte laut der Zeitung Rheinpfalz nannten, „Schande“ über ihre Familie gebracht haben. Auch soll Roqia gegenüber ihrer Mutter gewalttätig geworden sein. Richter Weidemann sagte, dass die Eltern ihre Tochter aus „rein egoistischen Gründen“ getötet hätten.
Die Tochter sei zum „Sündenbock“ für Probleme in der Beziehung der Eltern gemacht worden. Zu Prozessbeginn im März hatte die Staatsanwaltschaft gegenüber Focus gesagt, dass religiöse oder kulturelle Wertvorstellungen „kein bestimmendes Motiv“ für den Mord gewesen seien. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass die Mutter das Kind in der Wohnung fesselte und mit Tabletten ruhig stellte.
Mit dem Vater zusammen habe sie Roqia dann zum Rhein bei Worms gebracht. Das Gericht ist der Ansicht, dass die Mutter am Auto wartete, während der Vater mit der 15-Jährigen zum Ufer ging. Dort habe der Vater das Mädchen mit einem Schal der Mutter erwürgt und dann bewusstlos in den Rhein geworfen. Hasan habe zwar den Mord ausgeführt, doch die Initiative sei von der Mutter Maryam ausgegangen.
Das Jugendamt war über die familiären Probleme informiert, auch soll die Familie Kontakt mit der Polizei und einer Jugendpsychiatrie aufgenommen haben. Jedoch hätten sie sich letztlich nicht mit den Hilfsangeboten auseinandergesetzt, heißt es in der Urteilsbegründung. Das berichtet die Tagesschau. Der Richter ist jedoch der Ansicht, dass die Familie nicht die Anstrengung auf sich nehmen wollte, sich ernsthaft mit den Problemen auseinanderzusetzen. Die Mutter behauptete bis zum Schluss, unschuldig zu sein. Der Vater gestand seine Schuld ein.
Die Tat ereignete sich an einem Samstag, den 15. Juni 2024. Am Montag nach der Tat ging die Mutter zur Polizei und sagte, sie befürchtete, dass ihrer Tochter etwas zugestoßen sei. Kurze Zeit später fanden die Polizisten die Leiche. Wie der Stern berichtet, lebte der Vater zu dem Zeitpunkt nicht mehr in der Wohnung. Weil er gegenüber seiner Frau gewalttätig geworden war, war gegen ihn eine Verfügung erlassen worden.
Das Paar hat noch drei weitere Kinder. Die Eltern kamen getrennt aus Afghanistan nach Deutschland. Die Mutter Maryam kam 2015, der Vater Hasan kam 2016. Die Mutter habe eine Niederlassugnserlaubnis und der Vater verfüge über eine Aufenthaltsgestattung. Sie lebten in Pirmasens und betrieben einen Backshop, der aber 2024 geschlossen wurde. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Es ist unklar, ob Revision eingelegt wird.