
Die Hinweise auf einen Laborursprung von Covid-19 verdichten sich. Der Bundesnachrichtendienst soll sich bereits 2020 mit der Theorie auseinandergesetzt und einen Ausbruch von Covid-19 aufgrund eines Laborunfalls seitdem in Betracht gezogen haben, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Die Wahrscheinlichkeit dafür sah die Behörde damals bei 80 bis 95 Prozent. Erste Hinweise über den Ursprung des Virus erhielt der Bundesnachrichtendienst offenbar über die Bioinformatik, bei der biologische Daten mithilfe von Technologie untersucht werden.
Hierbei sei herausgekommen, dass sich das Virus zu Beginn nicht schneller verändert habe, obwohl das in der sogenannten Anfangsphase, wenn Coronaviren auf eine neue Spezies treffen, im Normalfall zu beobachten ist. Demnach ist davon auszugehen, dass das Virus bereits zuvor auf den Menschen angepasst worden war.
Auf Bestreben der Bundesregierung hat sich der Bundesnachrichtendienst in den vergangenen Monaten erneut mit der Herkunft des Virus auseinandergesetzt, berichtet die Neue Zürcher Zeitung. Konkret geht es um gemeinsame Treffen des Auslandsgeheimdienstes mit führenden Wissenschaftlern und angesehenen Virologen. Die erste Zusammenkunft soll schon im vergangenen Jahr abgehalten worden sein.
Über den Ursprung sind sich die beteiligten Akteure zwar nicht eindeutig einig, die Möglichkeit einer menschengemachten Pandemie erhält jedoch immer mehr Zuspruch. Damit schließen die Wissenschaftler einen künstlich erzeugten Ausbruch aus dem chinesischen Wuhan Institute of Virology mittlerweile für durchaus wahrscheinlich – und informierten darüber auch die Bundesregierung. Doch die möchte sich wie auch der Bundesnachrichtendienst und die deutsche Botschaft in China gegenüber der NZZ nicht äußern, auch die Öffentlichkeit wurde bislang im Dunkeln gelassen.
Dabei ist diese Frage entscheidend: Immer wieder warnen Institutionen wie das Bundesgesundheitsministerium oder auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor künftigen Pandemien und verweisen dabei auch auf den Verlauf bei Covid-19. Offiziell starben weltweit sieben Millionen Menschen an dem Virus, doch auch die Maßnahmen forderten ihre Opfer und führten nachweislich zu körperlichem Zerfall, psychologischen Schäden und weiteren körperlichen sowie zwischenmenschlichen Folgen.
Die Labortheorie fand zuletzt auch in den USA Anklang. Anfang Dezember kam zunächst der Corona-Untersuchungsausschuss im Kongress zu dem Schluss, das Virus stamme „höchstwahrscheinlich aus einem Labor in Wuhan, China“. Nach der Amtseinführung von Donald Trump änderte sogar die CIA ihre jahrelange Einschätzung und geht seit Ende Januar ebenfalls von einem Leck in Wuhan aus (Apollo News berichtete hier und hier).
Im Vorfeld der Pandemie hatte auch die Nichtregierungsorganisation EcoHealth Alliance in Zusammenarbeit mit chinesischen Forschern in Wuhan geforscht und sich dabei auch an sogenannten Gain-of-Function-Untersuchungen mit Unterstützung der DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency), einer Initiative des US-Verteidigungsministeriums und den National Institutes of Health beteiligt (Apollo News berichtete). In diesem Kontext wurden auch Mers-Viren untersucht, die beispielsweise in Fledermäusen in China vorkommen und in der Regel nicht durch zwischenmenschliche Kontakte übertragbar sind.
Bei dem Austausch des Bundesnachrichtendienstes mit Wissenschaftlern soll jetzt auch die Weiterentwicklung dieser Viren besprochen worden sein. Demnach hätten chinesische Forscher die Krankheit für weitere Untersuchungen auf den Menschen angepasst und somit übertragbar gemacht. Das gehe unter anderem aus Veröffentlichungen des Fachmagazins Fortune Journals hervor, das ausführlich über die chinesischen Forschungen in Wuhan berichtete. In der Zukunft fürchtet der Bundesnachrichtendienst ähnliche Ausbrüche wie bei Covid-19.
Die NZZ berichtet zudem über Bedenken des Geheimdienstes bezüglich der Informationsverbreitung der chinesischen Regierung im Falle eines neuerlichen Ausbruchs. Analysen hätten demnach ergeben, dass die öffentliche Darstellung nach der Verbreitung von Covid-19 beeinflusst und sogar manipuliert worden sein könnte. So hätte die chinesische Regierung im Laufe des Ausbruchs argumentiert, das Virus sei aus Europa heraus durch gefrorene Waren nach China verfrachtet worden, in der Folge sei dann die Pandemie ausgebrochen.
Eine transparente Aufklärung findet in China offenbar nicht statt – obwohl die an der Gain-of-Function-Forschung beteiligten Labore nicht die dafür notwendige Sicherheitsstufe besitzen. Die Untersuchungen sollen im Level-2-Bereich des Wuhan Institute of Virology durchgeführt worden sein – notwendig ist nach internationalem Standard mindestens eine Stufe darüber. Dass die Forschungen dabei absichtlich als Entwicklung und Verbreitung eines Kampfstoffes genutzt wurden, hält der Bundesnachrichtendienst jedoch für unwahrscheinlich.