
Der Mindestlohn steigt im Jahr 2027 auf 14,60 Euro. Das hat eine Kommission am Freitag entschieden. Bis zuletzt machten es Arbeitgeber und Gewerkschaften spannend! Nun die Einigung. Für mittelständische Betriebe wie Produktionen, Bäckereien und Gastronomie hat das neue Rekordhoch erhebliche Konsequenzen.
Der Mindestlohn in Deutschland soll in zwei Stufen auf 14,60 Euro zum 1. Januar 2027 steigen. Anfang kommenden Jahres soll er bereits auf 13,90 Euro steigen, wie die Mindestlohnkommission in Berlin mitteilte. Der Vermittlungsvorschlag der Kommissionsvorsitzenden Christiane Schönefeld sei einstimmig beschlossen worden.
In einem Bäckereibetrieb geraten Unternehmer durch die Lohnerhöhung deutlich unter Druck. Angenommen, ein Mehrkornbrötchen kostet 1 Euro, davon bleiben 10 Cent Gewinn übrig. Der Lohn steigt nun auf 14,60 Euro von aktuell 12,82 Euro pro Stunde. Die Differenz von 1,78 Euro pro Stunde würde verlangen, dass der Bäcker pro Stunde und Person etwa 18 Brötchen mehr verkauft.
Bedeutet: Bei zehn Stunden Öffnungszeit und zwei Verkäufern müsste der Bäcker täglich 360 Brötchen mehr verkaufen, um den neuen Mindestlohn auszugleichen.
Auch andere Branchen wie das Friseurhandwerk sind betroffen: Etwa 3200 Euro brutto würde ein Friseur dann bald verdienen, rechnet Friseurmeister Dirk Reisacher in der Deutschen Handwerkszeitung vor. Das wäre eine monatliche Lohnsteigerung von etwa 400 Euro. Der Unternehmer verweist auf eine grobe Faustregel: Ein Mitarbeitender muss etwa das Vierfache seines Lohns an Umsatz erwirtschaften, damit sich die Anstellung für das Unternehmen rechnet. Statt 11.200 Euro Umsatz wären so also etwa 12.800 Euro Umsatz monatlich nötig.
Preiserhöhungen beim Friseur werden unvermeidbar für kleine Betriebe
Hochgerechnet auf ein Geschäftsjahr ergibt sich ein zusätzlicher Umsatzbedarf von rund 19.200 Euro pro Mitarbeiter.
„Es ist gut, dass die Mindestlohnkommission sich einvernehmlich geeinigt hat“, sagt CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann. „Das ist gelebte Sozialpartnerschaft und zeigt, dass die Kommission funktioniert. Die Lohnfindung bleibt auch in Zukunft Sache der Tarifpartner.“
CDU-General Carsten Linnemann
Über Wochen war man sich in dem Gremium aber uneins gewesen, wie aus Verhandlungskreisen verlautete. Wäre die unabhängige Mindestlohnkommission nicht zu einer Einigung gekommen, hätte der Gesetzgeber handeln können. Die SPD, die in Berlin einen Parteitag abhält, hatte im Wahlkampf 15 Euro Mindestlohn gefordert.
Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und Sozialdemokraten hatte auf eine konkrete Festlegung verzichtet. „Für die weitere Entwicklung des Mindestlohns wird sich die Mindestlohnkommission im Rahmen einer Gesamtabwägung sowohl an der Tarifentwicklung als auch an 60 Prozent des Bruttomedianlohns von Vollzeitbeschäftigten orientieren“, heißt es dort entsprechend den gesetzlichen Vorgaben für die Kommission. „Auf diesem Weg ist ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 erreichbar.“