
Donald Trump, der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, gilt selbst Leuten, die ihn nicht mögen und nie wählen würden, als ein wirtschaftsnaher Präsident.
Als einer, der mit Milliardären und Reichen kann. Aber auch einer, der ein Ohr hat für die Anliegen von Unternehmern, Selbständigen und Firmengründern, weil er als Unternehmer und Gründer vieler Firmen selbst weiß, wie Wirtschaft geht. Trump ist jedoch auch einer, der sich die Anliegen des kleinen Mannes, der amerikanischen Arbeiter und Angestellten, die seit Jahrzehnten durch asiatische Billigprodukte, Auslagerung von Jobs nach Mexiko und eine galoppierende Preissteigerung unter die Räder kommen, zu eigen gemacht hat. Der die amerikanische Wirtschaft wieder groß machen will, die Deindustrialisierung des „Rust Belts“ im Mittelwestens rückgängig und die vielen staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft zurückfahren möchte.
Jetzt, da Trump gegen jede Wahrscheinlichkeit und gegen die meisten Prognosen wiedergewählt ist, ist die Frage zu stellen: Wie wird die Wirtschaft unter Trump werden, und welche Auswirkungen hat das auf uns hier in Deutschland?
Hier sind die sechs Hauptpunkte, mit denen sich eine Wirtschaft unter Trump 2.0 umreißen lässt:
Trump hat 2018 in den USA die größte Steuersenkung seit 30 Jahren durchgesetzt. Deren Hauptpunkte waren die Senkung der Körperschaftsteuer (corporate tax rate) auf 21 Prozent und die Reduzierung der Einkommensteuer (income tax rate) auf im Schnitt 35 Prozent. Zentrale Bestimmungen dieser Abgabenordnung laufen zum Jahresende 2025 automatisch aus. Für die meisten Amerikaner, bis auf die Allerärmsten, würde dies ab 2026 eine deutlich höhere Steuerlast bedeuten. Aber jetzt nicht mehr, denn Trump kann und wird an niedrigen Steuern festhalten, was ihm mit Senat und Repräsentantenhaus fest in republikanischer Hand jederzeit gelingen wird.
Diese Politik der niedrigen Steuern wird allerdings zu geringeren Einnahmen des Staates und in der Konsequenz daraus zu einer höheren Staatsverschuldung führen. Wer glaubt, das schon einmal gehört zu haben, der täuscht sich nicht: Unter Präsident Reagan, dem 40. Präsidenten der USA (1981 bis 1989), war der Mechanismus aus hohen Staatsausgaben und niedrigen Steuern ganz ähnlich und hat in der Tat zu einem enormen Anstieg der Staatsverschuldung geführt.
Kommt diese Entwicklung wirklich, was sehr wahrscheinlich ist, dann landen wir schnell beim nächsten Punkt:
Diese vier Konsequenzen sind miteinander gekoppelt. Fallen die Steuereinnahmen wegen Steuersenkungen, dann muss die US-Staatsverschuldung zunehmen, weil die Staatsausgaben insbesondere auf dem Verteidigungssektor (wegen der Konflikte in der Ukraine, Israel, China-Taiwan) steigen werden. Da die Schuldenquote der USA im Moment rund 123 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beträgt und sich seit dem Corona-Jahr 2020 massiv erhöht hat, wird der Inflationsdruck wieder steigen. Dies wird die amerikanische Zentralbank FED dazu zwingen, angekündigte Zinssenkungen zurückzunehmen und zukünftig den Leitzins sogar wieder zu erhöhen. Dies wird den US-Dollar weltweit stärken und über den Ölpreis und viele andere Rohstoffpreise, die in US-Dollar quotiert werden, weltweit für Preiserhöhungen sorgen.
Trumps größtes Anliegen seit mindestens einem Jahrzehnt ist sein Signature-Slogan: „Let’s make America great again.“ Für Trump hat das immer bedeutet: Wir müssen die gutbezahlten Arbeitsplätze in der US-Produktion, die nach China und Mexiko verschwunden sind, zurückholen. Und das geht nur über höhere Zölle.
Trump hat 2018 nach Jahrzehnten des Freihandels als erster amerikanischer Präsident die Importzölle auf Solarmodule, Waschmaschinen, Stahl und Aluminium massiv erhöht, womit er insbesondere auf China zielte. In seiner zweiten Amtszeit will Trump die Zölle auf Importe aus China und Vietnam, aber auch aus Mexiko, das ihm seit jeher ein Dorn im Auge ist, auf bis zu 60 Prozent erhöhen und einen generellen Importzoll von 10 Prozent auf alles einführen.
Selbst EU- und NATO-Staaten könnten, sollten sie nicht die vereinbarten und von Trump vehement geforderten zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für Verteidigung ausgeben, von diesen neu einzuführenden Zöllen betroffen sein.
Trump ist für einen harten Protektionismus gegenüber China bekannt.
Trump plant, staatliche Regulierungen wieder drastisch zurückzufahren, besonders bei Umwelt- und Klimaschutzauflagen. Dies wird den US-Industriesektor kurzfristig begünstigen, aber langfristig würde es Unternehmen wie Tesla, die auf strenge Umweltziele setzen, in die Klemme bringen.
