
Veronika Grimm, Professorin an der Technischen Universität Nürnberg, gehört zum Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, sie ist eine der „fünf Wirtschaftsweisen“. Ihr Wort hat in Wirtschaftsfragen großes Gewicht.
NIUS dokumentiert ihre wichtigsten Aussagen zur aktuellen Lage aus Bild, Welt und Neue Zürcher Zeitung:
Grimm: „Ich habe natürlich keine Glaskugel. Aber klar ist: Dafür muss die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft konsequent verbessern. Man muss sich von der Hoffnung verabschieden, dass Wirtschaft nur Psychologie ist und die Leute nur wieder fest genug glauben müssen, dass es aufwärts geht. So einfach ist das leider nicht. Die Politik muss an harte Standortfaktoren ran. Vieles wird eher ein Marathon als ein Sprint. Allerdings könnten Investitionen wieder anspringen, sobald Reformen glaubhaft angekündigt sind.“
Grimm bei der Präsentation des Frühjahrsgutachten 2025 der Wirtschaftsweisen.
„Ich würde den Mindestlohn nicht erhöhen. Wenn wir jetzt das Lohngefüge noch mal nach oben verschieben in einer Situation, wo die Arbeitsproduktivität ohnehin niedrig ist, dann haben wir perspektivisch in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ein Problem. Dann kommt die Volkswirtschaft unter Druck.“
„Wir brauchen mehr Innovation und technischen Fortschritt. Die Unternehmen müssen Deutschland wieder als attraktiven Standort wahrnehmen, an dem wichtige Regeln, etwa mit Blick auf einen funktionierenden Wettbewerb, durchgesetzt werden, aber gleichzeitig die Innovationskraft nicht erstickt wird. Wir brauchen auch eine schnellere Entwicklung von technischen Standards, die wichtige Leitplanken sind, um neue Produkte in den Markt zu bringen.“
„Die Wirtschaft ist schon unter Druck. Es wird abgebaut. Das führt nicht immer zu Entlassungen, sondern dazu, dass nicht wieder eingestellt wird, wenn Menschen ausscheiden. Aber wir sehen eben schon, dass die Beschäftigung runtergeht in der Industrie und ansteigt im Gesundheitssektor, im öffentlichen Dienst. Das ist keine gesunde Entwicklung. Wir müssen dafür sorgen, dass im öffentlichen Dienst und in der Pflege mehr automatisiert wird, der Bedarf an Beschäftigten reduziert wird.“
„Man sieht Merz in Europa viel mehr interagieren, man sieht diese Reisen in die Ukraine. Man sieht in der Energiepolitik, dass klare Entscheidungen getroffen werden sollen. Wenn man erwartet, dass es diese Regierung schafft, tatsächlich wichtige Entscheidungen zu treffen, dann ist das natürlich auch etwas, was Unternehmen dazu veranlasst, hier zu investieren.“
Bundeskanzler Friedrich Merz beim Tag der Bauindustrie 2025.
„Idealerweise sollten Rentner sich darauf einstellen, dass es kleinere Einsparungen geben muss. Die Lösungen bei der Rente liegen seit langem auf dem Tisch. Den Renteneintritt langsam ansteigen lassen, also proportional zur Lebenserwartung. Eine Koppelung wäre gut, dass man das nicht immer diskutieren muss. Das bedeutet nicht, dass wir gleich bei 70 sind. Also innerhalb von acht Jahren auf 68 kommen zum Beispiel. Man könnte die Bestandsrenten mit den Preissteigerungen ansteigen lassen und nicht mit den Löhnen.“
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