
Er ist einer der renommiertesten Wissenschaftler und bekanntesten Lockdown-Gegner der Welt: der neue Gesundheits-Chef der USA, Jay Bhattacharya, dessen Nominierung durch den designierten US-Präsidenten Trump kürzlich bekannt wurde. Doch die Personalie ist nicht nur wegen der symbolischen Wirkung dieses Machtwechsels – ein Lockdown-Kritiker beerbt einen Lockdown-Hardliner – brisant. Ab seiner Amtseinführung im Januar wird der Gesundheitspolitik-Professor der Elite-Uni Stanford Zugang zu hochexplosiver interner Behörden-Kommunikation rund um die Corona-Zeit haben.
Obwohl Bhattacharya als Medizinstatistik-Profi über eine entsprechend große Expertise in Sachen Gesundheitsschutz auf Bevölkerungsebene verfügt, wurde er während der Corona-Zeit immer wieder für seine Positionen angegriffen. So bezeichnete der deutsche Labor-Virologe Christian Drosten ihn und seine Mitstreiter der Great Barrington Declaration 2021 als „Pseudoexperten“, weil die Wissenschaftler von harten Lockdown-Maßnahmen abrietenDer deutsche Coronavirus-Experte Christian Drosten 2024 bei einem Literatur-Festival.
2023 twitterte Bhattacharya seinerseits über den Virologen: „Drosten fehlt das Fachwissen, um zu entscheiden, wie ein Land auf Covid reagiert. Abriegelungen haben Auswirkungen auf alle Bereiche der Gesellschaft. Es ist eine Schande für das deutsche Volk, dass die deutschen Behörden ihm diese Macht gegeben haben.“
Als nun Bhattacharyas neuer Posten bekannt wurde, warf Drosten ihm auf X gar „grobe Fehleinschätzungen“ vor.
Dass der Stanford-Professor mit Drosten noch eine Rechnung offen hat, ist offensichtlich!
Da er schon bald Zugang zu sämtlichen internen Dokumenten der US-Gesundheitsbehörde N.I.H. samt Kommunikation mit deutschen und chinesischen Behörden haben wird, könnte er viele Ungereimtheiten aus der Corona-Zeit – auch solche, die Drosten betreffen – aufklären.
1. Was verschwieg Drosten in Sachen Wuhan-Connection?
Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Wissenschaftlern und der plötzliche Wechsel der Machtverhältnisse sind vor allem deshalb so brisant, weil Drosten selbst in der Corona-Zeit immer wieder Protagonist von Ungereimtheiten war. Beispielsweise nahm er an einer Telefonkonferenz mit Bhattacharyas Vorgänger Anthony Fauci im Februar 2020 teil, bei der mehrere Wissenschaftler verabredeten, die Lableak-Theorie – also die These, dass das Corona-Virus durch Labor-Experimente im chinesischen Wuhan entstanden war – in der Öffentlichkeit als „Verschwörungstheorie“ zu brandmarken. Und das, obwohl aus weiteren Dokumenten hervorgeht, dass mehrere der Wissenschaftler es kurz zuvor noch durchaus für möglich erachteten, dass Sars-CoV2 durch einen Laborunfall entstanden sein könnte.
Im Juni sagte Anthony Fauci vor dem Ausschuss des Repräsentantenhauses zum Coronavirus aus.
Drosten selbst betreibt Gain-of-Function (GoF)-Forschung mitten in Berlin und pflegt enge Kontakte zu Coronavirus-Experten des Wuhan Institut für Virologie (WIV). Gut möglich, dass die interne Kommunikation der Gesundheitsbehörde endlich Hinweise darauf gibt, warum die Wissenschaftler die öffentliche Meinung derart vehement in eine bestimmte Richtung lenken wollten.
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2. Wie rechtfertigte man intern, dass ein Impfstoff mit Notfall-Zulassung an Millionen von Menschen verabreicht wurde?
In der Öffentlichkeit wurde stets formelhaft wiederholt, der Covid-Impfstoff sei hochgradig sicher und wirksam. Fakt ist aber: Die Not-Zulassung wurde in einem extrem verkürzten Zeitraum durchgeboxt. Wertvolle Sicherheitsprüfungen, beispielsweise um mögliche Genveränderungen oder einen Übergang in die Muttermilch auszuschließen, wurden nicht durchgeführt.
Millionen von Kindern erhielten den über eine Notfall-Zulassung auf den Markt gebrachten Corona-Impfstoff.
