Hedgefonds gegen Energiewende: Die Wall Street wettet auf den grünen Untergang – und setzt voll auf Kohle und Öl ...

vor 9 Monaten

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Er sollte das Klima schützen, CO2 sparen, günstigen Strom in ärmere Länder bringen und zudem noch für ein Wirtschaftswunder in Deutschland sorgen: der Wandel hin zu grüner Energie aus Wind und Sonne und elektrischer Mobilität.

Der grüne Hype, die übervollen Auftragsbücher für Hersteller von Windmühlen und Solar-Panels, der Boom bei E-Autos, die Demonstrationen Hunderttausender „Fridays for Future“-Kids haben ihren Zenit jedoch längst überschritten. Nicht in den Sonntagsreden der Politiker zwar, auch nicht in ihren Plänen, grüne Projekte mit Steuer-Milliarden zu subventionieren.

Erkennbar wird der Abbruch des grünen Hypes jedoch am glaubhaftesten Indikator: dem Fluss des Geldes.

Die weltberühmte Wall Street in New York, das Finanzzentrum der USA

Eine große Analyse des weltweit angesehenen Finanzdienstleisters Bloomberg zeigt, dass die große Mehrheit der großen, aktiv verwalteten Investmentfonds gegen die grüne Zukunft wetten. „Shorten“ nennt man es in der Investment-Sprache, wenn Anleger auf fallende Kurse wetten – und genau das tun Milliarden-schwere Hedgefonds an der Wall Street mit Blick auf Solar-Energie, Speichertechnologien und E-Autos.

„Der Wandel des Energiesystems scheitert gerade, er wird scheitern“, sagt etwa Barry Norris, Gründer und Chef-Investor des britischen Hedgefonds „Argonaut Capital Partners“. Er prognostiziert, dass fossile Energien wie Kohle, Öl und Gas notwendige und somit langfristig verlässliche Energiequellen sein werden. Seine Erklärung: der unaufhaltsam wachsende Energiehunger von Riesen-Nationen wie Indien und China.

Während Erneuerbare Energie-Unternehmen einbrechen, ziehen Öl-Unternehmen an.

Der Zenit der grünen Energie-Wirtschaft war Anfang des Jahres 2021 erreicht. Seither hat der Aktien-Index „S&P Global Clean Energy“, der die Entwicklung von circa 100 börsennotierten Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien bündelt, 60 Prozent an Wert verloren. Im selben Zeitraum hat der „S&P Global Oil Index“ um mehr als 60 Prozent hinzugewonnen – sogar deutlich mehr als der weltweit gestreute Index „MSCI World“.

Heißt zusammengefasst: Öl-Firmen wachsen schneller als die Weltwirtschaft, während grüne Energie-Unternehmen an der Börse eingebrochen sind.

Die Wanderung des Geldes führt seit mehr als 3 Jahren schnurstracks weg von grüner, hin zu fossiler Energiegewinnung – und in den vergangenen Wochen und Monaten mehr und mehr auch in Milliarden-schwere Wetten gegen grüne Energie.

Hauptauslöser, so die Bloomberg-Analyse: Grüne Energieträger haben sich als bei weitem nicht so lukrativ und schnell wachsend herausgestellt, wie zunächst versprochen und erhofft. „Wir haben jahrelang auf den Wendepunkt gewartet“, wird Renaud Saleur, Gründer und Chef des Hedgefonds „Anaconda Invest“, zitiert, der ursprünglich den Plan hatte, in grüne Investments zu gehen. Weiter sagt er: „Aber wir sehen den Wendepunkt noch nicht.“ Die hohe Inflation und in der Folge hohe Zinsen haben die Finanzierung von Großprojekten in Europa und den USA erheblich erschwert und teilweise zum Platzen gebracht. Gerade in den USA sind grüne Investments inzwischen auch als „woke“, antikapitalistische Verschwörung verschrien.

Das zweite große Problem, das Fondsmanager sehen: Viele Komponenten, Grund- und Vorprodukte stammen aus China, das sich derzeit auf dem Weg in einen Handelskrieg mit den USA und Europa befindet.

Die EU hat sich vor kurzem dazu entschlossen, Zölle auf Elektroautos aus China zu erheben. Auch Donald Trump hatte angekündigt, sollte er zum US-Präsidenten gewählt werden, mit Zöllen auf Importe aus China arbeiten und die Preise für Benzin senken zu wollen. Die Furcht vor einem echten Handelskrieg geht um, der billigen Nachschub aus China verhindern soll und Investments in grüne Technologien hemmt. „Geopolitik ist einer der Hauptgründe, warum das Thema Energiewende nicht funktioniert“, sagt Kerry Goh, CEO von „Kamet Capital Partners“. Und weiter: „China hat eine dominante Position in den meisten Bereichen und Zölle verderben die Investments.“

Gerade in der Solarbranche, in der China derzeit beinahe eine Monopolstellung hat, sind die Wetten auf sinkende Kurse in den vergangene Monaten in die Höhe geschossen. Bei 77 Prozent der Hedgefonds überwiegen die Wetten auf fallende Kurse – im ersten Quartal 2021, als der grüne Hype auf dem Höhepunkt war, waren es 33 Prozent. Per Lekander, Gründer des 2,7 Milliarden Dollar schweren Londoner Hedgefonds „Clean Energy Transition“ sagte Bloomberg: „Solar ist wahrscheinlich strukturell angeschlagen. Ich glaube, es gibt Nischen, aber wo auch immer China stark ist, bin ich skeptisch.“ Sein Rat: „Wenn China dominiert, hau ab!“

Auch bei E-Autos wetten mehr als die Hälfte der Fonds (55 Prozent) auf fallende Kurse, 2021 waren es 35 Prozent. „Ich sage nicht, dass Elektroautos für immer tot sind, ich sage nur, dass das Wachstum länger ist und die Unternehmen über-investiert haben“, sagt Lakender, der auch auf fallende Kurse für Akku-Systeme setzt.

Ein anderes Bild zeigt sich bei fossilen Energien: Bei Unternehmen, die mit Kohle, Öl und Gas arbeiten, setzten die Hedgefonds mehrheitlich auf steigende Kurse. Bei Öl bestehe lediglich „ein kurzfristiges Risiko für steigende Preise, weil die Vorräte knapp sind“, zitiert Bloomberg Pierre Andurand vom gleichnamigen Fonds. Der Run auf die Fossilen sei damit zu erklären, dass der Energiebedarf weltweit ansteige – vor allem in China und Indien. Parallel dazu sei Kohle trotz des CO2-Preises in der EU derzeit günstiger als vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges.

Beim wegen der Erneuerbaren Energien dringend notwendigen Ausbau von Stromtrassen, wettet das schnelle Geld der Wall Street auf steigende Kurse.

Die einzigen beiden Teile der grünen Energiewende, die von den Fonds als lukrativ betrachtet werden, sind Windenergie und der Ausbau der Strom-Netze. „Der Bedarf ist da“, sagt Lakender. Gerade der Ausbau der Strom-Netze in den USA und Europa wird für zahlreiche Milliarden-schwere Aufträge sorgen, nachdem dieser durch den massenhaften Zubau von Windmühlen und Solar-Panels obligatorisch ist, um den grünen Strom auch zum Verbraucher zu bekommen. Allein in Deutschland werden dafür laut Bundesnetzagentur in den kommenden 20 Jahren Aufträge in Höhe von 450 Milliarden Euro vergeben werden müssen.

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