
„Wir erleben derzeit eine Einwanderungspolitik, die zu wenig zwischen nützlich und schädlich unterscheidet“, so Raffelhüschen. Migration dürfe kein Selbstzweck sein, sondern müsse langfristig der Gesellschaft und dem Sozialstaat zugutekommen. Deutschland brauche junge, gut ausgebildete Menschen, die möglichst früh ins Erwerbsleben einsteigen – nicht Personen, die erst mit 30 Jahren ohne Qualifikation beginnen, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Kritisch sieht der Wirtschaftsexperte zudem das demografische Ungleichgewicht innerhalb der Zuwanderung: Es kämen zu viele junge Männer, das führe zu sozialen Spannungen und erschwere die Integration. „Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen ist entscheidend für eine stabile Zuwanderungsgesellschaft“, betont Raffelhüschen in BILD.
Neben Alter und Bildungsstand spielt für Raffelhüschen auch die kulturelle Kompatibilität eine zentrale Rolle. Deutschland brauche Einwanderer, die bereit seien, die christlich-liberale Prägung der Gesellschaft zu akzeptieren und zu leben. „Wer unsere Grundordnung ablehnt oder bekämpft, sollte kein dauerhaftes Bleiberecht erhalten – geschweige denn eingebürgert werden“, so der Ökonom. Er spricht sich für eine Werte-orientierte Migrationspolitik aus, die Integration als Verpflichtung verstehe.
Hintergrund der Debatte sind stark gestiegene Einbürgerungszahlen. Im Jahr 2024 erhielten knapp 291.000 Migranten die deutsche Staatsbürgerschaft – ein Rekordwert, der einem Anstieg von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. In Berlin wurden allein im ersten Halbjahr 2025 bereits 20.000 Personen eingebürgert – doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum.
Auch politische Stimmen aus den Ländern äußern zunehmend Kritik. Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) forderte eine „Migrationswende auch bei der Einbürgerung“. Der Pass dürfe nicht „zum politisch gewollten Einwanderungsgeschenk“ verkommen, so der CDU-Politiker.
Bernd Raffelhüschen plädiert für eine pragmatische, zukunftsorientierte Einwanderungspolitik – mit klaren Kriterien, realistischem Blick auf Integrationsfähigkeit und konsequenter Steuerung. Deutschland, so seine Warnung, könne sich „migrationspolitische Naivität“ auf Dauer nicht leisten.