Sechs Monate auf Bewährung: Geringere Strafe für arabischen Silvester-Rambo als für Witz über Nancy Faeser

vor 19 Tagen

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Der 23-jährige palästinensische Influencer Attalah Younes wurde zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt, nachdem er am Silvesterabend 2024 eine Rakete auf ein Wohnhaus in Neukölln abgefeuert hatte. Wie die Deutsche Presse-Agentur und Welt berichten, befand das Landgericht Berlin ihn der Sachbeschädigung für schuldig – wies jedoch die schwerwiegenderen Vorwürfe der versuchten schweren Brandstiftung und versuchten gefährlichen Körperverletzung zurück.

Der Vorfall, der sich am frühen Abend des 31. Dezember 2024 ereignete, hatte bundesweit für Schlagzeilen und Empörung gesorgt: Nachdem der junge Mann eine Silvesterrakete auf ein Mehrfamilienhaus abgeschossen hatte, durchschlug diese ein Fenster und detonierte im Schlafzimmer eines Ehepaars, das sich im Nebenraum befand. Dank der schnellen Reaktion des Bewohners, der die glimmenden Überreste aus dem Fenster warf, konnte Schlimmeres verhindert werden.

Zwar wurde bei dem hochgefährlichen Vorfall niemand verletzt, doch Möbel und Inventar im Raum beschädigt. Der Influencer und seine Begleiter flohen nach der Tat und veröffentlichten ein Video der Aktion im Internet. Am nächsten Tag kehrten sie zurück, um sich bei dem betroffenen Bewohner zu entschuldigen. Auch darüber drehte Attalah Younes ein Video auf Arabisch, das er auf Instagram veröffentlichte.

Beim Prozess hatte die Staatsanwaltschaft eine deutlich härtere Strafe gefordert, konkret: zwei Jahre auf Bewährung. Staatsanwalt Tobias Dettmer betonte in seinem Plädoyer vor dem Berliner Landgericht: Er gehe davon aus, „dass der palästinensische Influencer vorsätzlich gehandelt habe.“ Zudem warf er dem Angeklagten vor, aus purem Eigennutz gehandelt und die erhoffte Aufmerksamkeit über alles andere gestellt zu haben. „Hätte sich ein Mensch in dem Zimmer aufgehalten, hätte dieser durch die Rakete verletzt werden können“, sagte Dettmer.

Der Influencer wollte sich ursprünglich ins Ausland absetzen, nachdem seine Tat vom 31. Dezember 2024 für Entsetzen gesorgt hatte.

Ohne die Anwesenheit der Bewohner hätte zudem ein Brand entstehen können – eine Sachverständige habe von einem Fall berichtet, bei dem eine Küche komplett ausgebrannt sei. Die Behauptung des Angeklagten, er habe angenommen, die Rakete würde in den Himmel fliegen, bezeichnete Dettmer als „Schutzbehauptung“. Das Video zeige keine absinkende Armbewegung.

Verteidiger Axel Czapp hingegen plädierte auf Freispruch in den meisten Punkten. Er argumentierte, dass nicht bewiesen sei, dass sein Mandant die Rakete gezielt auf das Haus gerichtet habe. „Es sei nicht belegt, dass der Angeklagte die Rakete zielgerichtet auf das Haus geschossen habe“, sagte Czapp. Zudem sei das Gesicht seines Mandanten im Video nicht erkennbar, und er habe nicht damit rechnen können, dass das Fenster zerbreche.

Der Angeklagte neben seinem Verteidiger Axel Czapp.

Die Beweisaufnahme habe gezeigt, dass keine Flammen entstanden seien – der Bewohner habe lediglich glimmende Papierreste entsorgt, ohne löschen zu müssen. Czapp sah nur die Sachbeschädigung als erwiesen an und meinte, die Strafe dafür habe sein Mandant durch die dreimonatige Untersuchungshaft bereits abgesessen.

Der Influencer wurde am 4. Januar 2025 am Flughafen Berlin-Brandenburg festgenommen, als er das Land verlassen wollte. Zuvor habe er laut seinem Anwalt versucht, bei der Polizei zu klären, ob etwas gegen ihn vorliege – dies sei jedoch an Sprachbarrieren gescheitert, erklärte Czapp. Das Gericht entschied letztlich auf eine milde Strafe, da die schwereren Vorwürfe nicht ausreichend belegt waren.

Die Strafe folgt auf das Urteil des Amtsgerichts Bamberg, das am Montag Deutschlandkurier-Chef David Bendels zu sieben Monaten auf Bewährung verurteilt hatte. Bendels hatte ein Meme von Innenministerin Nancy Faeser auf sozialen Medien geteilt, bei dem Faeser ein Schild mit der Aufschrift „Ich hasse die Meinungsfreiheit“ in die Höhe hält. Im Original stand auf dem Plakat von Faeser anlässlich des Holocaust-Gedenktags „We Remember“. Das Urteil war als unverhältnismäßig kritisiert worden und hatte eine Debatte über Meinungsfreiheit und politisierte Justiz ausgelöst.

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