Klima-Radikale und Demokratie: zwei Welten, die nicht zusammengehören

vor 3 Monaten

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Bildquelle: Tichys Einblick

Beruflich sind sie wohl nicht so eingespannt, die Mitglieder beim selbsternannten „Widerstands-Kollektiv“. Dreimal innerhalb einer Woche haben sie in der Hauptstadt mit Schablonen und Sprühfarbe Radweg-Piktogramme auf Straßen gepinselt.

Bei einer Aktion schlug die Polizei zu: Sechs Klima-Radikale versuchten zu fliehen, wurden aber festgenommen. Das Besprühen von öffentlichem Straßenland ist einerseits natürlich Sachbeschädigung. Wer eigenhändig Verkehrszeichen nachahmt, greift überdies illegal in den Straßenverkehr ein.

Nun ist es nicht so, dass es in Berlin keine Radwege gäbe. Stolze 620 Kilometer sind in der Hauptstadt für Drahtesel reserviert. Im „Global Bicycle Index“ 2022 gehörte Berlin zu den 20 fahrradfreundlichsten Städten auf der ganzen Welt.

Aber wie das so ist mit Radikalen: Es ist nie genug.

Der Senat muss sparen, deshalb sollen im laufenden Kalenderjahr „nur“ 29 neue Fahrradwege mit einer Gesamtlänge von 17,5 Kilometern gebaut werden. Dem „Widerstands-Kollektiv“ ist das zu wenig. Dagegen ist nichts zu sagen, jeder darf seine Meinung haben. Aber die vorhandenen Möglichkeiten der politischen Mitsprache reichen den Widerständlern nicht, und sie wollen nicht akzeptieren, dass die demokratische Entscheidungsfindung auch zu anderen Ergebnissen führen kann als den von ihnen gewünschten.

Deshalb teilen sie mit: Wenn Berlin den Bau von neuen Radwegen einstellt, dann werde man ihn eben selbst in die Hand nehmen. Das ist ungefähr so, als würden Autofahrer Einbahnstraßenschilder umsägen, weil man halt gerne doch in beide Richtungen fahren will.

Von einem demokratischen Störgefühl wird das „Widerstands-Kollektiv“ bei seinem Tun aber erkennbar nicht geplagt. Man wähnt sich im Besitz der letztgültigen Wahrheit und fühlt sich deshalb an die grundgesetzlich vorgegebenen Wege für bürgerliches Engagement nicht gebunden. Sein Selbstverständnis beschreibt der elitäre Club auf seiner Internetseite so:

„Wir wollen Mobilität für alle, Städte für Menschen und nicht für Autos. (…) Deshalb werden wir nicht länger warten. Wir nehmen die Veränderung selbst in die Hand und befreien unsere Städte Stück für Stück vom Einfluss der Fossil- und Autoindustrie – für eine gerechte, sichere und nachhaltige Mobilität für alle.“

„Die Klimakatastrophe eskaliert, und der Faschismus ist weltweit im Kommen“, lässt sich eines der Gründungsmitglieder des „Widerstands-Kollektivs“ zitieren. Und wenn es um die Rettung der Welt geht, kann man sich mit solchen Kleinigkeiten wie Demokratie eben nicht aufhalten.

Die postulierte eigene Unfehlbarkeit beißt sich allerdings etwas mit der eigenen Entstehungsgeschichte. Das „Widerstands-Kollektiv“ ist eine direkte Nachfolgeorganisation der berüchtigten „Letzten Generation“. Und die, so schreiben die Widerständler auf ihrer eigenen Internetseite, „hat Ende 2024 ihren Namen abgelegt, weil mittlerweile nicht mehr mit Sicherheit gesagt werden kann, dass die heute lebende Menschheit die letzte Generation vor den Kipppunkten ist.“

Das nennt man dann wohl kognitive Dissonanz.

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