
Die Energiewende in ihrer derzeitigen Ausgestaltung droht Deutschland wirtschaftlich zu überfordern. Eine im Auftrag der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) erstellte Studie zeigt: Bis 2049 summieren sich die Kosten für Unternehmen, Haushalte und das gesamte Energiesystem auf bis zu 5,4 Billionen Euro.
„Die Zahlen zeigen: Mit der aktuellen Politik ist die Energiewende nicht zu stemmen“, warnt DIHK-Präsident Peter Adrian. „Dabei funktioniert die Energiewende nur mit einer leistungsfähigen Wirtschaft.“
Die von der Beratungsfirma Frontier Economics erarbeitete Studie mit dem Titel „Neue Wege für die Energiewende (Plan B)“ macht deutlich, dass sich die privaten Investitionen in Energie, Industrie, Gebäude und Verkehr mehr als verdoppeln müssten. Während im Schnitt der Jahre 2020 bis 2024 rund 82 Milliarden Euro jährlich in diese Sektoren flossen, wären es 2035 mindestens 113 bis 316 Milliarden Euro.
Zum Vergleich: Die gesamten privaten Investitionen in Deutschland betrugen 2024 etwa 770 Milliarden Euro. Für die Energiewende wäre ein Anstieg um 15 bis 41 Prozent notwendig.
Adrian betont, dass diesen Summen oft kein direkter Ertrag gegenüberstehe: „Die Belastung von Unternehmen und Bevölkerung erreicht jedoch ein Niveau, das unseren Wirtschaftsstandort, unseren Wohlstand und damit auch die Akzeptanz der Energiewende gefährdet.“
Jährliche Investitionsbedarfe der Energiewende auf Basis einer Meta-Analyse von zehn Studien
Laut der Studie steigen die Energiesystemkosten in den kommenden Jahrzehnten dramatisch an. Neben Investitionen in heimische Energieerzeugung und Netzinfrastrukturen schlagen auch laufende Kosten für Netze, Kraftwerke und Importe zu Buche. Allein für Energieimporte werden zwischen 2025 und 2049 bis zu 2,3 Billionen Euro fällig. Weitere Posten: 1,2 Billionen Euro für Netzkosten, 1,1 bis 1,5 Billionen Euro für Investitionen in die Erzeugung und rund 500 Milliarden Euro für den Betrieb von Anlagen.
Adrian warnt vor einem gefährlichen Kurs: „Ein zu hoher Transformationsdruck in Form unrealistischer Vorgaben führt zu extrem hohen und weiter steigenden Kosten, Fehlallokationen und Ineffizienzen.“
Gesamtkosten des Energiesystems durch die Energiewende bei einer Fortsetzung des Status quo, 2025-2049
Schon heute zeigen sich Folgen: „Energieintensive Unternehmen verlagern ihre Produktion und damit Arbeitsplätze schon jetzt verstärkt ins Ausland“, erklärt Adrian.
Sein Fazit ist eindeutig: „Wenn wir den aktuellen Weg der Energiepolitik unter diesen Vorgaben weitergehen, gefährden wir nicht nur den Wirtschaftsstandort Deutschland, sondern erweisen auch dem notwendigen Ziel der Klimaneutralität einen Bärendienst.“
Die DIHK fordert daher ein Umdenken in der Energiepolitik – andernfalls drohen steigende Kosten, sinkende Wettbewerbsfähigkeit und ein wachsender Exodus deutscher Industrie.