
Bei der Wahl der Vorsitzenden auf dem SPD-Parteitag in Berlin hat Vizekanzler und Parteichef Lars Klingbeil eine heftige Niederlage einstecken müssen. Nur 64,9 Prozent stimmten für Klingbeil, der ohne Gegenkandidaten antrat. Seine Co-Bewerberin Bärbel Bas erhielt 95 Prozent.
Das Ergebnis ist eine herbe Klatsche für Klingbeil – 2021 erhielt der Politiker bei seiner Wahl zum Vorsitzenden noch 86,3 Prozent. Insgesamt holt er eines der schlechtesten Ergebnisse, die ein SPD-Vorsitzender jemals erzielt hat – nur Oskar Lafontaine bekam 1995 noch ein knapp schlechteres.
Das Votum ist als klare Kritik der Partei an Klingbeils Machtstreben zu verstehen. Der Vorsitzende, der qua Amt für die historische Niederlage bei der Bundestagswahl im Februar verantwortlich war, hatte nach der Wahl alle Macht an sich gerissen und die Co-Chefin Esken gleichzeitig verdrängt. Erst griff Klingbeil eilig nach dem Fraktionsvorsitz, um diesen dann zugunsten des Finanzministeriums und der Vizekanzlerschaft abzugeben – ein Vorgang, der viele Genossen vor den Kopf gestoßen hatte.