
Ab dem 1. September 2025 tritt in der Europäischen Union eine bedeutende Änderung in Kraft, die die Nagelindustrie und Verbraucher betrifft. Trimethylbenzoyl Diphenylphosphine Oxide (TPO), ein weit verbreiteter Photoinitiator in UV-härtenden Gel-Nagellacken, wird verboten. Über den Vorgang berichtete zunächst der Blog Cozette’s Beauty Pantry.
Die Verordnung trifft dabei zahlreiche Nagelstudios – und Konsumenten. NIUS klärt über die Hintergründe auf:
Die Europäische Union hat im Rahmen des „Omnibus Act VII“, der Teil der EU-Kosmetikverordnung (EG) ist, das Verbot von TPO in Kosmetikprodukten beschlossen. TPO wurde als sogenannter CMR-Stoff der Kategorie 1B eingestuft – also als potenziell krebserregend, mutagen oder reproduktionstoxisch.
Diese Einstufung basiert auf Studien, die bei hohen Dosen an Tieren durchgeführt wurden, und folgt dem Ansatz der EU, der sich auf potenzielle Gefahren konzentriert, unabhängig von der tatsächlichen Exposition im Alltag.
Gerade unter jungen Frauen boomen Nagelstudios.
Das Verbot wurde von der Europäischen Kommission initiiert und gilt ab dem 1. September 2025 für die Herstellung, den Verkauf und die Verwendung von TPO-haltigen Produkten in allen EU-Mitgliedstaaten. Es umfasst 22 weitere CMR-Stoffe, die ähnlich reguliert werden. Im Gegensatz dazu erlaubt die USA TPO bis zu einer Konzentration von 5 Prozent, da dort ein risikobasierter Ansatz angewendet wird, der reale Nutzungsbedingungen berücksichtigt. Es gibt keine Übergangsfrist für bestehende Lagerbestände, was eine sofortige Umsetzung erzwingt.
Für die Nagelindustrie, die TPO in bis zu 95 Prozent der UV-Gel-Lacke einsetzt, bedeutet das Verbot eine umfassende Umstrukturierung. Hersteller müssen ihre Formulierungen anpassen und auf Alternativen wie TPO-L (Trimethylbenzoyl Phenylphosphinate) oder BAPO (Bis-Acylphosphine Oxide) umsteigen. Dies erfordert umfangreiche Tests auf Stabilität, Wirksamkeit und Sicherheit, einschließlich neuer Registrierungen bei Behörden.
Kleine Unternehmen und Nagelstudios stehen vor Herausforderungen: Sie müssen Inventare überprüfen, TPO-haltige Produkte entsorgen und neue Ware beschaffen, was zu höheren Kosten und potenziellen Lieferengpässen führt. Marken wie „Kinetics“ haben bereits TPO-freie Linien eingeführt, aber die Umstellung könnte die Produktqualität beeinflussen – Alternativen härten möglicherweise schneller aus oder erzeugen mehr Wärme während der Aushärtung. Insgesamt könnte dies Innovationen anregen, birgt aber Risiken für den Wettbewerb, insbesondere in Ländern mit kleinerer Industrie wie Zypern. Das Verbot könnte auch globale Auswirkungen haben, da ähnliche Regelungen im Vereinigten Königreich für 2026 geplant sind.
Eine Mitarbeiterin begutachtet die aufgesetzten Nägel einer Kundin.
Kunden, die regelmäßig Gel-Maniküren nutzen, werden direkt betroffen sein: Ab dem 1. September 2025 dürfen TPO-haltige Produkte nicht mehr verwendet werden, was zu einer Umstellung auf Alternativen führt. Dies könnte die Auswahl einschränken und Preise erhöhen, da Reformulierungen teuer sind und Kosten an Verbraucher weitergegeben werden.
Mögliche Nachteile umfassen eine veränderte Anwendung: Neue Photoinitiatoren könnten mehr Hitze erzeugen, was Unbehagen verursacht, oder eine kürzere Haltbarkeit der Maniküre zur Folge haben. Positiv könnte die Regulierung zu sichereren Produkten führen, obwohl reale Risiken bei typischer Nutzung als minimal gelten.
Insgesamt greift die EU in den Alltag ein, indem sie Schönheitsroutinen reguliert, was Verbrauchern Mehrkosten aufbürden könnte, aber auch bei Betreibern von Studios zu Frustration über bürokratische Vorgaben und Inventarüberprüfung führen dürfte.
Für deutsche Nagelstudios, von denen es schätzungsweise Tausende gibt und die oft kleine Unternehmen oder Ein-Person-Betrieben sind, bedeutet das TPO-Verbot eine weitere bürokratische Last in einer ohnehin stark regulierten und kontrollierten Branche.
Bei den Terminen werden oft UV-Lampen eingesetzt.
Ab dem 1. September 2025 müssen sie nicht nur ihre Produkte umstellen, Inventare entsorgen und auf teurere Alternativen umsteigen, was Kosten in die Höhe treibt und kleinere Studios an den Rand der Rentabilität bringen könnte, sondern sie riskieren zusätzliche Strafen bei Nichteinhaltung der EU-Vorschriften – ein Eingriff, der die ohnehin knappen Margen weiter drückt.
Hinzu kommt, dass sich viele Nagelstudios in Deutschland bereits häufig staatlicher Kontrolle entziehen. Sie sind immer wieder Ziel von Razzien, weil Ermittler dort Schwarzarbeit, illegale Beschäftigte oder Lohndumping vermuten. Allein in NRW wurden 2019 in 27 Studios 26 illegale Arbeiter entdeckt, darunter Minderjährige, und aktuelle Gesetze aus 2025 klassifizieren die Branche als „Hotspot“ für Schwarzarbeit.
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