„Neiddebatte auf Kosten der Beamten“: Beamtenbund kritisiert Frage zum Pensionsalter von Beamten

vor 2 Monaten

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Während des Quadrells der vier Kanzlerkandidaten Olaf Scholz, Robert Habeck, Friedrich Merz und Alice Weidel stellte Moderator Günther Jauch eine Frage im Stile seiner Erfolgssendung „Wer wird Millionär“. Die Kandidaten mussten erraten, wie viele Prozent der Beamten bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter im Dienst verbleiben würden. Die Antwort: Nur 20 Prozent.

Einzig Bundeskanzler Olaf Scholz konnte die Frage richtig beantworten. Merz und Weidel tippten auf 40 Prozent, während der grüne Kanzlerkandidat Habeck davon ausging, dass 60 Prozent aller Beamten bis 67 arbeiten würden. Die Frage war auf die Rentenproblematik gerichtet. Beamte müssen nicht in die Rentenkasse einzahlen und erhalten Pensionen aus der Staatskasse.

„Der Staat gibt dann schon mal ein ganz schlechtes Beispiel mit seinen Beschäftigten. Das ist ja nicht der klassische Dachdecker, der im öffentlichen Dienst unterwegs ist“, merkte Jauch dazu kritisch an. Aus der größten deutschen Interessenvertretung der Beamten kommt nun Kritik am Moderator.

„Auf Grundlage der genannten ‚20 Prozent‘ eine weitere Neiddebatte auf Kosten der Beamtinnen und Beamten zu führen, ist unseriös“, sagte ein Sprecher des Beamtenbunds gegenüber ntv. Denn die Zahl sei „isoliert betrachtet“ „irreführend“, so der Sprecher. So gebe es zahlreiche Ausnahmen: Bei der Feuerwehr, der Polizei oder im Justizvollzugsdienst ist aufgrund der höheren Belastung ein früheres Renteneintrittsalter möglich.

Dennoch ist die niedrige Zahl der Beamten, die bis 67 arbeiten, schwer zu rechtfertigen. 2023 gingen rund 60 Prozent der privat Beschäftigten in Rente, weil sie entweder das gesetzliche Renteneintrittsalter oder die 45 Versichertenjahre erreicht hatten. Die Pensionen von Beamten fallen zudem deutlich höher aus als die Renten von privat Beschäftigten.

Doch der Beamtenbund hält gegenüber ntv dagegen: „Das durchschnittliche Renteneintrittsalter liegt übrigens laut der Deutschen Rentenversicherung bei 64,4 – also ebenfalls deutlich unter der gesetzlichen Regelaltersgrenze.“ Daten zum durchschnittlichen Pensionsalter von Beamten liegen nicht vor. Da bei Beamten Akademikerberufe überdurchschnittlich vertreten sind, dürfte die durchschnittliche Dienstzeit bei ihnen jedoch so oder so geringer sein als bei privat Beschäftigten.

Das Quadrell war das nächste aus einer Reihe von TV-Debatten kurz vor der Bundestagswahl am kommenden Sonntag. Wie bereits in anderen Formaten, bei denen auch Alice Weidel als Kanzlerkandidatin der AfD eingeladen worden war, ging das Quadrell vor allem in eine Richtung: Alle gegen Weidel (mehr dazu hier). Auf der inhaltlichen Ebene passierte unterdessen wenig Neues.

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