Weil der Strom inzwischen so teuer ist: Georgsmarienhütte produziert nur noch nachts

vor 11 Tagen

Blog Image
Bildquelle: NiUS

Das niedersächsische Stahlwerk Georgsmarienhütte mit seinem Elektro-Ofen und den 1.300 Beschäftigten verbraucht ähnlich viel Strom wie das benachbarte Osnabrück mit seinen 160.000 Einwohnern. Der Ofen ist das Herzstück des Stahlwerks, einer Fabrik am Rande der gleichnamigen Stadt bei Osnabrück. Das Werk gab der Gemeinde einst den Namen.

Blick in eine Werkshalle der Einzelstabvergütung im Stahlwerk der Georgsmarienhütte GmbH.

Chefin des Feuer speienden Ungetüms ist Christina Wolters. „Ein Charge Schrott dauert eine Stunde“, sagt sie der Süddeutschen Zeitung. Der Ofen ist normalerweise nahezu rund um die Uhr in Betrieb. Das war im Winter und in den letzten Monaten anders. Da lief der Ofen nur nachts und am Wochenende – wegen der hohen Strompreise. Jetzt hoffen die Betreiber auf die neue Regierung und auf eine neue Regelung der Strompreise.

Der Koalitionsvertrag widmet der kriselnden Stahlindustrie immerhin einen eigenen Absatz – sie sei „von zentraler strategischer Bedeutung“. Zudem versprechen Union und SPD, den Strompreis um mindestens fünf Cent pro Kilowattstunde zu senken, einen besonders günstigen Industriestrompreis einzuführen und die Netzentgelte dauerhaft zu deckeln. Diese Gebühren für Ausbau und Unterhalt der Stromnetze zahlen die Verbraucher.

Anne-Marie Großmann, Miteigentümerin und Geschäftsführerin des Stahlkonzerns Georgsmarienhütte

Aus Sicht von Anne-Marie Großmann geht das in die richtige Richtung. Sie sitzt in der Geschäftsführung der „GMH-Gruppe“ – das ist der Mutterkonzern des Stahlwerks Georgsmarienhütte. Die Gruppe produziert und verarbeitet Stahl mit 6.000 Beschäftigten an 20 Standorten weltweit. Großmann ist nicht nur Managerin, sondern auch Miteigentümerin. Ihr Vater Jürgen Großmann hat den Konzern mit gut zwei Milliarden Euro Umsatz aufgebaut. „Wenn die Energiekosten so hoch bleiben, lohnt sich die Produktion in Deutschland nicht mehr“, sagt Anne-Marie Großmann nun.

Die Stromkosten der Gruppe hätten sich binnen fünf Jahren mehr als verdoppelt, auf 143 Millionen Euro für 2024, rechnet Großmann vor. Wichtiger Treiber seien die Netzentgelte, die sich allein von 2023 auf 2024 verdoppelt hätten und inzwischen 45 Prozent der Stromkosten ausmachten. Anne-Marie Großmann hatte Anfang des Jahres gesagt, dass die Stahlbranche in Deutschland bald vor dem Aus stünde, wenn die Kosten nicht bald sänken. Weil der Elektrolichtbogen-Ofen oft nur nachts und am Wochenende lief, bedeutete das für viele Beschäftigte Kurzarbeit.

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von NiUS

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von NiUS zu lesen.

Weitere Artikel