Sieben erschreckende Zahlen, die belegen, dass unser Sozialstaat dem Untergang geweiht ist

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Der deutsche Sozialstaat gerät aus den Fugen. Egal, ob Rente, Krankenversicherung oder Arbeitslosenversicherung: In allen Bereichen explodieren die Kosten, und die neue Bundesregierung unternimmt nichts dagegen. Seit Jahren notwendige Reformen werden an Kommissionen und Expertenrunden ausgelagert, die in den kommenden Jahren Vorschläge erarbeiten sollen. Gleichzeitig will die Regierung das Rentenniveau für die kommenden Jahre auf 48 Prozent festschreiben.

NIUS nennt sieben erschreckende Zahlen, die zeigen, dass der deutsche Sozialstaat ohne umfassende Reformen dem Untergang geweiht ist.

In diesem Jahr werden die Ausgaben für die Rente aller Voraussicht nach erstmals die Schallmauer von 400 Milliarden Euro pro Jahr deutlich durchbrechen – 2023 waren es noch 379 Milliarden Euro, 2024 lag der Wert knapp unter dieser Grenze. Dieser Anstieg der Ausgaben wird sich in den kommenden Jahren massiv beschleunigen, da die geburtenstärksten Jahrgänge der Republik bald in Rente gehen.

Die neue Sozialministerin Bärbel Bas

Prognosen zeigen, dass 2035 – also in zehn Jahren – bereits mehr als 600 Milliarden Euro ausgezahlt werden müssen. Nur drei Jahre später werden es schon über 700 Milliarden Euro sein und Anfang der 2040er-Jahre dann mehr als 800 Milliarden Euro pro Jahr.

Um den unaufhaltsamen und seit Jahrzehnten bekannten Anstieg der Ausgaben auszugleichen, werden in den kommenden Jahren die Rentenbeiträge steigen müssen. Schon heute fließen 18,6 Prozent des Bruttolohns in die Rentenkasse, was bei einem Durchschnittsverdiener (Single, 52.200 Euro) bereits 808 Euro im Monat entspricht.

Schon 2030 soll der Beitragssatz auf mindestens 20,1 Prozent steigen (873 Euro im Monat), und bis 2035 wird der Rentenbeitrag auf über 22 Prozent (961 Euro) anwachsen. Der Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung wird somit innerhalb von zehn Jahren um 19 Prozent steigen.

Parallel dazu wird die Rücklage der Rentenkasse, die für schlechte Zeiten angelegt wurde, nach und nach aufgebraucht. Ende 2023 betrug sie noch rund 45 Milliarden Euro. In diesem Jahr werden etwa 7 Milliarden Euro davon verbraucht, im kommenden Jahr 12,4 Milliarden Euro und 2027 mehr als 15 Milliarden Euro. Das bedeutet: In nur drei Jahren wird von der Rentenrücklage kaum noch etwas übrig sein, obwohl die Beiträge bereits gestiegen sind.

Während die Beiträge steigen und die Rücklagen abschmelzen, wächst der Steuerzuschuss für die Rentenkasse aus dem Bundeshaushalt kontinuierlich weiter, obwohl dieser bereits der mit Abstand größte Posten im Bundeshaushalt ist. Im laufenden Jahr 2025 wird der Bund demnach 121 Milliarden Euro Steuergeld an die Rentenversicherung überweisen – das entspricht knapp einem Viertel des Bundeshaushalts.Das Arbeits- und Sozialministerium ist bereits das Ressort mit dem größten Etat in der Bundesregierung. Dieser Anteil wird in den kommenden Jahren auf 38 Prozent ansteigen: von heute rund 180 Milliarden Euro auf knapp 220 Milliarden Euro. Die Treiber sind der Rentenzuschuss und das Bürgergeld.

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist das nächste Fass ohne Boden. Obwohl der Beitragssatz in den vergangenen Jahren um 1,4 Prozentpunkte gestiegen ist und der Höchstsatz inklusive Pflegeversicherung in nur fünf Jahren von 878,91 Euro auf 1.141,09 Euro gewachsen ist, fehlt es in der Kranken- und Pflegekasse an allen Ecken und Enden.

Im ersten Quartal 2025 hat die gesetzliche Krankenversicherung 86,5 Milliarden Euro verschlungen – mehr als sechs Milliarden Euro oder knapp acht Prozent mehr als im selben Zeitraum vor nur einem Jahr. Krankenhausaufenthalte und Arzneimittel werden demnach immer teurer. Auf der Einnahmenseite steht jedoch nur ein Plus von etwa fünf Prozent. Eine Finanzierungslücke ist die logische Folge. Andreas Storm, Chef der Krankenkasse DAK, sagt dazu: „Es gibt ein gravierendes Finanzierungsproblem im Sozialsystem, das kurzfristig gelöst werden muss, um Versicherte und Arbeitgeber nicht weiter zu belasten.“

Andreas Storm, Chef der DAK

Der Steuerzahler stützt die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) jährlich mit 14,5 Milliarden Euro. In diesem Jahr soll ein Darlehen des Bundes in Höhe von 2,3 Milliarden Euro die derzeitigen Finanzprobleme abmildern. Ohne grundlegende Reformen werden die Beiträge in Zukunft weiter steigen müssen.

Nicht nur bei der Rente zeigt die Kurve steil nach oben. In allen Bereichen des Sozialstaats steigen sowohl die absoluten Ausgaben als auch der Anteil am Bruttoinlandsprodukt:

Insgesamt werden die Ausgaben des Sozialstaats in den kommenden zehn Jahren um 2 bis 3 Prozent des BIP ansteigen, was einem Kostenanstieg von 90 bis 130 Milliarden Euro entspricht.

Für Arbeitnehmer bedeutet dies: Der Beitragssatz für die gesamte Sozialversicherung steigt unaufhörlich. Richard Ochmann und andere Experten haben im Auftrag der DAK eine Berechnung angestellt. Im besten Fall steigt der Beitragssatz in den kommenden zehn Jahren „nur“ um fünf Prozentpunkte auf 46,1 Prozent des Lohns. Im „normalen“, also wahrscheinlichsten Fall ist eine Steigerung auf knapp 50 Prozent zu erwarten.

Im Worst-Case-Szenario steigt die Abgabenlast für den Sozialstaat auf mehr als 54 Prozent.

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