Die große LNG-Lüge – Deutschland investierte Milliarden in überflüssige Infrastruktur

vor 24 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Nach Beginn des Ukraine-Kriegs und der von der Ampelregierung veranlassten Einstellung von russischem Pipelinegas rückte insbesondere Flüssigerdgas (LNG) als Alternative in den Fokus. Doch das Ganze erwies sich als energiepolitisches Desaster. Milliarden Steuergelder wurden verschwendet. Trotzdem wird der Wahnsinn unbeirrt fortgesetzt: Ein weiteres LNG-Terminal soll in Stade errichtet werden

In Stade soll das erste landseitige LNG-Terminal Deutschlands entstehen – doch die Kontroversen um das Projekt reißen nicht ab. Die Umweltorganisation BUND Niedersachsen hatte gegen die Genehmigung und den Betrieb geklagt, scheiterte jedoch vor Gericht. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschied, dass die Genehmigung rechtmäßig sei. Diese Entscheidung ist rechtskräftig, und ab 2027 soll das Terminal offiziell in Betrieb gehen.

Die Kosten für den Ausbau des Hafens allein belaufen sich auf rund 300 Millionen Euro. Die zusätzlichen Ausgaben für Bau und Betrieb des Terminals selbst wurden bislang nicht veröffentlicht, dürften jedoch beträchtlich sein. Angesichts dieser enormen Kosten stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Projekts. Flüssigerdgas wird hierzulande schlichtweg nicht benötigt und entpuppt sich als überflüssige Alternative zum konventionellen Erdgas. Um das Desaster rund um die Energiequelle in seiner ganzen Tragweite zu verstehen, lohnt ein Blick in die Vergangenheit.

Der Stopp russischer Gaslieferungen infolge des Ukraine-Krieges entwickelte sich zu einem Problem, da mehr als die Hälfte des deutschen Erdgasbedarfs – genau genommen 55 Prozent – aus Russland gedeckt wurde. Entgegen dem weit verbreiteten Narrativ in den Mainstream-Medien und den Aussagen zahlreicher Politiker, die behaupten, Russland habe seine Gaslieferungen als feindlichen Akt eigenmächtig eingestellt, liegt die Realität anders: Es war die Ampelregierung selbst, die diese Lieferungen unterbrach und sich damit von der Hauptquelle ihrer Energieversorgung abschnitt.

Mit der Entscheidung, kein russisches Erdgas mehr zu beziehen, verlor Deutschland seinen wichtigsten Erdgaslieferanten. Dennoch erwiesen sich die Gasspeicher im Winter 2022/2023 als ausreichend gefüllt – zu 95 Prozent, um genau zu sein. Die Gründe dafür lagen nicht zuletzt darin, dass Deutschland auch auf andere Lieferanten zurückgreifen konnte. Besonders norwegisches Pipelinegas stand bereit und erwies sich preislich als ähnlich erschwinglich wie das russische. Entsprechend bestand zunächst kein akuter Grund zur Sorge über Versorgungsknappheit.

Wirtschaftsminister Robert Habeck drängte dennoch auf die Umstellung auf Flüssigerdgas (LNG) und die Errichtung einer teuren LNG-Infrastruktur. Die Notwendigkeit dieser Maßnahme war höchst fragwürdig.

Darüber hinaus kamen auch rohstoffreiche Länder außerhalb Europas wie Algerien oder Aserbaidschan als Lieferanten infrage. Doch die politische Führung Deutschlands fixierte sich stattdessen ausschließlich auf LNG als „Rettungsring“, um der russischen Gasabhängigkeit zu entfliehen.

Selbst Umweltorganisationen kritisierten diese Panikstrategie und bekräftigten, wie unnötig der Umschwung auf LNG war bzw. ist. Die BUND-Landesvorsitzende Susanne Gerstner stellte während der mündlichen Verhandlung zur Errichtung des LNG-Terminals in Stade klar: „Es gab und gibt keine Gasmangellage.“ Wirtschaftsexpertin Franziska Holz vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält die LNG-Infrastruktur ebenfalls für überflüssig. Deutschland verfüge bereits über ausreichende Gasimporte.

Ungeachtet aller Kritik und der offensichtlichen Überflüssigkeit des Projekts wurde das LNG-Vorhaben kurz nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs dennoch umgesetzt. Seit 2022 entstanden in Deutschland mehrere LNG-Terminals, deren Aufgabe darin besteht, importiertes Flüssigerdgas zu speichern und wieder in gasförmigen Zustand zu versetzen, um es in das deutsche Gasnetz einzuspeisen.

Zusätzlich zu diesen Ausgaben fließt ein erheblicher Teil in die Integration der LNG-Terminals ins deutsche Gasnetz. Allein hierfür wurden etwa 4,4 Milliarden Euro benötigt, um neue Gasleitungen und Kompressorkapazitäten zu schaffen.