Interessant wird nun sein, ob und wie die Wissenschaftler der US-Behörden sich mit anderen Experten – beispielsweise dem deutschen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) – über die bekannten Sicherheitsrisiken der mRNA-Technologie austauschten. Da die genannten Risiken von mRNA-Arzneimitteln wohlbekannt sind, kann man davon ausgehen, dass der ein oder andere Austausch zu diesem Thema stattfand, selbst wenn man der Bevölkerung gegenüber das Bild eines nebenwirkungsfreien Arzneimittels aufrechterhielt.
3. Wie kam es zu der Behauptung, die Corona-Impfung sei zu 95 Prozent wirksam?
Anthony Fauci sagte Anfang 2021, der Covid-Impfstoff sei „sehr gut, 94 bis 95 Prozent wirksam gegen Erkrankung und fast 100 Prozent wirksam gegen schwere Erkrankung“. Dass ein fachkundiger Experte wie der Immunologe Fauci wirklich an eine derart hohe Schutz-Wirkung eines gerade per Notfall-Zulassung auf den Markt gebrachten Medikaments gegen eine Atemwegserkrankung glaubte, ist schwer vorstellbar. Vielmehr muss es Absprachen im Hintergrund gegeben haben, die den Wissenschaftler dazu brachen, in der Öffentlichkeit ein derart positives Bild des neuen Arzneimittels zu zeichnen. Spannend wird nun sein, welche Absprachen genau Bhattacharya hier findet – und ob er entscheidet, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
4. Welche Weisungen nahm die Gesundheitsbehörde von der Politik entgegen?
Dass die Empfehlung von bevölkerungsübergreifenden Lockdown-Maßnahmen in Deutschland hoch politisiert erfolgte, zeigen die kürzlich veröffentlichten RKI-Files und die am Mittwoch öffentlich gewordenen Mails zwischen Gesundheitsminister Lauterbach und dem ehemaligen RKI-Chef Lothar Wieler. Doch erfolgte diese Einflussnahme vielleicht sogar konzertiert? Immerhin ist es gut möglich und mehr als plausibel, dass die Gesundheitsbehörden verschiedener Länder sich miteinander absprachen, um nach Außen hin das Bild der weltweiten wissenschaftlichen Einhelligkeit aufrechtzuerhalten, das in der Corona-Zeit häufig bemüht wurde.
Immer wieder versuchte der damalige RKI-Chef Wieler, Lauterbach zu einer Herabstufung des Corona-Risikos zu bewegen.
5. Wurde auf Medien und soziale Netzwerke Einfluss genommen?
Als „Twitter-Files“ wurden interne Dokumente der heutigen Social-Media-Plattform X bekannt, die zwischen Dezember 2022 und März 2023 veröffentlicht wurden. Der damals neue Chef des Netzwerks, Elon Musk, hatte die Schriftstücke an ausgewählte Journalisten weitergegeben. Sie zeigen, wie die Politik versuchte, Lockdown-Kritik und impfkritische Meinungen im Netz zu zensieren. Interne Dokumente könnten nun Aufschluss darüber geben, inwieweit der damalige N.I.H.-Chef Fauci in diese Einflussnahme verwickelt war.
6. Was wusste Fauci über US-amerikanische Gain-of-Function-Forschung in Wuhan?
Peter Daszak, Präsident der US-amerikanischen NGO „EcoHealth Alliance“ (EHA), betrieb über viele Jahre hinweg risikoreiche Gain-of-Function-Forschung mit Coronaviren in Wuhan. Kurz vor Ausbruch der Pandemie stellte er einen Forschungsantrag, in dem detailliert die künstliche Herstellung eines neuen Coronavirus beschrieben wurde, das mittels einer sogenannten „Furin-Spaltstelle“ leichter auf den Menschen übertragbar ist. Der Antrag wurde abgelehnt, mit der Begründung, ein derartiges Virus sei im Falle eines Laborunfalls zu gefährlich für die Bevölkerung. Wenig später brach die Pandemie aus – mit dem neuartigen Sars-CoV2-Virus, das zufälligerweise eben jene „Furin-Spaltstelle“ aufwies, die Daszak in sein künstlich hergestelltes Virus einzubauen plante. Als Leiter der obersten US-Gesundheitsbehörde muss Anthony Fauci von dem Forschungsantrag gewusst haben. Ob Details zu diesem hochgradig brisanten Vorgang in den internen Dokumenten vermerkt sind, wird sich zeigen.
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