AfD-Übertritt in Hessen: SPD will ihren Vizebürgermeister loswerden – „Nazis haben bei uns keinen Platz“

vor etwa 6 Stunden

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Ein in Waldkappel über die Liste der SPD gewählter Kommunalpolitiker ist der AfD beigetreten. Lukas Gesang, bislang Erster Stadtrat und Vizebürgermeister der nordhessischen Kleinstadt, hatte seinen Parteiwechsel zunächst weder der SPD noch der Stadtverwaltung mitgeteilt. Inzwischen hat er seine Entlassung aus dem Amt beantragt.

Gesang war 2021 über die Liste des SPD-Ortsverbands ins Stadtparlament eingezogen. Im Dezember 2022 wurde er – auf Vorschlag der SPD – einstimmig zum Ersten Stadtrat gewählt. Seit Ende 2024 ist er nach eigenen Angaben Mitglied der AfD. Gegenüber der Werra-Rundschau sagte er: „Ich habe mich entschieden, bei der AfD mitzumachen.“ Dass er seine neue Parteizugehörigkeit nicht öffentlich gemacht habe, begründete er mit den Worten: „Das schien mir bisher nicht relevant zu sein.“

Die Stadt Waldkappel führt Gesang auf ihrer Website weiterhin mit dem Zusatz „SPD“. Die Stadtverwaltung bestätigte auf Anfrage, dass Gesang um Entlassung aus dem Ehrenbeamtenverhältnis gebeten habe. Das Verfahren sei eingeleitet worden. Die SPD vermutet eine gezielte Unterwanderung durch die AfD.

Knut John, SPD-Unterbezirksvorsitzender im Werra-Meißner-Kreis, sagte dem hr: „Wir werden alles daran setzen, dass dieser Mensch aus diesem Amt rauskommt.“ Und weiter: „Nazis haben bei uns keinen Platz, weder in der Partei noch in der kommunalen Politik.“ Volker Apel, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtparlament, sprach von einem „Vertrauensbruch“.

Auch Waldkappels Bürgermeister Frank Koch (SPD) äußerte sich. Er habe erst durch Medienberichte vom Parteieintritt erfahren. „Ich bin sprachlos und konnte das nicht glauben“, sagte er der Werra-Rundschau. Gesang solle sich im Rahmen der Magistratssitzung erklären.

Der AfD-Kreisverband Werra-Meißner veröffentlichte auf seiner Website ein Foto von Gesang und bezeichnete ihn als ersten „Überläufer“ aus dem politischen Lager der SPD. AfD-Kreisvorsitzender Berthold Hartmann sagte dem hr: „Lukas Gesang ist durch den Eintritt in die AfD kein anderer Mensch geworden.“

Gesang selbst erklärte, er sei „sozial eingestellt“ – das habe auch mit familiärer Prägung zu tun. Sein Vater gehört für die SPD der Stadtverordnetenversammlung an. Zur Einstufung der AfD durch das Bundesamt für Verfassungsschutz sagte er: „Die Entwicklungen in der Bundespolitik haben mich enttäuscht, ganz besonders, dass die AfD noch schnell als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde.“ Er wolle künftig mit der AfD „auf kommunaler Ebene den Anfang machen“ und ziehe eine Kandidatur bei der Kommunalwahl 2026 in Betracht.

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