Die Studienstiftung des deutschen Volkes misstraut dem deutschen Volk

vor 15 Tagen

Blog Image
Bildquelle: Tichys Einblick

Michael Hoch ist ein gefragter Mann. Der 63jährige Biologe ist schon seit 10 Jahren Rektor der Bonner Universität. Vor zwei Jahren hat er zusätzlich das Amt des Präsidenten der Studienstiftung des deutschen Volkes übernommen. https://www.studienstiftung.de/ Die Studienstiftung ist das größte und älteste Begabtenförderungswerk in Deutschland. Sie ist zudem, anders als etwa die Konrad-Adenauer-Stiftung oder das Cusanuswerk, jedenfalls nach ihrer bisherigen Satzung weltanschaulich und politisch neutral.

Aufgrund eines hochkompetitiven Aufnahmeverfahrens ist der Status eines „Studienstiftlers“ mit einem hohen Prestige in Wirtschaft und Gesellschaft verbunden. Will man über seine schulischen Leistungen Studienstiftler werden, so muss man zunächst der Beste seines Abiturjahrgangs sein, doch auch von diesen Besten wird nur etwa jeder Vierte aufgenommen.

Deswegen hat die Studienstiftung in den 100 Jahren seit ihrer Gründung nur rund 100.000 sorgfältig ausgewählte Studierende und Doktoranden gefördert. Derzeit sind es etwa 15.000 und damit nur 0,4% aller Studierenden, so dass man von einer veritablen Elite sprechen kann.

Unter den ehemaligen Stipendiaten finden sich zahlreiche Nobelpreisträger wie Manfred Eigen und Reinhard Genzel, daneben Publizisten wie Frank Schirrmacher, Ökonomen wie Clemens Fuest und Michael Hüther, Historiker wie Hans Mommsen, Philosophen wie Peter Sloterdijk und Odo Marquardt, Theologen wie Eugen Drewermann, Schriftsteller wie Hans Magnus Enzensberger, Sten Nadolny und Juli Zeh, Künstler wie Justus Frantz, Anselm Kiefer und Heinz Rudolf Kunze, Unternehmer wie Oliver Samwer, aber vor allem politische Prominenz aus dem gesamten Spektrum der Gesellschaft – von konservativen Parteigründern wie Bernd Lucke, Frauke Petry und Hans-Georg Maaßen bis zu den linksextremen RAF-Terroristinnen Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin – und TE-Gründer Roland Tichy.

Nach dem Stiftungszweck fördert man die „Hochschulbildung junger Menschen, deren hohe wissenschaftliche oder künstlerische Begabung und deren Persönlichkeit besondere Leistungen im Dienst der Allgemeinheit erwarten lassen“. Gerade deswegen verdient die Stiftung eigentlich den sinngebenden Zusatz „des deutschen Volkes“, was sich auch in der überwiegenden Finanzierung ihres rund 140 Millionen Euro betragenden Haushalts durch Steuermittel aus Bund, Ländern und Kommunen niederschlägt.

Seit 15 Jahren gibt es nun auch einen Alumni-Verein, also einen Verein der Ehemaligen. In diesem Jahr ist das Jahrestreffen des Vereins mit einem bunten Seminarprogramm vom 16. bis 18. Mai in Bonn. Da liegt es nahe, den in Bonn ansässigen Präsidenten der Studienstiftung zu einem Impulsvortrag einzuladen, was Michael Hoch auch gerne annimmt.

Er erinnert vor allem an das Kernanliegen der Studienstiftung, dass die Stipendiaten sich in ihrem weiteren Leben der Förderung durch das deutsche Volk auch dadurch würdig erweisen sollen, dass sie der deutschen Gesellschaft etwas zurückgeben. Doch dann folgt eine zutiefst verstörende Konkretisierung dieses Ziels.

Die Studienstiftung wolle, so führt der Präsident aus, diesen Auftrag angesichts der aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen vor allem so verstehen, dass man die Verpflichtung habe, dem wachsenden Populismus und insbesondere den „Rechtspopulisten“ entgegenzutreten. Die AfD nennt er zunächst nicht beim Wort, aber jeder versteht, wen er mit diesen Anspielungen meint.

Und dann berichtet er raunend über die Ergebnisse der jüngsten Bundestagswahlen im Bonner Umland. In Bonn selbst sei die Lage noch erträglich, aber nur wenige Kilometer entfernt gebe es Gemeinden, in denen die AfD 25 % erreicht habe. Man habe sich daher entschlossen, in kleinen Teams in diese bedrohten Zonen auszurücken und Kontakt zur einheimischen Bevölkerung zu suchen. Man wolle dies mit Informationsangeboten tun, zum Beispiel bezüglich wichtiger medizinischer Themen, um dadurch das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und anschließend bei einem Glas Bier mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Auf diese Weise könne man AfD-Wähler vielleicht davon abbringen, bei künftigen Wahlen erneut die AfD zu wählen.

Dem Wirtschaftsinformatiker Mario L. geht das alles nicht weit genug. Erregt fordert er aus dem Publikum heraus einen Unvereinbarkeitsbeschluss. Damit würde sich die Studienstiftung faktisch umbenennen in „Studienstiftung von Dreiviertel des deutschen Volkes“. Das rechte Viertel würde zwar weiter für die Förderung rot-grüner Studienstiftler Steuern zahlen müssen, aber gefördert werden würden Studierende aus dem rechten Viertel nicht mehr.

