
Leonhard Birnbaum, Chef des größten deutschen Energieunternehmens Eon, hat in einem am Donnerstag erschienen Gastbeitrag für die Welt, deutlich gegen die Energiewende in ihrer aktuellen Form ausgeteilt: „Ein wild gewachsenes Energiesystem schreibt eine verdammt teure Rechnung“, meinte Birnbaum direkt zu Anfang.
Für die notwendigen Reformen nimmt er nun vor allem die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz in die Pflicht: Von ihr erwartet er „Mut und Konsequenz“. Insbesondere die SPD kritisierte er in diesem Zusammenhang – etwa wegen ihres Festhaltens am aktuellen Rentensystem: „Die Sozialdemokraten versuchen zurzeit den Status quo möglichst lange mit immer höheren Staatszuschüssen einzufrieren. Das wird nicht funktionieren.“ Das Vorgehen der SPD bezeichnet er als „unverantwortlich“.
Ähnliche Reformbedürftigkeit sieht er bei der Energiepolitik: Die Energiewende bräuchte ebenfalls wie das Rentensystem einen „beherzten Neustart“. „Es ist etwas faul mit der Art und Weise, wie Deutschland die Energiewende vorantreibt“, schreibt der Manager. Man würde nicht auf die Kosten achten, die am Ende die Allgemeinheit mit ihrer jährlichen Stromrechnung zahlt.
„Energiewende um jeden Preis – das war zumindest bislang das Motto. Und das Gefühl der Menschen trügt nicht: Die Art, wie wir in Deutschland in den letzten Jahren unsere Klimaziele verfolgt haben, war zu ineffizient und zu teuer“, rechnet Birnbaum mit der Energiepolitik der letzten Jahre ab. So würden ungesteuert Windparks gebaut werden und das auch noch dort, „wo sie niemand braucht und das Netz schon jetzt vollkommen am Limit ist.“ Auch kritisiert die fehlende Nutzung der Flexibilitätspotenziale im Netz und die hinterherhinkende Digitalisierung der Zählertechnologie.
Doch Birnbaum lobt die Regierung auch und zeigt sich hoffnungsvoll: So begrüßt er das massive Schuldenpaket, das Bundeskanzler Friedrich Merz in Form eines Sondervermögens noch vor seiner Wahl durch den abgewählten Bundestag gehievt hatte. Dass die so aufgenommenen Schulden die zukünftigen Generationen massiv belasten werden, scheint dem Unternehmer nichts auszumachen: Die Regierung habe „den Spielraum gewonnen, entschlossene Reform-Schritte zu unternehmen, um den ‚Patienten‘ Deutschland zu kurieren“.