
Während die EU-Kommission den Abbau von Bürokratie verspricht, stößt ihr geplante Bodenüberwachungs- und Resilienzgesetz auf massive Kritik bei Landwirten. Die Initiative, die am Mittwoch in Trilogverhandlungen zwischen Kommission, Rat und Parlament geht, könnte striktere Vorgaben für die landwirtschaftliche Bodennutzung nach sich ziehen – etwa in Bezug auf Erntepraktiken oder Düngereinsatz. Das berichtet das Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt.
Mit dem Gesetz verfolgt die EU eines ihrer ehrgeizigsten Umweltziele der letzten Jahre: Bis 2050 sollen alle Böden in der EU in einen „gesunden Zustand“ versetzt werden. Nach Angaben der Kommission gelten derzeit über 60 Prozent der europäischen Böden als geschädigt, 70 Prozent sogar als „nicht gesund“. Die Folgen: Jährlich entstünden Schäden in Höhe von rund 50 Milliarden Euro.
Für viele Landwirte bedeuten die geplanten Regelungen vor allem mehr Verwaltungsaufwand und finanzielle Belastungen. Besonders die vorgesehene Ausweitung von Bodenanalysen sorgt für Kritik: In Deutschland könnte die Zahl der Probenahmestellen laut dem Verband Familienbetriebe Land und Forst (Fablf) von derzeit 5.900 auf bis zu 17.000 steigen. Zudem verpflichtet das Gesetz bei festgestellter Bodenbeeinträchtigung zu Regenerierungsmaßnahmen, wie Reduktionen physischer Eingriffe, Verbote schädlicher Substanzen oder Anpassungen von Weidezeiten.
Umstritten sind auch mögliche Genehmigungspflichten bei der Feldbearbeitung. So könnte künftig etwa bei hoher Bodenfeuchte eine behördliche Erlaubnis nötig sein, um Felder mit schwerem Gerät wie Mähdreschern zu befahren.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) kritisiert die Pläne als „völlig realitätsfern“. „Das Misstrauen gegenüber uns Landwirten ist unangebracht – wir haben ein hohes Eigeninteresse am Bodenschutz“, betont DBV-Präsident Joachim Rukwied. Er warnt vor einem „Bürokratiemonster“. Zwölf europäische Bauernverbände appellieren an die Verhandler, neue Auflagen zu vermeiden.