
Die letzten Meter als Wirtschafts- und Klimaschutzminister sind für Robert Habeck (Grüne) kein Schaulaufen – im Gegenteil. Erst musste Habeck bekanntgeben, dass die deutsche Wirtschaft auch in diesem Jahr nicht wachsen wird, nun wird auch deutlich, dass die sogenannte „Energiewende“ im ersten Quartal 2025 so gar nicht geliefert hat und statt mehr Strom aus Wind und Sonne, mehr Strom aus Kohle und Gas hergestellt worden ist. Und die Osterwoche hat zusätzlich gezeigt, warum die sogenannte „Energiewende“ immer mehr Probleme verursacht.
Denn trotz Rekordausbau von Wind und Sonne haben die Erneuerbaren so wenig Strom wie seit 2021 nicht mehr. Allein im Vergleich zum Vorjahresquartal ist die Menge an Strom, die die Erneuerbaren hergestellt haben, um 16 Prozent gesunken.
Der Grund: das Wetter.
Die Menge des Stroms aus Erneuerbaren ist im ersten Quartal 2025 wegen der Wetterlage eingebrochen. Quelle: Energy-Charts
Im Februar und März hat der Wind nicht sonderlich stark geweht, teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft mit. Die Stromproduktion durch Windenergieanlagen auf See sank insgesamt um 31 Prozent, die Produktion an Land um 22 Prozent. Das hat dazu geführt, dass die Stromproduktion aus Kohle, Öl und Gas drastisch hochgefahren werden musste. Logische Folge: der CO2-Ausstoß ist drastisch gestiegen.
Im Februar 2025 war mit 451 Gramm CO2 pro Kilowattstunde Strom der höchste Wert seit Jahren zu verzeichnen, der Strom in Deutschland war so schmutzig wie seit dem Winter 2018 nicht mehr.
Entwicklung der CO2-Emissionen. Quelle: Agora Energiewende
Doch nicht nur mittelfristig macht die „Energiewende“ nicht das, was sie aus Sicht ihrer Befürworter soll. Die Osterwoche steht exemplarisch für all die Probleme, die mit dem Plan der Umstellung der deutschen Energieproduktion auf hauptsächlich Wind und Sonne einhergehen.
Am sonnigen Ostersonntag etwa, haben die rund 5 Millionen Solar-Anlagen in Deutschland viel mehr Strom produziert, als an dem Feiertag zur Deckung des Bedarfs notwendig gewesen wären. Hinzu kommt: An Sonntagen und Feiertagen sinkt der Strombedarf naturgemäß noch mehr, weil zahlreiche Unternehmen nicht produzieren. Lag der Strombedarf am vergangenen Dienstag noch in der Spitze bei 62,6 Gigawatt, lag er zu Ostern maximal bei 44 Gigawatt und sank bis auf 37,8 Gigawatt.
Strom muss aber exakt dann verbraucht werden, wenn er hergestellt wird, andernfalls kann das Stromnetz ins Wanken geraten. Das gilt sowohl überregional als auch für die lokalen Stromnetze vor Ort und die regionalen Kapazitäten der wetterabhängigen Energiequellen Wind und Sonne.
Wegen des gigantischen Überangebots – 15 Gigawatt zu viel, die Leistung von 10 Kernkraftwerken – ist der Strompreis zeitweise ins Negative gefallen, bis auf -5 Cent pro Kilowattstunde.
Heißt: Deutschland hat den Franzosen, Belgiern, Norwegern, Schweizern, Niederländern und Luxemburgern Millionen Euro dafür bezahlt, dass sie den deutschen Überschuss-Strom abnehmen, damit die deutschen Stromnetze nicht zusammenbrechen. Besonders die Franzosen dürften sich gefreut haben, haben sie doch mehr als die Hälfte des überschüssigen Solarstroms aus Deutschland genommen und sich zusätzlich für die Abnahme bezahlen lassen.
Im Grunde haben unsere europäischen Nachbarn aber Deutschland mit der Abnahme des Stromes einen großen Gefallen getan, um das Stromnetz hierzulande nicht ins Wanken zu bringen. Der Grenzstromhandel ist einer der Sicherungsmechanismen des europäischen Stromnetzes, der an dieser Stelle wie gewollt funktioniert, den Deutschland aber immer häufiger und mit stärker schwankenden Energiemengen in Anspruch nehmen muss.
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Dieser eklatante Stromüberschuss hat jedoch nicht nur dazu geführt, dass jede Menge Strom gegen Gebühr ins Ausland verschenkt werden musste und Leitungen nach Frankreich und Belgien unter Volllast arbeiten mussten, es gab gerade im Südwesten Deutschlands auch zahlreiche Stromausfälle, die mit dem Überangebot und einer lokalen Netzüberlastung zusammenhängen könnten.
Diese Karte vom Mittag des Ostersonntags zeigt, dass vor allem im Südwesten Deutschlands an zahlreichen Orten lokal der Strom weg war. Quelle: Stromauskunft.de
Das große Problem ist, dass sich die zahlreichen Solar-Anlagen in Deutschland nicht steuern, regulieren oder gar vom Netz nehmen lassen, wenn die Stromproduktion den Bedarf übersteigt. Trifft viel Sonne – möglicherweise noch flankiert von viel Wind – auf einen Nachmittag mit wenig Strombedarf, hat Deutschland immer mehr Probleme, die überschüssige Energie loszuwerden.
Das erhöht nicht nur das Potenzial für regionale Stromausfälle und sogenannte „Brownouts“, das erhöht auch die Kosten für die Stromproduktion insgesamt gewaltig – wie Ostern gezeigt hat.
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