
Umfragen muss man mit Vorsicht genießen: Der nächste Wahltag ist noch fern, und bis dahin passiert viel und gegen Ende läuft ein Wahlkampf, der mit Millionen auch aus der Staatskasse betrieben wird. Und am Wahltag wissen die Wähler um die Bedeutung. Umfragen sind nur Stimmungsergebnisse, Warnungen, oft auch unüberlegte Wut; die Zahl der Befragten „repräsentativ“, aber auch nicht mehr.
So viel vorweg, und diese Aussage gilt für jede Umfrage und in jede Richtung.
Aber bei dieser Umfrage gibt es ein paar Besonderheiten:
Erstmal überholt die AfD die CDU. Und das gerade 100 Tage nach der Regierungsbildung. Das ist die Zeit, in der Optimismus auf die Regierungsparteien einzahlen sollte: Auch die Nicht-Wähler sind voller Hoffnung, dass schon irgendwie das Richtige getan werde.
Das ist diesmal anders. Merz packt es nicht. Er verbreitet nicht Optimismus, sondern Resignation. Die Regierungsparteien verlieren Anhänger und Wähler. Die SPD schrumpft auf 13 Prozent. Eine Volkspartei stellt mehr auf die Waage. SPD ist nur noch gleichauf mit den Grünen – eine Blamage.
Es scheint sich jetzt zu beschleunigen, was sich lange angedeutet hat: Das früher stabile Parteiensystem erodiert, wie früher schon in Italien, und heute auch in Großbritannien und Frankreich.
Die AfD ist die Gewinnerin dieser Entwicklung. Auf sie richten sich die Hoffnungen, die von den anderen Parteien so jämmerlich enttäuscht wurden.
Eines ist auch klar: Verbieten kann man so eine Partei nicht mehr, schon wegen der schieren Masse. Und die ständigen Angriffe, Diskriminierungen, Ausschlüsse aus dem Parlamentarismus, Beschimpfungen und Unterstellungen bewirken das Gegenteil. Das wird als unfair empfunden.
Was also nun, Herr Merz? Er wolle diese Partei halbieren, damit ist er angetreten. Bislang hat er die AfD glatt verdoppelt. Halbiert hat er nur die CDU.