Die Denkfehler der Energiewende

vor etwa 2 Monaten

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Bildquelle: Tichys Einblick

Dies ist eine deutliche Ansage. Wenn sie von einem ausgewiesenen Fachmann und Praktiker kommt, sollte man aufhorchen. Hier liegt ein besonderes Buch vor, das sich unterscheidet von der inzwischen breiten Energiewende-Literatur, von der huldigenden sowieso. Es gibt nicht nur die Beschreibung des mehr oder weniger desolaten Ist-Zustandes der Energiewende und deren Ursachen wieder, sondern – und das macht den Unterschied – Lösungswege in technisch-technologischer und politischer Hinsicht.

Der Autor ist promovierter Physiker und praktizierender Ökonom in Personalunion, eine ganz seltene Kombination, die im Verlauf des Umbaus des Energiesystems wichtige Sichtweisen eröffnet. Dr. Peters muss mit der Härte der Zahlen umgehen, er erstellt keine interessengeleiteten Studien für den grünen Tisch, die keinerlei Verantwortung zur Folge haben. Er stellt unter anderem Finanzierungen auf, die funktionieren müssen und er beherrscht dazu den technisch-physikalischen Hintergrund.

Im Buch geht es nicht ums Klima, auch wenn es eine Betrachtung wert wäre. Aber selbst wenn man der Theorie des menschengemachten Klimawandels völlig kritiklos folgt, ist die darauf aufsetzende deutsche Energiepolitik völlig falsch. Der Autor kann aus dem Fundus eigener praktischen Tätigkeit vielfältige Erkenntnisse schöpfen. Ein Ausflug in die Geschichte des Erneuerbare-Energien-Gesetzes beschreibt die Zielverfehlung, die Mängel und Verwerfungen. Lassen sich die Ziele planetaren Wohlstands und einer gesunden Umwelt gleichermaßen realisieren? Das kommt am spannenden Ende, vorher durchaus bekannte Einsichten: „Je mehr Strom aus Sonne und Wind, desto größer die Probleme.“ Nicht nur die einer Energieversorgung, auch die politisch-wirtschaftlichen mit entsprechenden gesellschaftlichen Folgen. Peters warnt vor politischen Instabilitäten, die es vergleichbar um 1930 gab.

Das Buch ist kein Auftragswerk, das die Wünsche eines Auftraggebers zu erfüllen sucht. Es ist weit entfernt von den Produkten so genannter Thinktanks, die interessengeleitet die Theorie an die verquere Praxis anpassen, wo im Unterschied zu Dr. Peters die meisten selbsternannten Wissenschaftler noch nie unter Marktbedingungen gearbeitet haben.

Das angeführte Backup-Erfordernis im Stromsystem von 80 bis 100 Gigawatt deckt sich mit einer früheren Studie der Leopoldina. Diese Kapazität, staatlich initiiert aufzubauen in Form von Gaskraftwerken, würde den Staat überfordern. Peters thematisiert Parameter wie Energiedichte und Erntefaktoren, was die Energiewende-Protagonisten im Grunde nie tun. Wind- und Solarenergie muss zwingend „veredelt“ werden, damit sie genutzt werden kann. Das zieht gewaltige, realistisch nicht zu bewältigende Investitionen in den Netzausbau und in Speicher nach sich.

Die Statistik der „Erneuerbaren“ ist ernüchternd, in drei Vierteln der Jahresstunden sind die PV-Anlagen verschattet. Im Grunde fällt Solarenergie im Winter aus, gerade wenn der Verbrauch am höchsten ist. Die Gefahren von Dunkelflauten und Hellbrisen werden beschrieben

Als Ökonom thematisiert Peters natürlich die Kosten eines dauerhaft doppelten Stromsystems, weil eines der Systeme völlig unzuverlässig ist und das andere durch zu wenige Betriebsstunden nicht wirtschaftlich sein kann. Hohe Energiepreise haben gravierende Auswirkungen auf Gesamtwirtschaft und Haushalte, das Geld kann nur einmal ausgegeben werden. Hohe Energiepreise verhindern Konsum und Investitionen. Für die Wirtschaft sei es bereits fünf nach zwölf, und es wird nicht genügen, kleine Korrekturen vorzunehmen.

Zudem ist die Energiewende eine Umverteilungsmaschine von unten nach oben. Die Zahl der Energiewendegewinner ist inzwischen so hoch und sie sind so einflussreich, dass ohne drastischen Politikwechsel nicht gegen sie anregiert werden kann. Die Folgen des exzessiven Ausbaus der „Erneuerbaren“ sind, dass die gesamte Last im Sinne der Versorgungssicherheit auf den Schultern der traditionellen Energieversorger liegt. Aber marktwirtschaftlich getriebene Investitionen bleiben aus, verhindert durch das staatsdirigistische System aus Bürokratie, Verboten und Subventionen. Die „Erneuerbaren“ hingegen tragen keinerlei Systemverantwortung. Die Weiterführung des Kohleausstiegs sei ein Akt des politischen Vandalismus.

Die politisch gewollte Verteuerung von Energie sei ein Fehler, denn es erfolgt eben nicht „irgendwie“ ein Umstieg auf emissionsarme Technologien. Der globale wie der deutsche Energiemix bleiben annähernd konstant seit Jahren bei etwa vier Fünfteln aus fossilen Quellen. Verschiedene Dogmen werden benannt, so der Irrsinn, Altes zu zerstören, bevor Neues aufgebaut ist. Auch der Irrtum des „Absolut-Null“ bei den Emissionen wird beschrieben im Gegensatz zum „Netto-Null“ des Pariser Klimavertrags. Die drei Kernforderungen an Technologien eines ökologischen Realismus sind: kompakt, kreislaufwirtschaftlich und kostengünstig. Am Ende stehen konkrete Forderungen an eine Regierungspolitik, die kurz- und mittelfristig der Krise entgegenwirken könnte. Dies sollte man selbst lesen.

Das Buch ist ein Angebot zum Mitdenken, es ist gut lesbar und erfordert keine tieferen Fachkenntnisse. Es gehört als Ratgeberliteratur auf den Tisch der neuen Regierung, die dringend alte rotgrüne Zöpfe abschneiden sollte, obwohl sie nach den aktuellen Entwicklungen wohl auch in dieser Hinsicht nur Enttäuschung auf ganzer Linie bringen wird.

Nach Jahren des Merkel-Stillstands, ihrer falschen energiepolitischen Entscheidungen und der Habeck-Rezession müssen die Weichen auf Wachstum und Wohlstand gestellt werden, wenn wir nicht als Industrieland abgewickelt werden wollen. Dafür enthält das Buch wichtige Informationen und Anregungen.

Dr. Björn Peters, Schluss mit der Energiewende! Warum Deutschlands Volkswirtschaft dringend Ökologischen Realismus braucht. Gorus, Hardcover mit Überzug, 144 Seiten, 25,00 €.

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