Kuss-Attacke: Muss der Präsident in den Knast?

vor 3 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Wohl selten war ein Kuss so gut dokumentiert wie dieser – und wohl selten könnte dieser Kuss so hart bestraft werden. In Spanien hat der Prozess gegen Luis Rubiales begonnen. Der frühere Präsident des Fußballverbands hatte die Spielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung der WM 2023 in Sydney auf den Mund geküsst. Gegen ihren Willen, wie sie sagt. Die Staatsanwaltschaft fordert zweieinhalb Jahre Haft und 50.000 Euro für das Opfer als Entschädigung.

Nehmen wir mal den Teil, der offensichtlich scheint: Da zieht ein Präsident seine Spielerin vor Fernsehkameras aus aller Welt zu sich heran und küsst sie auf den Mund. Das ist das Delikt. Man braucht keine Zeugen, keine Indizien, kein Erhellen der Dunkelheit. Das, worum es geht, war und ist in der Öffentlichkeit. Wenn nicht – YouTube lässt grüßen. Es ist eine Straftat vor aller Augen.

Im Zuge des Skandals trat Rubiales wenig später als Chef des Nationalverbandes zurück. Er wurde anschließend unter anderem vom Weltverband FIFA für drei Jahre gesperrt und verlor auch seinen Posten im UEFA-Exekutivkomitee. Rubiales hat mehrfach alle Vorwürfe zurückgewiesen. Der spanische Verband stürzte in eine längere Führungskrise. Weltweit gab es Reaktionen auf den Vorfall. In Deutschland verteidigte Bayern Münchens früherer Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge den Spanier und nannte den Kuss „absolut okay“.

Rummenigge nannte den Kuss Rubiales' „völlig okay“.

Neben Rubiales nehmen in San Fernando de Henares bei Madrid Ex-Frauentrainer Jorge Vilda, der frühere Sportdirektor Albert Luque sowie der ehemalige Marketingchef des Verbandes, Rubén Rivera, auf der Anklagebank Platz. Die drei Männer werden der Nötigung beschuldigt, weil sie Hermoso unter Druck gesetzt haben sollen, damit sie Rubiales nicht beschuldigt.

Jennifer Hermoso bekräftigte zum Auftakt auf Fragen der Staatsanwältin, sie sei bei der Siegerehrung in Sydney von Rubiales ungefragt auf den Mund geküsst worden. „Es war ein Moment, der einen der glücklichsten Tage meines Lebens überschattet hat. Ich habe es überhaupt nicht kommen sehen“, sagte die 34 Jahre alte Stürmerin, die für Tigres Feminil in Mexiko spielt und extra anreiste.

Rubiales auf dem Weg zum Prozessauftakt in Madrid.

So weit die Fakten. Mein gesunder Menschenverstand fragt sich trotzdem: Sind für einen bestimmt unangenehmen Kuss auf den Mund zweieinhalb Jahre Gefängnis die angemessene Strafe? Oder hat da vielleicht auch die Me-Too-Bewegung aus den USA ihre Finger im Spiel? Natürlich würde jedes Gericht der Welt solche Mutmaßungen von sich weisen. Auch jedes spanische. Aber gibt es nicht sowas wie eine Weltlage der Befindlichkeit? Ich befürchte – ja! Wenn die woke Bewegung in diesem Fall eine Rolle spielt, wäre das ein Skandal. Schlimmer als die Kuss-Affäre.

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