
„Termine und Behandlung bitte mit Dolmetscher!“, heißt es auf den Schildern auf Russisch, Ukrainisch und Arabisch in der Arztpraxis des Kardiologen Jörg Langel aus Gera. Darüber steht auf Deutsch: „Wir sprechen hier in der Praxis ausschließlich Deutsch!“ Eine ausreichende Verständigung sei nötig, um die Patienten richtig behandeln zu können, sagt der Arzt. Gegenüber dem Focus berichtet er von seinem Arbeitsalltag mit zunehmend mehr ausländischen Patienten. Neben Sprachproblemen kommt es teilweise auch zur Mitarbeiterbelästigung.
Mitarbeiter seien „beschimpft, bedroht und auch privat belästigt worden“, berichtet er. Eine Mitarbeiterin könne gut Russisch sprechen und habe dann für die ukrainischen Patienten übersetzt. Es habe „einen regelrechten Ansturm“ gegeben, „und die Kollegin war fast nur noch mit Dolmetschertätigkeiten beschäftigt“. Sie sei sogar auf dem Nachhauseweg und auf dem Parkplatz angesprochen worden. Außerdem sei sie auf ihrem privaten Handy angerufen worden, obwohl die Praxis die Handynummer nie veröffentlicht hatte.
Der Kardiologe berichtet weiter, dass Patienten in Begleitung eines „Anwalts“ erschienen seien, der gefordert habe, keine Fragen nach Gründen zu stellen. Patienten seien mit einem Handyübersetzer und bestimmten Diagnosen wie „Mitralklappenprolapssyndrom“ gekommen, die sie bestätigt haben wollten und forderten eine dementsprechende Behandlung. Eine Ukrainerin sei in Begleitung von vier Männern erschienen. Als die Praxis sie nicht behandeln konnte, wurden ihre Begleiter aggressiv.
„Mit jedem Vorfall wuchs bei uns die Anspannung. Angst, Machtlosigkeit, Frustration und Verzweiflung wurden immer größer“, sagt der Kardiologe gegenüber Focus. Durch die Vorfälle sei es zu einer angespannten Stimmung in der Praxis gekommen, was auch von einigen Bestandspatienten bemerkt und kritisiert worden sei. Es habe auch negative Kommentare gegeben. Die Polizei habe die Praxis noch nicht rufen müssen.
Die Notfallambulanz in Gera habe wegen Vorfällen „einen Wachdienst engagiert“, berichtet er. Andere Praxen hätten sich einen Alarmknopf eingerichtet. Nachdem er die Zettel aufgehängt hat, auf denen zum Mitbringen eines Dolmetschers aufgefordert wird, würden sich die ausländischen Patienten auch darum bemühen. Langel beobachtet jedoch, dass oft Jugendliche oder Bekannte anstatt professioneller Übersetzer in die Praxis kommen würden.