
Im Fall des grausamen Todes von Philippos Tsanis hat das Landgericht Bielefeld sein Urteil gesprochen: Neun Jahre Jugendhaft für den Haupttäter Mwafak A. (19). Der Syrer hatte den 18-jährigen Schüler im Juni 2024 im Kurpark von Bad Oeynhausen zu Tode geprügelt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass A. mit großer Brutalität auf Philippos einschlug und -trat, bis dieser wenig später an schweren Hirnverletzungen starb. Die Anklage lautete auf Raub mit Todesfolge und versuchten Mord – die Richter folgten dem Antrag der Staatsanwaltschaft vollständig.
Philippos hatte gerade den Abiturball seiner Schwester besucht und befand sich auf dem Heimweg, als er und ein Freund von einer Gruppe von rund zehn Jugendlichen attackiert wurden. Der Angriff war offenbar grundlos. Laut Polizei soll die Gruppe „südländischen“ Aussehens gewesen sein.
Philippos’ Vater, Dimitris Tsanis, schilderte in einem Interview mit der Welt, dass sein Sohn noch versuchte zu deeskalieren. „Mein Sohn hat noch gesagt: ‚Lasst uns in Ruhe!‘“ Doch dann sei Mwafak A. auf ihn losgegangen. „Er hat ihn zusammengeschlagen, selbst als mein Sohn am Boden lag, wurde weiter auf den Kopf und ins Gesicht getreten“, berichtet der Vater. Die Verletzungen waren so schwer, dass Philippos’ gesamtes Gehirn zerquetscht wurde. Kurz darauf erklärten die Ärzte ihn für hirntot.
Besonders erschütternd: Der Täter hätte womöglich gar nicht mehr auf freiem Fuß sein dürfen. Mwafak A., der 2016 nach Deutschland kam, war bereits vielfach polizeibekannt. Acht Diebstahlsdelikte, darunter schwerer Raub, Ermittlungen wegen Vergewaltigung, sexuellen Missbrauchs, Körperverletzung, Drogenverstößen – die Liste ist lang. Dennoch blieb er unbehelligt.
„Warum lief er überhaupt noch frei herum?“, fragt der Vater. „Es ging nicht um Schokoladendiebstahl, sondern um massive Gewalt. Hat die Justiz einfach weggeschaut?“
Die Mutter, Joanna Steinmann Glogowski, sprach mit dem WDR über die Stunden vor der Tat – und die Ohnmacht danach. „Das war das erste Mal, dass ich mit meinem Sohn getanzt habe. Wenige Stunden später war er tot.“ In einem eindrücklichen Interview macht sie dem Staat schwere Vorwürfe: „Ich sehe das Versagen im System – und mache es mitverantwortlich, dass mein Sohn tot ist.“ Sie berichtet davon, wie ihr Sohn als Organspender mehrere Leben rettete – „aber meines hat er verloren“. Noch heute wacht sie manchmal mit dem Gedanken auf, sein Herz würde weiter für sie schlagen.
Für den Schmerz, den die Tat hinterlassen hat, findet sie kaum Worte: „Ich werde nie Enkelkinder von meinem Sohn haben. Ich werde nie sehen, wie er heiratet.“