
Die letzte Umfrage vor der Bundestagswahl am Sonntag zeigt, dass es am Sonntagabend nochmal richtig eng werden könnte. Laut dem Meinungsforschungsinstitut INSA für die Bild wird es gerade für die FDP und das Bündnis Sahra Wagenknecht mit dem Einzug in den Bundestag äußerst knapp. Ob die Parteien in den nächsten Bundestag einziehen, hat akute Relevanz für die möglichen Koalitionen nach der Wahl und damit die Zukunft Deutschlands.
Der Sieger der Wahl steht indes fest, wobei die Union vermutlich aufgrund der Schwäche der Ampel-Koalition auf ein noch besseres Ergebnis hätte hoffen können. INSA sieht sie derzeit knapp unter 30 Prozent bei 29,5 Prozent und damit zwar fünf Prozentpunkte über dem Ergebnis aus 2021, aber doch deutlich unter den Werten, die die Union Ende des letzten Jahres in den Umfragen hatte. Zwischenzeitlich sahen einige Umfrageinstitute, etwa Allensbach, die Union bei über 35 Prozent.
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Gewinnen wird die Union die Wahl trotzdem und sich dann auf die Suche nach einem Koalitionspartner machen dürfen. Eine oft genannte Option: die SPD. Die Sozialdemokraten, die sich im Wahlkampf immer wieder kämpferisch gegeben hatten – Bundeskanzler Olaf Scholz gar davon ausging, dass seine Wiederwahl eine Chance von 60 Prozent hätte – liegen laut INSA bei gerade einmal nur 15 Prozent und damit 10 Prozentpunkte hinter dem Ergebnis 2021, das Scholz zum Kanzler machte.
Die Grünen können davon nicht profitieren: INSA sieht die Partei mit Spitzenkandidat Robert Habeck noch klar hinter den Sozialdemokraten bei nur 12,5 Prozent. Damit würde Habeck sogar noch unter dem Ergebnis aus 2021 abschließen, als die Partei mit Außenministerin Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin etwas über 14 Prozent erreichte.
Gewinner des Wahlkampfes und der Unzufriedenheit im Land sind dagegen die polarisierenden Parteien. So steht die Alternative für Deutschland mit Kanzlerkandidatin Alice Weidel ganz klar auf Platz 2 mit 21 Prozent – ein Rekordergebnis für die Partei im Bund. Sie wäre mit 21 Prozent doppelt so stark wie 2021, wo sie mit 10,3 Prozent abschloss. Die von vielen totgesagte Linkspartei ist ebenfalls wieder mehr als relevant für die deutsche Politik. INSA sieht die Linke bei 7,5 Prozent und damit ganz klar im Bundestag, was für viele Ende des letzten Jahres undenkbar schien. 2021 scheiterte sie mit 4,9 Prozent an der 5-Prozent-Hürde.
Was bei der Linken sicher für Schadenfreude sorgen dürfte: Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das sich zum großen Teil auch aus abtrünnigen, ehemaligen Linken-Politikern und Abgeordneten zusammensetzte, liegt weit hinter den Linken und kämpft mit 5 Prozent um den Einzug in den Bundestag.
Auch die Freien Demokraten, zuletzt 2021 noch mit 11,5 Prozent die viertstärkste Kraft, sieht INSA bei 4,5 Prozent. Für Christian Lindner und seine Parteimitglieder heißt es also zittern um den Einzug in den Bundestag – eine Quittung für drei Jahre schlechte Ampel-Politik.
Die Frage, ob es FDP und BSW in den Bundestag schaffen, hat aber auch Relevanz für alle anderen Parteien. Schaffen es die FDP und BSW nicht, besteht der Bundestag allein aus fünf Parteien (Union, SPD, AfD, Grüne, Linke) – dann würde es vermutlich eindeutig für eine Koalition aus Union und SPD reichen. Kommen dagegen beide Parteien in den Bundestag, dann könnte die Union vor einem Problem stehen: Holt sie nur knapp 30 und die SPD 15, bräuchte man einen dritten Partner – das wäre vermutlich die FDP. Kommt diese aber nicht rein, dafür das BSW, dann könnte die Union gar gezwungen sein für eine Mehrheit mit SPD und den Grünen zusammenzuarbeiten.