
Laut einer Prognose der Industrie- und Handelskammer (DIHK) dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im laufenden Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen. Es wäre das dritte Rezessionsjahr in Folge – eine Entwicklung, die es zuletzt 2002/03 gegeben hat. Bereits 2023 war das BIP um 0,2 Prozent gesunken, nachdem es 2022 ein Minus von 0,3 Prozent gegeben hatte. Während andere Industrienationen Wachstum verzeichnen, steht Deutschland wirtschaftlich auf der Stelle oder verliert sogar weiter an Boden.
Die Wirtschaftslage hat sich laut der jüngsten DIHK-Konjunkturumfrage, an der 23.000 Unternehmen teilnahmen, deutlich eingetrübt. Lediglich 26 Prozent der befragten Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als gut. Besonders problematisch seien die Rahmenbedingungen: 60 Prozent der Unternehmen betrachten die wirtschaftspolitischen Vorgaben als ihr größtes Geschäftsrisiko – ein neuer Negativrekord.
Nur 22 Prozent der Betriebe planen, ihre Investitionen zu erhöhen. Stattdessen liegt der Fokus vieler Unternehmen darauf, bestehende Substanz zu erhalten, anstatt in Innovation und Wachstum zu investieren. Auch am Arbeitsmarkt macht sich die schwache Konjunktur bemerkbar. Nur zwölf Prozent der Unternehmen planen Neueinstellungen, während fast ein Viertel mit einem Personalabbau rechnet.
Die Bundesregierung steht zunehmend unter Druck, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte im Januar noch ein leichtes Wachstum von 0,3 Prozent prognostiziert, doch die DIHK-Prognose zeigt, dass die Wirtschaftslage noch ernster ist als erwartet.
Auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos, Ende Januar, äußerte Robert Habeck seine Auffassung über die andauernde Rezession. Laut dem 55-Jährigen sei die aktuelle Situation keine konjunkturelle Schwäche, sondern eine „strukturelle Wirtschaftskrise“ – die vor allem auf die Jahre vor der Ampelregierung zurückzuführen ist.
Die deutsche Wirtschaft sei laut Habeck seit 2019 nicht mehr gewachsen. Gleichzeitig sei das langfristige Wachstumspotenzial des Landes seit etwa 15 Jahren rückläufig. „Das Wachstumspotenzial sinkt seit anderthalb Jahrzehnten, weil man die Chancen, die man hat, nicht ausreichend nutzt“, erklärte der Minister. Als Grund führte er eine weit verbreitete Risikoscheu an, die Innovationen und Investitionen hemmt.
Auf die Frage, wie er die deutsche Automobilindustrie unterstützen wolle, sagte Habeck, er werde „normalerweise dafür kritisiert, dass ich der Industrie zu viel helfe“. Er fuhr fort, dass die Politik nicht direkt in die Produktion eingreifen könne, die Hersteller jedoch ermutigt werden sollten, selbst günstige Elektrofahrzeuge zu entwickeln.