Staatsanwalt Yashar G. steht in Hannover vor Gericht: Wusste man schon seit 2020 vom Maulwurf der Kokain-Mafia?

vor 2 Monaten

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Yashar G. war Staatsanwalt in Hannover. Doch seit Oktober 2024 muss er in Gerichtsverfahren auf der anderen Seite des Saales sitzen. Der 39-Jährige aus Hannover sitzt seit Oktober 2024 in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück wirft G. vor, dass er im größten Kokain-Verfahren der jüngeren Geschichte (Schmuggel von 16 Tonnen Ware) vertrauliche Informationen an die Kokain-Mafia weitergegeben hat.

Für seine Informationsweitergabe wurde G. von der Kokain-Mafia fürstlich entlohnt. Laut Anklageschrift soll er für seine „Nebentätigkeit“ monatlich 5000 Euro kassiert haben. So konnten sich im Rahmen einer groß angelegten Durchsuchungsaktion, die im Frühjahr 2021 stattfand, zwölf von 32 Tatverdächtigen einer Festnahme entziehen. Sie haben sich kurz vor dem Großeinsatz ins Ausland abgesetzt – zum Teil wird bis heute nach den Verdächtigen und dem Hauptbeschuldigten gefahndet.

Insgesamt 247 Drogenverfahren betreute Yashar G. bei der Staatsanwaltschaft Hannover

Nach Recherchen des NDR konnte G. so eine ganze Weile für die Kokain-Mafia arbeiten. Und das, obwohl im Juni 2020 ein anonymer Hinweis eingegangen sein soll. Dort war von einem „iranisch-stämmigen Staatsanwalt“ die Rede – Yashar G. wäre also identifizierbar gewesen. Der Vorgang ist aktuell „Gegenstand einer umfassenden internen Prüfung“ teilte das niedersächsische Justizministerium gegenüber dem NDR mit. „Die aktuellen Anklagevorwürfe werden von meinem Mandanten vollständig bestritten“, sagt der Anwalt von G. zum NDR.

Dabei werde auch geprüft, ob der Vorgesetzte von Yashar G. möglicherweise gegen Dienstvorschriften verstoßen hat. Denn trotz mehrerer Verdachtsmomente zog die damalige Leiterin der Staatsanwaltschaft G. nicht aus der Fachabteilung für Drogenkriminalität ab.

Katrin Ballnus leitete damals die Staatsanwaltschaft Hannover. Inzwischen ist sie Leiterin der Generalstaatsanwaltschaft Celle.

Die Vorwürfe wiegen auch hier schwer: Der NDR berichtet, dass sich die Vorgesetzte aktiv dafür eingesetzt habe, dass G. weiter am 16-Tonnen-Kokain-Verfahren beteiligt bleibt. Dabei liefen zu dem Zeitpunkt schon mehrere Verfahren gegen G., die zum Teil wieder eingestellt wurden.

Im Zuge der Ermittlungen gegen den Staatsanwalt durchsuchte die Polizei die Wohnung und das Büro des Verdächtigen. Dabei sollen zahlreiche Fotos von Ermittlungsakten sichergestellt worden sein. Auch Fotos von Einsatzplänen einer gescheiterten Razzia gegen die Kokain-Mafia waren nach NDR-Informationen dabei.

Kurz nach der Durchsuchung meldete sich übrigens die Behörde von Ballnus beim Justizministerium und gab Entwarnung: Ein Tatverdacht habe sich durch die Durchsuchung bisher nicht erhärtet. So wurde wenige Tage später ein Drogen-Spediteur zu einer Haftstrafe von 12,5 Jahren verurteilt – als Staatsanwalt war Yashar G. eingesetzt.

Inzwischen hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass über dieses Strafmaß neu verhandelt werden muss.

Doch die Ermittler sehen noch kein Ende. Der Schwager von G., ein verurteilter Drogenhändler, soll mehrfach Informationen bei G. abgefragt und weitergegeben haben. Auch die Rockergruppierung Hells Angels soll jahrelang mit Informationen versorgt worden sein. Von 2014 bis 2019 arbeitete G. für die Staatsanwaltschaft Berlin. Vertrauliche Unterlagen von dortigen Drogenverfahren wurden ebenfalls bei den Durchsuchungen sichergestellt.

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