
In der Sat.1-Sendung „Kannste (nochmal) Kanzler?“ stellten sich am Donnerstag Bundeskanzler Olaf Scholz und der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz den Fragen von 18 Schülerinnen und Schülern im Alter von sieben bis 14 Jahren. Als Erster war Bundeskanzler Scholz an der Reihe, sich den Schülern zu stellen. Beide taten sich schwer, vor den Kindern locker und souverän zu wirken.
Beide Politiker mussten sich der Herausforderung stellen, innerhalb von 60 Sekunden den Begriff „Schuldenbremse“ zu erklären – eine Aufgabe, die besonders für die jungen Zuhörer anspruchsvoll war. Scholz nutzte die Tafel und schien den Punkt getroffen zu haben: Fast alle Kinder signalisierten mit grünen Symbolen, dass sie es verstanden hatten.
Friedrich Merz hingegen wählte einen anderen Ansatz. Mit ruhiger Hand zeichnete er eine Bremsscheibe und schrieb „Grundgesetz“ dazu. Doch seine Erklärung schien nicht ganz so klar – vier Kinder gaben an, es nicht verstanden zu haben. Merz nahm es gelassen: „Damit bin ich ganz zufrieden.“
Gleich zu Beginn erklärte Scholz, dass man die Ampel-Koalition wohl „früher beenden“ hätte sollen. Gleichzeitig verteidigte er die frühere Bundesregierung, die sich nicht nur gestritten, sondern auch oft geeinigt habe. Auf die angespannte wirtschaftliche Lage angesprochen, führte Scholz verschiedene Gründe an. Der Ukraine-Krieg habe die Lage verschärft, gleichzeitig setze Deutschland auf den Umbau hin zu erneuerbaren Energien – ein notwendiger, aber herausfordernder Schritt. Um Unternehmen zu unterstützen, müsse man ihnen ermöglichen, „dass sie investieren können“, betonte er und verwies auf seine „Made in Germany“-Initiative.
Während der Kanzler betonte, dass er stabile Renten sichern wolle, lenkte er den Blick auf die Finanzpläne seines Herausforderers. Ein Punkt war ihm besonders wichtig: Für nötige Investitionen müssten höhere Steuern von den „reichen 1 Prozent“ eingefordert werden – ein Ansatz, der von Merz wohl kaum geteilt wird.
Beim Thema Migration stellte Scholz klar: Deutschland war und ist auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen. „Wir brauchen auch weiterhin Frauen und Männer, die zu uns kommen und mit anpacken“, betonte er. Er erinnerte an eine Erklärung eines Magdeburger Krankenhauses, das auf die vielen Pflegekräfte mit Migrationshintergrund aufmerksam gemacht hatte.
Ein Kind wollte es genau wissen: Würde Russland überhaupt merken, wenn die Raketen aus Deutschland stammen? „Explodiert ist doch explodiert“, lautete die provokante Nachfrage. Scholz erklärte, dass man dies technisch nachvollziehen könne. Während er die bisherigen Waffenlieferungen Deutschlands betonte, stellte er klar: Die Taurus-Raketen werde er nicht liefern. „Denn dann weiß man nicht, was passiert“ – er wolle nicht riskieren, dass der Krieg sich auf Deutschland ausweite.
Nach dem Kanzler war der Oppositionsführer an der Reihe. Merz wurde ebenfalls mit der Ukraine-Frage konfrontiert. Ein Kind äußerte Angst vor Krieg – ob er denn die Taurus-Raketen liefern würde? „Angst vor Putin zu haben, ist der schlechteste Ratgeber“, meinte Merz. Es gehe darum, Stärke zu zeigen, um Frieden zu sichern. Zudem warnte er, dass Russland bereits eine hybride Kriegsführung gegen Deutschland führe.
Als das Thema Wehrpflicht aufkam, wurde es ernst. Ein Junge erklärte, er wolle mit 18 nicht zur Waffe greifen. Merz betonte, dass die Union einen sozialen Pflichtdienst einführen wolle – nicht zwingend beim Militär. „Ich hab jetzt eigentlich keine Lust, im Krieg zu sterben“, stellte ein anderes Kind klar. Merz versicherte, dass es nicht darum gehe, junge Menschen in den Krieg zu schicken.Ein syrischstämmiger Junge sprach Merz auf seine früheren „Pascha“-Äußerungen an und erklärte, dass er sich dadurch stigmatisiert fühle. Merz verteidigte sich damit, dass er lediglich eine Geschichte von zwei Lehrerinnen wiedergegeben habe. Der Junge ließ das nicht ganz so stehen: „Das klang nicht so.“ Deutlicher wurde Merz, als es um die AfD ging: Eine Zusammenarbeit mit der Partei schloss er kategorisch aus. „Ich will mit diesen Leuten nichts zu tun haben. Und das bleibt auch so.“
Beim Thema Migration betonte Scholz, dass ausländische Arbeitskräfte Deutschland bereits in der Vergangenheit stark gemacht hätten – und dass sie auch weiterhin gebraucht würden. Er verwies auf ein Krankenhaus in Magdeburg, das nach dem Attentat im Dezember auf die große Zahl an Pflegekräften mit Migrationshintergrund aufmerksam gemacht hatte.