Deshalb wird Trump hier sehr selektiv vorgehen und sich auf die Ausweitung von Drilling Rights (Bohrrechte) für Fracking-Unternehmen und Energieriesen wie Exon konzentrieren und allzu strenge Vorgaben bei Emissionen lockern – aber den Inflation Reduction Act (IRA) der Biden-Regierung wird er nicht zurücknehmen. Das mag auf den ersten Blick überraschen, denn der IRA sieht Ausgaben und Steuererleichterungen über 800 Milliarden Dollar für Klimaschutzprojekte vor, was in Industrie-Investitionen von mehr als einer Billarde Dollar resultieren könnte. Aber das sind eben Investitionen, die auch in Industrien und die Landwirtschaft gehen, Sektoren, die für Trump, seine Wähler und Anhänger enorm wichtig sind.
Während seines Wahlkampfes äußerte sich Trump regelmäßig kritisch gegenüber erneuerbaren Energien.
Das zentrale Vorhaben von Trumps zweiter Amtszeit wird die Eindämmung der illegalen Einwanderung sein. In den USA leben mindestens 12 Millionen – die genaue Zahl kennt keiner – illegaler Einwanderer, die beschönigend immer als „undokumentierte Bevölkerung“ (undocumented population) bezeichnet werden, obwohl sie in Wahrheit illegal über die Grenze gekommen sind und kein Recht auf Aufenthalt haben. Unter Joe Biden (und insbesondere Kamala Harris) konnten sie entspannt darauf warten, über kurz oder lang eingebürgert zu werden und in den Genuss der Vorteile des amerikanischen Sozial- und Gesundheitssystems zu kommen.
Mit Donald Trump wird das zukünftig nicht mehr zu machen sein. Auch wenn die von Trump stets angekündigten Massenabschiebungen rechtlich wie praktisch nicht durchsetzbar sind, wird sich der Druck auf illegale Einwanderer deutlich erhöhen und es wird fortan viel mehr Zurückweisungen an der Grenze zu Mexiko geben.
Dadurch werden nach und nach weniger billige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen und der Nachschub wird austrocknen. Dies wird zu höheren Löhnen am unteren Ende des Arbeitsmarktes führen – exakt der Effekt, den sich viele der Trump-Wähler aus der Arbeiterschaft erhofft haben.
Was jedoch überhaupt nicht kommen wird, sind jene dystopischen Effekte, wie sie linke Forschungsinstitute, Kommentatoren und Publikationen prognostiziert haben, so wie etwa dieser hier: „An economic downturn caused by mass deportations and subsequent labour shortages.“
Die amerikanische Wirtschaft geht seit dem Corona-Ende durch eine goldene Zeit, was sich am Wachstum der Wirtschaft und an den zu immer neuen Höhen eilenden Börsenkursen ablesen lest. Diese Entwicklung wird durch die Zurückweisung von Menschen, die illegal in die amerikanischen Sozialsysteme einreisen wollen, nicht einmal im Ansatz beeinträchtigt.
In seiner ersten Amtszeit baute Trump eine Mauer an der Grenze zu Mexiko.
Die USA sind der wichtigste Export-Markt für die deutsche Wirtschaft. Wir werden in diesem Jahr Güter und Dienstleistungen für 156 Milliarden Euro nach Amerika verkaufen (nach China sind es „nur“ 108 Milliarden Euro), das sind sieben Prozent der deutschen Wertschöpfung. Führt Trump wirklich Zölle in Höhe von 10 Prozent auf alles von überallher ein, dann wird das die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. Um solchen Zöllen zu entgehen, werden deutsche Unternehmen mehr in den USA produzieren (müssen), was ihnen zusätzlich erlaubt, amerikanische Subventionen aus dem Inflation Reduction Act abzugreifen. Das wird den Druck auf die ohnehin im Abschwung begriffene deutsche Wirtschaft weiter erhöhen.
Zusammenfassen lassen sich die wirtschaftlichen Auswirkungen einer zweiten Trump-Präsidentschaft so:
Eine zweite Amtszeit Trumps wird die US- und Weltwirtschaft auf vielfältige Weise stärken. Steuerkürzungen, Deregulierung und Investitionen in die Infrastruktur werden das Wachstum in den USA weiter auf hohem Niveau halten, was auch Arbeitsplätze und Unternehmensgewinne stärkt. Trumps wirtschaftsfreundliche Politik wird die Aktienmärkte weiter ankurbeln und das Vertrauen der Anleger weltweit steigern, wovon insbesondere auch die Kryptowährungen profitieren werden.
Global könnten steigende US-Energieexporte die Energiepreise senken und so für Stabilität sorgen. Mit einer wachsenden US-Kaufkraft wird die Nachfrage nach globalen Gütern steigen. Auch die größere Betonung bilateraler Beziehungen im Gegensatz zu unbeschränktem Freihandel könnte ausgewählten Handelspartnern (aber nicht China) Vorteile bringen und für neue Dynamik sorgen.
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