Und wer sich als AfD-Sympathisant zu erkennen gebe, so Mario L. weiter, solle automatisch von jeglicher Förderung und auch aus dem Verein der Ehemaligen ausgeschlossen werden. Es sei einem linken Studienstiftler wie ihm einfach nicht länger zuzumuten, dass sich rechte Studienstiftler (wie etwa Prof. Dr. Gottfried Curio, der innenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion) weiterhin ungestraft als Studienstiftler zu erkennen geben dürften.

Der Stiftungs-Chef gibt sich reumütig. Man könne zwar leider keinen automatischen Ausschluss von AfD-Mitgliedern vornehmen, aber man prüfe in solchen Fällen schon sehr genau, ob es konkrete Anhaltspunkte gebe, die einen Ausschluss rechtfertigten. Auch habe man jegliche Kooperation mit der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung abgelehnt.

Außerdem steht die Brandmauer zum Osten auch bei der Auswahl der Studienstiftler. Denn in Bundesländern mit hohen AfD-Wahlergebnissen wie etwa Sachsen oder Thüringen liegt die Zahl der Geförderten trotz höchster schulischer Pisa-Werte deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. So hat etwa Sachsen als Bundesland mit den besten Schülern einen Anteil von über 5% an den Bürgern unter 20 Jahren, aber nur einen Anteil von 3,3% an den geförderten Studienstiftlern.

Wie konsequent die Studienstiftung inzwischen die Anliegen der rot-grünen Minderheit der Gesellschaft favorisiert und die Positionen der konservativen Mehrheit ausblendet und cancelt, hat zuletzt der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Werner Patzelt, selbst ehemaliger Studienstiftler, erfahren müssen. https://wjpatzelt.de/2024/02/12/der-konservatismus-die-studienstiftung-und-victor-orban/ Er wurde zunächst von der Studienstiftung eingeladen, anlässlich der Sommerakademie 2024 am Plöner See junge Stipendiaten in die „„Entwicklung des politischen Konservatismus“ einzuführen“. Doch sechs Monate nach der Beauftragung, nachdem er bereits erhebliche Vorbereitungen getroffen hatte, wurde seine Einladung auf telefonischem Wege gecancelt.

Der taz-Journalist Matthias Meisner, der immer wieder mit linksextremen anti-sächsischen Tiraden aufgefallen war, hatte Patzelt als „rechtsreaktionär“ und „Victor Orbans Handlanger“ verunglimpft und seinen vorgesehenen Co-Referenten Philipp Siegert als ehemals „CSU-nah“ dargestellt. Das reichte der Studienstiftung des deutschen Volkes, um ihren Stipendiaten die Konfrontation mit konservativen Positionen, also mit der mehrheitlichen Einstellung des deutschen Volkes, zu ersparen. Und weil der Schirmherr der Studienstiftung Frank-Walter Steinmeier heißt, erhalten diese bedrückenden Auswüchse weltanschaulicher Verwahrlosung der Studienstiftung auch noch Rückendeckung durch das höchste Staatsamt.

Nach der eindeutigen Wegweisung durch den Präsidenten ist in den anschließenden Arbeitsgruppen- und Plenarsitzungen des Alumni-Jahrestreffens die moralische Selbstüberhöhung der auch bei den „Ehemaligen“ dominierenden rot-grünen Blase jederzeit spürbar. Dort bekennen sich manche Ehemalige in ihren Beiträgen offen und teilweise sogar betont stolz zu woken bis linksextremen Positionen. Und auch an den gemeinsamen Tischen zum Mittags- und Abendessen hört man ausschließlich Bekenntnisse zu SPD, Grünen oder Linkspartei. Kein einziger der Ehemaligen wagt zu sagen, dass er den Parteien der konservativen Mehrheit des deutschen Volkes nahesteht – schon gar nicht der AfD, aber noch nicht einmal der CDU oder der CSU. Denn auch das reicht inzwischen, um in der fanatischen rot-grünen Blase als Wegbereiter des Faschismus diffamiert zu werden.

Auch in dieser Hinsicht hat die Studienstiftung aufgehört, eine Studienstiftung des deutschen Volkes zu sein. Und in den Kaffeepausen berichten US-Doktoranden im vertraulichen Gespräch darüber, wohin diese Entwicklung in den USA vor Trumps Amtsantritt bereits geführt hat. Selbst ruhig vorgetragene Statements, mit denen linksextreme Positionen hinterfragt wurden, haben Anlass gegeben zu sofortiger Isolierung und anhaltendem Mobbing. Alles, was nicht in ein wokes Weltbild passte, wurde an US-Universitäten als faschistisch verunglimpft.

Das diesjährige Treffen der Ehemaligen zeigt, dass sich auch die Studienstiftung auf den Weg in den rot-grünen Abgrund begeben hat. Wenn sie damit fortfährt, die Bekämpfung der größten parlamentarischen Oppositionspartei als Kernanliegen zu positionieren und sich damit freiwillig zu einer linken NGO oder gleich zu einer Unterabteilung des inzwischen maximal beschädigten Verfassungsschutzes selbst zu verzwergen, hat sie keine Existenzberechtigung mehr.

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von Tichys Einblick

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von Tichys Einblick zu lesen.

Weitere Artikel