Darüber hinaus hat Deutschland insgesamt fünf sogenannte FSRU-Spezialschiffe (Floating Storage and Regasification Units) gechartert. Da Flüssigerdgas, anders als herkömmliches Erdgas, nicht über Pipelines transportiert werden kann, mussten zudem spezielle Schiffe gemietet werden, um es über weite Strecken aus Ländern wie den USA oder Katar zu importieren. Doch diese Schiffe sind extrem teuer: Die täglichen Mietkosten pro Schiff belaufen sich auf 200.000 Euro – eine Summe, die sich schnell zu astronomischen Beträgen summiert.

Abgesehen teuren Ausbau der LNG-Infrastruktur, der den Steuerzahler bereits Milliarden gekostet hat, ist Flüssigerdgas wirtschaftlich kaum konkurrenzfähig. Im Vergleich zu herkömmlichem Pipelinegas sind die Preise für LNG gigantisch.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: LNG muss nicht nur gefördert, sondern auch verflüssigt, über weite Strecken transportiert und anschließend wieder regasifiziert werden, bevor es ins Netz eingespeist werden kann. Dieser aufwendige Prozess verursacht immense Zusatzkosten.

Die Entscheidung der Bundesregierung, auf Flüssigerdgas umzustellen, erwies sich daher als einer der Haupttreiber für den massiven Anstieg der Gaskosten nach Beginn des Ukraine-Konflikts im Jahr 2022. Der energiepolitische Fehltritt war damit Mitverursacher der Energiekrise.

Durch diese überstürzte LNG-Strategie hat die Bundesregierung nicht nur die heimische Wirtschaft, insbesondere die energieintensive Chemieindustrie, in eine existenzbedrohende Lage gebracht. Auch Privathaushalte wurden mit explodierenden Heizkosten konfrontiert – nur um Russland um jeden Preis zu umgehen. Mit vernünftiger Diplomatie und wirtschaftlicher Neutralität zu Russland oder aber auch der Ausweitung von Erdgaslieferungen aus anderen Ländern hätte die Energiekrise größtenteils vermieden werden können. Die Implementierung von LNG hätte niemals eine Option sein müssen.

Inzwischen wird mehr als deutlich, wie unsinnig der Ausbau der LNG-Infrastruktur von Anfang an war. Der befürchtete Gasmangel, der angeblich durch den Wegfall russischer Lieferungen entstehen sollte, ist ausgeblieben. Stattdessen hat die überstürzte Strategie der Bundesregierung sogar zu einem Überangebot geführt.

Die Erdgaslieferungen haben den Bedarf weiterhin problemlos decken können ohne großartiges Zutun von LNG. Im Jahr 2024 betrug der LNG-Anteil gerade einmal 8 Prozent.

Aufgrund der Überkapazitäten liegen zahlreiche schwimmende LNG-Terminals (FSRUs) und spezielle Transportschiffe nun ungenutzt brach und verursachen weiterhin immense Kosten für den Steuerzahler. Während zwei der Spezialschiffe aufgrund technischer Defekte derzeit ausgefallen sind, rückt besonders das LNG-Terminal auf Rügen als Paradebeispiel für Verschwendung von Steuergeldern in den Fokus: Seit der Inbetriebnahme am 2. September 2024 wurde eine durchschnittliche Auslastung von gerade einmal 8 Prozent erreicht.

Nebenbei wird auch der angeblich klimafreundliche Kurs der Ampel endgültig als ideologische Verblendung entlarvt. Das per Fracking gewonnene LNG, das über weite Strecken verschifft wird, weist in seiner Klimabilanz eine schlechte Bilanz auf.

Immer deutlicher wird: Klimaschutz ist für die Politik kein ernsthaftes Anliegen, sondern ein Werkzeug zur Kontrolle und finanziellen Ausbeutung der Verbraucher. Das wird deutlich an der ideologisch motivierten CO2-Bepreisung, die Unternehmen und Verbraucher zu einem Wechsel auf klimafreundliche Energien zwingen soll. Gleichzeitig setzt die Regierung auf den Ausbau von LNG-Kapazitäten. Die Scheinheiligkeit könnte kaum offensichtlicher sein.

Die LNG-Strategie der Bundesregierung ist ein Paradebeispiel für ideologischen Starrsinn gepaart mit Inkompetenz. Milliarden an Steuergeldern wurden in den Ausbau einer überflüssigen Infrastruktur gepumpt, deren Nutzen sich als Illusion herausstellte. Der angebliche Gasmangel blieb aus, stattdessen stehen teure Spezialschiffe und LNG-Terminals größtenteils ungenutzt herum.

Gleichzeitig werden Bürger und Unternehmen durch steigende Energiekosten zur Kasse gebeten. Doch anstatt diesen Irrweg zu korrigieren, setzt die Ampelregierung ihren Kurs fort – ein politisches Desaster ohne jeglichen Nutzen für Deutschland.

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