
Der Gewinn von Mercedes ist im ersten Halbjahr um 56 Prozent eingebrochen, Absatz, Umsatz und Margen sinken. Wird Ihr Konzern zum Sanierungsfall, Herr Källenius? Das fragte das Handelsblatt den Mercedes-Chef in einem Interview. Es ging vor allem um E-Mobilität und um das Verbrenner-Verbot. NIUS dokumentiert wichtige Aussagen.
„Die Komplexität des Umfelds, in dem wir wirtschaften, ist gerade extrem hoch. Unsere Industrie erlebt zugleich Starkregen, Hagel, Sturm und Schnee. Autobau ist ein hartes Geschäft, mehr denn je. Vor allem aus drei Gründen. Erstens: Wenn die USA entscheiden, eine seit Jahrzehnten bestehende Welthandelsordnung neu zu definieren, hat das Auswirkungen auf unser Geschäft. Zweitens erleben wir in China ein darwinistisches Weltbild. Drittens dauert die Transformation zur Elektromobilität länger, als wir alle noch vor ein paar Jahren angenommen haben. Daher investieren wir für eine längere Zeit parallel in mehrere Antriebstechnologien.“
Ein Mercedes in der Garage gilt als Statussymbol.
„Wir müssen einen Realitätscheck machen. Sonst fahren wir mit Vollgas gegen die Wand. Natürlich müssen wir dekarbonisieren, aber es muss technologieneutral gemacht werden. Wir dürfen unsere Wirtschaft nicht aus den Augen verlieren. Wenn Europa und die europäische Autoindustrie ihre wirtschaftliche Stärke verspielen, verlieren wir erst recht die Möglichkeit, die politischen Ziele und die Dekarbonisierung zu erreichen. Ich würde kein konkretes Datum zum Ausstieg aus der Verbrenner-Technologie setzen.“
„Schauen Sie nach China. Dort gibt es bei diesem Thema kein Enddatum, also kein Verbot einer Technologie. Stattdessen gibt es niedrige Preis an den Ladesäulen und steuerliche Vorteile, Elektroautos zu kaufen. Gleichzeitig werden aber auch, anders als in Europa, verschiedene Varianten der Hybridisierung und Verbrenner erlaubt. In Europa droht mit den aktuellen, starren Regelungen der Automarkt zu kollabieren, weil viele Verbraucher in den Jahren vor 2035 noch mal Verbrenner kaufen werden. Das nützt dem Klima gar nichts.“
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